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Betrugsplattformen im Internet - Dubiose "Geldanlage"-Portale

Sie wirken seriös, sind aber höchst dubios: "Geldanlage"-Portale im Internet ziehen den Leuten das Geld aus der Tasche. Im schlimmsten Fall droht der finanzielle Ruin.

Bild: treety / Shutterstock.com

Anrufe von falschen "Anlageberatern"

Sie heißt Anna. Oder vielleicht Emilia. Ihre Telefonstimme: interessant, freundlich, mit leichtem Akzent. Oder aber auch akzentfrei. Sie fragt nach dem werten Befinden, will Smalltalk machen. Wer ist sie denn bitteschön und was will sie? Sie sagt, sie sei eine Kundenbetreuerin eines Internet-Anlageportals und habe da eine tolle, wasserdichte Investitionsgelegenheit. "Soso, nein danke, kein Bedarf." Ein paar Tage später wieder ein Anruf. Diesmal Frank, ein männlicher "Anlageberater". Man habe ja schon mit einer Kollegin gesprochen und ein Produkt abgeschlossen. "Wie bitte, was habe ich?" Man wird unsicher. "Nein, das habe ich ­sicher nicht!" Das Abblocken wird schärfer: "Kein Interesse!" Woher hat er überhaupt die Telefon­nummer? "Löscht mich aus eurer Liste!" Danach noch wochenlang SMS-Nachrichten, die auf ein Anlageportal im Internet zu lotsen versuchen.

Wer standhaft bleibt, mag diese Keilerei anmaßend und nervtötend finden, viel mehr ist aber nicht passiert. Doch wehe dem, der bei diesem Köder anbeißt! Im schlimmsten Fall droht der finanzielle Ruin.

Schaden in Milliardenhöhe

Internet-Mafia. Betrugsindustrie im Internet. Die Benennungen sind mannigfach, die Masche dahinter ist stets sehr ähnlich. Schätzungen gehen davon aus, dass der Schaden in die Milliarden geht. Allein in ­Europa. Die Geschädigten? Kleinanleger wie Sie und ich.

Derzeit, so scheint es, gehen diese dubiosen "Anlageprofis" wieder vermehrt auf Kunden­fang.

Betrügerische Internetportale

Es dürften wohl einige Hundert ­Internetseiten sein, mit im Grunde sehr ­ähnlicher Struktur und ähnlichen "Programmen". Der Schluss liegt nahe, dass die ­Hintermänner wohl oft gleich mehrere ­Seiten betreiben.

Klar, die Zeiten sind (wirtschaftlich) unsicher, herkömmliche Anlageprodukte werfen ­wenig Zinsen ab. Da ist die Verheißung vom schnellen Geld für manche Konsumenten umso verlockender. Beim Kundenfang wird schamlos übertrieben und auch versucht, mit falschen Botschaften Seriosität zu ­suggerieren. Skeptiker überzeugt man ­bisweilen mit Verschwörungstheorien.

Wie arbeiten diese Plattformen konkret und was ist das Geschäftsmodell dahinter? Die folgenden Beschreibungen sind exem­­p­larisch und können in der Praxis leicht ­abweichen. 


Foto: ECC-Net und Europäische Union

Dieser Artikel entstand im Rahmen der „Action 670702 – ECC-NET AT FPA“, für welche das Europäische Verbraucherzentrum Österreich Förderungen aus den Mitteln des Verbraucherprogramms der Europäischen Union (2014–2020) erhält.

E-Mail-Werbung mit Promis, (Online-)Schulungen

Mit Werbung locken

Ein beliebter Ansatz ist Internet-Werbung, sehr oft via E-Mail verbreitet. Zuletzt mehrte sich z.B. Werbung für Kryptowährung-­Investments, mit fingierten Interviews bzw. Erfahrungsberichten von Promis – z.B. ­müssen Arabella Kiesbauer, Dieter Bohlen oder Bill Gates ungefragt als Testimonials herhalten. Auch Geschäftsidee-Sendungen wie "Die Höhle der Löwen" oder "2 Minuten, 2 Millionen", die man aus dem Fernsehen kennt, dienen in den E-Mails oft als Lock­mittel. Oder Erfolgsgeschichten von Klein­investoren, natürlich alle frei erfunden. Manchmal heißt es gar, dass Regierungen das angepriesene "geheime" Investitions-System unterdrücken wollen, damit nicht zu viele Bürger reich werden.

Diese Art der Werbung zielt darauf ab, beim Konsumenten Interesse zu wecken. Alles klingt super, bleibt aber erst mal vage. Um herauszufinden, wie die Nummer läuft, muss man selbst aktiv werden.

Druck erhöhen

Ein Klick auf die Werbung und es erfolgt eine Umleitung auf eine auf den ersten Blick ­seriös wirkende Internetseite. Wer dort zu leichtgläubig E-Mail-Adresse und/oder ­Telefonnummer hinterlässt, dem droht Ungemach. Die Falle beginnt sich zu schließen.

Wie der Erfahrungsbericht ganz zu Beginn des Artikels zeigt, besorgen sich die dubiosen Akteure aber auch ganz einfach Listen von Telefonnummern, die sie dann durch­telefonieren – dieses Cold Calling (unverlangte Werbeanrufe) ist gesetzlich verboten.

Zurück zur Falle: Mehr oder weniger gut ­geschulte Verkäufer (präziser: Überzeuger) rufen an, versuchen, Vertrauen aufzubauen, und versprechen das Blaue vom Himmel: todsichere Investments, bei denen man schnell reich wird. Risikolos, manchmal ­sogar mit Gewinngarantie. Es müsse auch gar nicht mal so viel Startkapital investiert werden, heißt es.

Dubiose (Online-)Schulungen

Auch via Online-Portal, also ohne per­sönlichen Kontakt per Telefon, kann es zur ­Geschäftsanbahnung kommen. Hier werden gern üppige Boni ab einer bestimmten ­Einzahlungshöhe versprochen. Manchmal werden gleich noch (Online-)Schulungen feilgeboten. Dort soll dem ­Anleger das notwendige Wissen zum erfolgreichen Investieren vermittelt werden. Natürlich nicht kostenlos. Summa summarum eine verführerische Gemengelage aus (vorge­gaukelter) Seriosität und dem Versprechen vom schnellen Geld.

Drohungen

Manchmal, wenn der "Kunde" nicht will, wird freilich auch die Brechstange hervor­geholt, wie uns ein Konsument berichtete. ­Unzählige Anrufe, E-Mails, SMS, inklusive Drohungen – denn angeblich habe er durch das Anklicken der Internetseite schon einen bindenden Vertrag abgeschlossen – musste er erdulden. Erst durch die Ankündigung, sich an den VKI zu wenden, wenn die Belästigungen nicht endlich aufhören, kam das Ganze zum Stillstand. 

Rechtsverfolgung schwierig

Das Geld fließt ...

... aber nur in eine Richtung. Nämlich in die Taschen der Betreiber dieser dubiosen Plattformen. Wie läuft es zumeist ab? Die ersten Beträge werden "investiert", die Kunden­betreuer sprechen schon bald von super ­Gewinnen. Es laufe zu gut, um jetzt schon auszusteigen. Um noch mehr Gewinn zu ­machen, um wirklich reich und unabhängig zu werden, solle man Kapital nachschießen. Das „Guthaben“ wächst und wächst. Angeblich. Und dann ein Anruf: Alles ist weg. "Die Börsen haben verrückt gespielt. Aber kein Problem, das bekommen wir wieder hin, das System funktioniert, das haben Sie ja am Anfang selbst gesehen!" Was tun? Ja, da müsste dann doch gehörig mehr Geld nachgeschossen werden, um wieder aus der Verlustzone zu kommen. Vielleicht könne man ja einen Kredit dafür aufnehmen?

Das bittere Ende 

Dieses Spiel kann mehrmals ­wiederholt ­werden. Irgendwann wird der Anleger entweder die Reste seines Kapitals oder vielleicht ­sogar Gewinne ausbezahlt haben ­wollen. Das ist der Zeitpunkt, an dem dann zumeist die "Geschäftsbedingungen" zitiert werden. Eine Auszahlung sei z.B. erst möglich, wenn das Kapital oft ­genug investiert ­wurde. Das dauere noch ein paar Tage. Und bis dahin werde das Geld noch kräftig vermehrt! 
Irgendwann ist dann wirklich Schluss. Die bis dahin so tolle telefonische Betreuung ist nicht mehr erreichbar, Mails werden kaum noch beantwortet und wenn, dann mit ­Hinhaltetaktik und weiteren Ausreden. Am Ende gibt der Anleger entnervt auf, bekommt nur Teile seines Kapitals ­zurück oder die Plattform verschwindet komplett in der Versenkung.

Wird investiert? 

Ob das eingesetzte Kapital wirklich investiert wird, ist schwer zu verifizieren. Wahrscheinlich passiert das eher selten. Es geht vorrangig darum, den Leuten möglichst viel von ihrem Ersparten (und darüber hinaus) zu entlocken. Wenn investiert wird, dann sind es hauptsächlich höchst riskante ­Wetten auf Kursentwicklungen, z.B. von Aktien oder Rohstoffen (neudeutsch: CFD oder ­Differenzkontrakte). In Aktien oder in ­Rohstoffe selbst, wie bei einer "normalen" Börsentransaktion, wird nicht investiert. Wie auch, die versprochenen Renditen würden sich so nie und nimmer erzielen lassen.

Wir wollen nicht ausschließen, dass es ­seriöse Anbieter für solche CFD-Konstrukte gibt. Doch für Kleinanleger ist diese hoch spekulative Zockerei nicht geeignet. Insider berichten, dass mehr als drei Viertel der ­Anleger mit CFD Geld verlieren. Der einzige sichere Gewinner ist damit die Plattform selbst.

Wo bleibt die Aufsicht? 

Das Heimtückische an diesem System ist, dass der Anschein erweckt wird, es handle sich um reguläre Geldanlagen. Das ist nicht der Fall. Wie gesagt: Diese Plattformen ­investieren nicht – wenn sie überhaupt investieren – in Anlagegüter, sondern es werden Wetten abgeschlossen. Deshalb sind solche Portale auch keine Finanzdienstleister oder Anlagefirmen im herkömmlichen Sinn. Das bedeutet leider auch, dass die Finanzmarktaufsicht nicht zuständig ist. Da es sich bei derartigen Geschäften um wirtschaftliche ­Kontrakte handelt, sind sie zudem kein Glücksspiel im rechtlichen Sinne. Auch diese Aufsicht ist damit nicht zuständig.

Erschwerend kommt hinzu, dass bei solchen Onlineportalen meist keine dahinter­stehende Firma genannt wird. Oft ist nicht einmal ein Impressum vorhanden. Und wenn doch, sind es Kleinstfirmen mit Sitz im Ausland. Häufig an Orten, die eine Rechtsverfolgung oder auch nur die Durchsetzung eines Rückzahlungsanspruchs nahezu unmöglich machen.

VKI-Tipps

- Seien Sie skeptisch! Wer ­verspricht, Sie in kürzester Zeit reich machen zu können, lügt. Das geht bestenfalls mit Glücksspiel – verbunden mit dem Risiko, alles zu verlieren.

- Bleiben Sie standhaft! Lassen Sie sich zu nichts überreden. Die Verkäufer am ­Telefon sind gut geschult und mit allen Wassern gewaschen – Einschüchterungsversuche inklusive. Ignorieren Sie SMS (gleich löschen), legen Sie bei Anrufen auf. Die Ankündigung, den VKI („den österreichischen Konsumentenschutz“) einzuschalten, ­soll in der Vergangenheit schon Keiler verscheucht haben.

- Kein Impressum? Auf der Homepage des „Anlage-Portals“ finden sich keine Firmenangaben? Hier sollten die Alarmglocken ­schrillen – Finger weg! Die Werbe-E-Mails bzw. die Internetseiten sind immer recht ähnlich aufgebaut und gestaltet. Die Plattformen haben meist sehr verheißungsvoll klingende Namen wie z.B. BitcoinTrade, BTC Profit, CCFDbank oder Finmaxbo.

- Graubereich: Sie sind den Betrügern auf den Leim gegangen? Ziehen Sie die Reißleine! Eine Rechtsdurchsetzung ist in den meisten Fällen leider äußerst schwierig, bisweilen unmöglich. Juristisch befinden Sie sich in einem Graubereich. Finanzmarkt- bzw. Glücksspielaufsicht sind nicht zuständig. Auch wir können aus Ressourcengründen leider nicht in jedem Einzelfall tätig werden, allenfalls in besonderen Fällen eine rechtliche Prüfung vornehmen.

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