Seit Monaten ist die Inflation in ganz Europa, insbesondere aber in Österreich, beunruhigend hoch. Viele müssen den Gürtel enger schnallen, auch der Mittelstand spürt die Teuerung zunehmend, vor allem durch hohe Energie-, Miet- und Lebensmittelpreise. Steigende Kreditzinsen belasten die Haushaltsbudgets zusätzlich.
Die Folgen liegen auf der Hand: Am Konto bleibt gegen Ende des Monats erschreckend wenig übrig. Eine Nachzahlung etwa für Energie oder eine notwendige Ersatzbeschaffung eines Haushaltsgerätes kann das Monatsbudget dann leicht sprengen.
Aktuelle Sollzinsen und historische Entwicklung
Denn nun geht es für die Banken ans Geldverdienen: Wer ins Minus rutscht, zahlt Überziehungszinsen, auch Dispo- oder Sollzinsen genannt. Und das nicht zu knapp. Wir haben uns in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisch zu diesen Praktiken der Banken geäußert.
In Zeiten der Teuerung ist es aus unserer Sicht aber doppelt perfide, die Sollzinsen nach oben zu schrauben. Gerade weil immer mehr Menschen versucht oder gezwungen sind, die Überziehungsmöglichkeit am Girokonto in Anspruch zu nehmen, um bis zur nächsten Gehaltszahlung über die Runden zu kommen.
Was sind Habenzinsen?
Wer einer Bank Geld leiht, also auf ein Konto einzahlt, bekommt im Gegenzug (Gut-)Habenzinsen. Seit einigen Jahren sind das kaum wahrnehmbare Prozentsätze von 0,0x Prozent ("Nullzinslandschaft").
Was sind Sollzinsen?
Wer hingegen sein Konto überzieht, also ins Minus rutscht, muss Sollzinsen zahlen. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn man wird in diesem Fall vom Gläubiger zum Schuldner. Doch zwischen Habenzins und Sollzins liegen Welten. Sollzinsen liegen oft deutlich über zehn Prozent.
Zinssatz für Kredite
Um die hohen Inflationsraten zu bekämpfen, hebt die Europäische Zentralbank seit Mitte des Jahres 2022 den Leitzins in regelmäßigen Abständen an. Von null auf mittlerweile 4,25 Prozent. Parallel dazu steigen seit einigen Monaten die Zinsen für Kredite merkbar an - was Häuslbauer:innen unter Druck bringt.
Und wie sieht es mit den Einlagenzinsen für Spar- und Girokonto aus? Sie steigen, zurückhaltend ausgedrückt, nur sehr moderat. Oft sind sie sogar als Lockangebote getarnt, die nach wenigen Monaten auslaufen.
Konto überziehen - Wieviel Zinsen kostet es?
Wir wollten uns vor dem Hintergrund der Teuerung ein Bild davon machen, wie es die Banken derzeit mit den Sollzinsen halten, inklusive historischer Betrachtung.
In Zusammenarbeit mit der Vergleichsplattform Durchblicker haben wir sieben Banken und ihre Angebote ein Jahr lang beobachtet. Darunter befanden sich Girokonto Angebote von:
- Bank99
- Bank Austria
- Bawag
- Dadat
- Easybank
- Erste Bank
- N26
- Raiffeisen
Wie bereits erwähnt, sind die Leitzinsen in diesem Zeitraum um rund vier Prozent gestiegen. Die dahinterstehende Geldmarktlogik wäre, diese Zinserhöhung brühwarm an die Sollzinskund:innen weiterzugeben.
Ganz nach dem Motto: Da kann ja keiner was dagegen sagen. Aber wir tun es! Abgesehen davon, dass die Einlagenzinsen bei Weitem nicht in diesem Ausmaß steigen, drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Banken hier mit der Not der Menschen durch die Teuerung ein lukratives Geschäftsmodell schaffen.
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Bei der BAWAG geht es noch schlimmer!
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