Die Teuerung hat dazu geführt, dass viele den Gürtel spürbar enger schnallen mussten. Ein Effekt: Laut Nationalbank steigt die Nachfrage nach Konsumkrediten seit Ende 2021 an – die Konsumschulden wachsen in Österreich also.
Gerade die herannahende Adventzeit kann angespannte Haushaltsbudgets endgültig zum Eskalieren bringen. Dann, wenn Geschenke auf Pump gekauft werden. Auch wenn es vielleicht schmerzhaft ist, nichts (Materielles) zu schenken: Von weihnachtlichen Konsumkrediten raten wir ganz klar ab!
Ein Stück Unabhängigkeit?
Die Finanzinstitute waren immer schon geschickt darin, ihre „Sofort-Kredite“ in ein positives Licht zu rücken: als ein Stück Unabhängigkeit, einen Schritt Richtung (finanzielle) Freiheit. Kosten und Risiken werden dabei gern heruntergespielt.
Konsumkredite sind ein gutes Geschäft – allerdings nicht für die Schuldner. Das wissen nicht nur die Banken, sondern auch Zahlungsanbieter wie Klarna oder Paypal. Letztere haben seit geraumer Zeit eigene Online-Finanzierungsangebote im Programm.
Buy now, pay later
Die neueste Entwicklung heißt „Buy now, pay later“ – also „Kauf jetzt, zahl später“. Dabei wird zum Beispiel 30 Tage Zahlungsaufschub gewährt, bevor der Kaufbetrag fällig wird. Wer dann nicht zahlen kann bzw. längere Ratenvereinbarungen abschließt, ist schnell mit sehr hohen Zinsen konfrontiert.
Paypal preist das Produkt, das aktuell in Österreich (noch) nicht ausgerollt ist, zum Beispiel mit dem Slogan „Flexibilität, die zu dir passt“ an. Es werden also marketingtechnisch alle Register gezogen, um die bisweilen klamme Kundschaft möglichst in Sicherheit zu wiegen.
Und die Konditionen? Klarna erwähnt 14,79 % effektiven Jahreszins. Diese Information überhaupt ausfindig zu machen, ist schwierig. Bei „Cashpresso“, einem sehr ähnlich aufgebauten Produkt der heimischen Raiffeisenbank International (RBI), sind es 13,99 %. Auch bei Cashpresso wird Transparenz nicht gerade großgeschrieben, denn diese Angabe findet man erst, wenn man sich den Vertrag anzeigen lässt. Und wer tut das schon beim schnellen Online-Shopping?
Bankübliche Kredite liegen derzeit (Erhebungszeitraum Mitte September) zwischen 4,5 und 8,5 %. Also klar darunter.
Online ist – klick, klick – vielleicht bequemer, aber wohl offenkundig deutlich teurer.
Konsumkredit: Nur in Ausnahmefällen!
Aber egal ob „klassischer“ Kredit oder „Pay later“: Richtig prekär wird es, wenn man den Überblick über seine laufenden Kredite verliert, wenn Mahnungen und Inkassobüros ins Spiel kommen. Dann nämlich dreht sich die Schuldenspirale immer schneller.
Deshalb raten wir, Konsumkredite wirklich nur in Ausnahmefällen in Anspruch zu nehmen. Zum Beispiel dann, wenn der Kühlschrank den Geist aufgegeben hat und es keine andere Möglichkeit gibt, ein neues Gerät zu finanzieren.
Die zentrale Frage, die man sich stellen sollte, ist: Brauche ich den Konsumartikel jetzt, oder kann ich noch ein paar Monate warten, bis ich wieder einen finanziellen Spielraum habe?
Unser Tipp: Generell lebt es sich mit einem Finanzpolster in Höhe von drei Monatsgehältern (netto) deutlich entspannter. Denn dann ist man finanziell wirklich flexibel. Zumindest flexibler, als es die Lockangebote von Kurzzeitfinanzierungen suggerieren.
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