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Banken: zu alt für Kreditkarte - Mit 76 nicht kreditwürdig?

, aktualisiert am

Der 76-jährige Herbert F. (Name von der Redaktion geändert) staunte nicht schlecht, als ihm seine Bank mitteilte, dass er aus Altersgründen keine Kreditkarte mehr erhält.

„Ich bin seit 1975 bei der Bank X. und eine Kreditkarte habe ich, seit diese von der Bank vertrieben wird. Und nun verwehrt man mir die Ausstellung einer neuen Karte.“ Herr F. findet das diskriminierend, denn er fühlt sich nicht zu alt, um zu reisen und aktiv am Leben teilzunehmen.

Was sagt die Pressestelle dazu?

Ist man bei der Bank tatsächlich der Auffassung, dass Personen ab 75 nicht mehr kreditwürdig sind? Die Pressestelle reagierte darauf mit der Feststellung, dass bestehende Kreditkarten nicht gekündigt werden, sondern nur bei einer Umstellung (die in diesem Fall aus bankinternen Gründen erforderlich war). Bei Neuausstellung biete man Kunden über 85 Jahre oder Personen mit mangelnder Bonität eine Prepaid-Kreditkarte an.

Wer bekommt Prepaid-Karten?

Warum auch einem 76-jährigen langjährig treuen Kunden dieses Angebot gemacht wurde, konnte nicht geklärt werden; für Herrn F. fand sich aber letztlich eine individuelle Lösung. Übrigens: Prepaid-Karten bietet man üblicherweise Arbeitslosen oder Jugendlichen ohne Job an.

Was meinen Sie?

Sollen älteren Personen bestimmte Angebote vorenthalten werden, unabhängig davon, wie ihr finanzieller Background ist oder wie vertragstreu sie in der Vergangenheit waren?

Haben Sie – auch mit Unternehmen aus anderen Wirtschaftsbereichen – ähnliche Erfahrungen gemacht?

Schreiben Sie uns:

Kennwort „75+“
Redaktion KONSUMENT

1060 Wien
Linke Wienzeile 18
E-Mail: Mail an leserbriefe@konsument.at

Leserreaktionen

Diskriminiert bei Mietwagen

Bin zwar noch nicht 75+, hatte aber auch mit 71 ein unangenehmes Erlebnis bei der beabsichtigten Buchung eines Mietautos im Oman. Außer HERTZ und SIXT (dort mit Aufschlag ab 70 Jahren) kann man bei den meisten anderen Vermietern ab 69 Jahren aufwärts kein Auto mehr mieten!!

Diese unverschämte Diskriminierung habe ich zuerst bei Vermietern reklamiert: erfolglos, man macht es halt so. Da es sich großteils um europäische Muttergesellschaften handelt, habe ich dann die Gleichbehandlungsstelle in Österreich kontaktiert: kein Erfolg, Antidiskriminierung gilt nicht für den Geschäftsbereich, EU müsse handeln.

Daher Schreiben an EU, Antwort: sehr rasch aber mit Unmengen von komplizierten Texten verlinkt, jedenfalls man arbeite in diese Richtung. Personen, die im vollen Besitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sind, dürften nach der Meinung etlicher europäischer Unternehmen offensichtlich schon zu debil sein, um ein Fahrzeug zu lenken. Das schert keine Antidiskriminierungsfanatiker im Land und der EU.

Dr. Wolf Burian
Klagenfurt
(aus KONSUMENT 8/2015)

Nicht mehr voll geschäftsfähig?

Die geschilderte, schlechte Erfahrung musste auch ich mit meiner Bank in ähnlicher Form erleben. Ich, 75 Jahre alt und seit 20 Jahren Kunde der Bank Austria, beantragte für den Kauf eines fabrikneuen Pkw einen Kredit über 25.000 € gegen Verpfändung einer in 2 Jahren fälligen Lebensversicherung mit 100 % Überdeckung. Der Kredit wurde mit Verweis auf mein Alter (alle Kredite müssen nach deren Richtlinien mit 75 Jahren zurückgezahlt sein!) abgelehnt, trotz Deckung und sehr guter Pensionseinkünfte.

Gleichzeitig wollte meine Kfz-Versicherung VAV die Deckung für den Neuwagen nur noch gegen einen Prämienzuschlag für über 75 Jährige übernehmen. Beide Vorkommnisse zeigen, dass man ab 75 Jahren nicht mehr als voll geschäftsfähig angesehen und ausgegrenzt wird. Dies gilt jedoch nicht, solange man nur Kaufverträge gegen Barzahlung abschließt. Offenbar soll man mit diesen Maßnahmen daran erinnert werden, sich aus der Gesellschaft zu verabschieden und ihr nicht mehr längerfristig „zur Last“ zu fallen.

Karl Meier
Innsbruck
(aus KONSUMENT 8/2015)

Bonität statt Alter

Es ist schon beängstigend, wenn man liest, dass ältere Personen keine Kreditkarten mehr bekommen, wenn Sie eine bestimmte Altersgrenze überschritten haben. Die Banken sollen mal nachdenken, wer ein sicherer Kunde ist, denn die jungen bestimmt nicht, denn die sparsamsten und die doch am meisten Geld haben, sind die „Alten“.

Aber natürlich kann man die „Jungen“ besser ausnutzen, da die alles glauben und auch in gewisser Hinsicht alles kaufen wollen was sie sehen, auch wenn der nötige Zaster nicht vorhanden ist und sie sich dann verschulden. Somit machen die Banken natürlich das bessere Geschäft, bis jemand überschuldet ist und dieser nicht mehr ein und aus weiß.

Also ich bin schon dafür, dass man immer abwägen soll, wie lange jemand schon Kunde ist, was dieser im Hintergrund hat und wie dieser sein Konto geführt hat.

Friedrich Bodamer
E-Mail
(aus KONSUMENT 7/2015)

Über Auskunft erleichtert

Mit einiger Bestürzung habe ich Ihren Bericht gelesen. Es dauert zwar noch einige Jährchen, bis ich in dieser Altersgruppe bin, trotzdem ließ es mir keine Ruhe und ich fragte bei meiner Hausbank, der Wiener Neustädter Sparkasse, Filiale Traiskirchen, nach. Ich bekam die Auskunft, daß das Alter keine Rolle spielt, solange regelmäßige Einkünfte auf dem Girokonto einlangen.

Diese Auskunft hat mich sehr erleichtert, da ich mit Wohnsitz in NÖ Theaterkartenbestellungen, Hotelbuchungen im Internet und auch Rechnungen auf Kreuzfahrten mit der Kreditkarte begleiche. Zum Glück gibt es noch Unternehmen, die nicht die Rechnung aufstellen: über 70 = dement.

Liliane Loserth
Traiskirchen
(aus KONSUMENT 7/2015)

Zwang zu Kreditkarte

Habe Ihren Artikel Banken: zu alt für Kreditkarte - Mit 76 nicht kreditwürdig? gelesen! Kann nur sagen sehr interessant. Das Problem ist, dass die Leute immer älter werden. Aber eine Kreditkarte benötigt man ja auch „zwangsweise“ wenn man in den Urlaub fahren möchte! D.h. Leute über 75 dürfen auch nicht mehr verreisen?! Die meisten Hotels zwingen einen eine Kreditkarte vorzulegen. Auch in die USA kann man ohne Kreditkarte nicht verreisen.

Ich finde das nicht richtig, solange man bei der eigenen Bank keine Schulden gemacht hat, sollte man auf jeden Fall eine Kreditkarte bekommen, die Bank weiß ja, ob das Konto und die Sparanlagen vorhanden sind.

Liane Kaltenbacher
Wien
(aus KONSUMENT 7/2015)

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