Zum Inhalt

Banken: Beratungsqualität Vorsorge (Teil 3) - Solide Tipps aus eigenem Haus

  • Die Beratung war in den meisten Banken annehmbar
  • Situationsanalysen wurden nur selten gemacht
  • Empfohlen wurden ausschließlich konzerneigene Produkte

Nach Vermögensaufbau und Altersvorsorge nun die Banken

In Teil 1 und 2 unserer Serie ließen sich die Testkäufer von Vermögensberatern und überregionalen Allfinanzvermittlern über Vermögensaufbau beziehungsweise Altersvorsorge informieren. Diesmal waren die Banken an der Reihe.

Sensible Gespräche

Termine für die Beratungsgespräche zu bekommen war nirgendwo schwierig und klappte selbst kurzfristig. Insofern gibt es keinerlei Grund zur Klage. Doch die folgende Situation kennen Sie vielleicht auch aus eigener Erfahrung: Sie führen ein Gespräch mit einem Betreuer. Dabei geht es zwar nicht gerade um Geheimnisse, trotzdem behagt es Ihnen überhaupt nicht, dass sämtliche Kunden, die sich gleich nebenan am Kassenschalter anstellen, Wort für Wort Ihres Gesprächs mithören – ob sie es nun wollen oder nicht.

Kaum Diskretion

Von Diskretion keine Spur. So erging es unseren Testkäufern in den beiden getesteten Volksbank-Filialen in Wien. Dort wurden die Beratungen ganz einfach im offenen Kundenbereich abgewickelt. In den anderen Banken beziehungsweise Filialen standen für die Gespräche abgeschiedenere Plätze, in einigen wenigen Fällen sogar eigene Besprechungsräume zur Verfügung.

Hauptsächlich konservativ

Je genauer Berater über die finanzielle Lage, die Zielvorstellungen und die Risikobereitschaft ihrer Kunden Bescheid wissen, desto besser stehen die Chancen auf passende Lösungen. Wie es um die Risikoneigung unserer Testkäufer bestellt war, wurde zwar nicht von allen, aber doch von den meisten Beratern aktiv abgefragt.

Mangelnde Analyse

Die Analyse der aktuellen finanziellen Lage der potenziellen Kunden hingegen erschöpfte sich in der Mehrzahl der Fälle mit der Frage: „Wie viel möchten Sie denn anlegen?“ Wie viel Geld tatsächlich zum Ansparen zur Verfügung steht, interessierte nur in jeder dritten Beratung. Und ob in absehbarer Zukunft größere Ausgaben anstehen, ob bereits eine Lebensversicherung oder Vermögen in Fondsanteilen vorhanden ist, das wurde überhaupt nur vereinzelt erhoben.

Beratungsqualität kann recht unterschiedlich sein

Ob eine Beratung gut oder weniger gut gelingt, hängt davon ab, wer sie erteilt. In ein und derselben Bank, selbst in ein und derselben Filiale, können Kunden ausgezeichnet oder auch weniger umfassend informiert werden. Eine Gesamtbewertung ist insofern nur begrenzt möglich. Aber: In der Volksbank Linz erhielten unsere Testkäufer durchwegs gute Beratungen auf Basis der zuvor detailliert erhobenen persönlichen Daten. Gute Einzelberatungen gab es zudem bei der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien und der Steiermärkischen Bank und Sparkasse.

Eigene Produkte wurden beworben

Freilich sollten Sie wissen: Andere als haus- beziehungsweise konzerneigene Produkte werden Ihnen von Bankberatern nicht empfohlen. Zumindest unsere Tester wurden bei keinem einzigen Termin auf vergleichbare Produkte anderer Anbieter hingewiesen. Und etliche Berater schienen zudem von vornherein Präferenzen für ein bestimmtes Produkt zu haben. Aber im Grunde genommen passten die Empfehlungen. Es wurden hauptsächlich konservative Anlageformen wie etwa die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge, Fondssparpläne (sicherheitsorientierte Fonds) und Versicherungen angeboten. Immobilienfonds oder riskantere Fondsprodukte kamen kaum zur Sprache. Dies war im Rahmen unserer Fallbeispiele so in Ordnung.

Zu wenig gestreut

Bei Veranlagungen gilt grundsätzlich: Streuen ist besser als alles auf eine Karte zu setzen, damit man in unvorhergesehenen Situationen zumindest auf einen Teil seines Geldes Zugriff hat. Dennoch  wurde lediglich in jeder dritten Beratung ein Anlagenmix empfohlen. Dabei handelte es sich meistens um eine Kombination aus verschiedenen konservativen Anlageformen mit Berücksichtigung eines „Notgroschens“.

Kein Hinweis auf Produktmix 

Zwei Berater erachteten sogar jeweils ein einziges Produkt als ausreichend. Alle anderen boten zwar zum Teil mehrere Produkte an, die sich auch als Mix geeignet hätten, wiesen aber nicht dezidiert auf die Möglichkeit des Mischens hin. Ein Berater wiederum präsentierte zu viel des Guten: eine Lebensversicherung und als Alternativen insgesamt fünf verschiedene Fonds. Die Erläuterung all der Produktmerkmale war zweifelsohne gut gemeint, aber für einen Einzeltermin ganz einfach zu viel und daher letztendlich verwirrend. Umso mehr, als keine klare Anlageempfehlung gegeben wurde.

Auf anfallende Kosten wurde nicht hingewiesen

Sonst wurden die Vor- und Nachteile von Anlagealternativen an sich gut erklärt. Aber: Welche Kosten bei den einzelnen Produkten anfallen, wie viel unter anderem für Verwaltung oder an An- und Verkaufsspesen zu bezahlen ist, das wurde verschwiegen. Für uns ein altbekanntes Phänomen, dass sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch sämtliche einschlägigen Erhebungen zieht.

Risiken genau erklären lassen

Wer zusätzlich zu den jeweils bankspezifischen Produkten noch weitere Anlagemöglichkeiten kennen lernen will, muss mehrere Anbieter kontaktieren. An sich können auch renditeorientierte (risikoträchtigere) Anlageformen als zusätzlicher Teil einer umfangreichen Vorsorgestrategie durchaus interessant sein. Vorausgesetzt, Sie lassen sich die Risiken genau erklären und wägen sorgfältig ab, ob diese in einem vernünftigen Verhältnis zu den Chancen stehen. Und: Selbst wenn ein Produkt während der letzten Jahre kontinuierlich gute Erträge abgeworfen haben sollte, heißt das noch lange nicht, dass es dabei bleibt. Lassen Sie sich daher von zukunftsträchtigen Prognosen nicht blenden.

Wenig Schriftliches

Wie das Geld letztendlich angelegt wird, will in Ruhe überlegt sein. Ausführliche Unterlagen zum Schmökern helfen bei der Entscheidungsfindung. Doch unsere Tester erhielten großteils nur die ausgedruckten Angebote. Basta. Daraus mehr herauszulesen als prognostizierte Wertentwicklung (wie auch immer diese zu Stande gekommen war), Laufzeit oder Prämienhöhe war kaum möglich. Dabei wären ansprechende und ausführliche Prospekte in den Banken vorhanden gewesen. Aber nur wenige Berater gaben sie den potenziellen Kunden auch mit.

Absicherung der Familie berücksichtigen

Zur Vorsorgeplanung gehört auch die Absicherung der Familie. Risiko- und Unfallversicherungen waren aber nur bei Volksbank Linz, Volksbank Wien und Raiffeisenbank NÖ-Wien ein Thema. Unser Tipp: Berücksichtigen Sie selbst bei Ihrer Vorsorgeplanung auch die Absicherung für den Fall des Falles.

Mehrere Informationsquellen

Konservative Sparer, die all ihre Geldangelegenheiten gerne unter einem Dach gebündelt haben, sind an sich bei Banken gut aufgehoben. Doch eine langfristige Finanzplanung verlangt in jedem Fall viel Vorarbeit. Nicht nur von Ihnen, sondern auch von einem Berater. Und da will der richtige erst einmal gefunden sein. Sie können Ihre Chancen auf eine gute Beratung heben, indem Sie bei mehreren Betreuern Informationen einholen. So erkennen Sie besser, ob das eine oder andere empfohlene Produkt tatsächlich gut zu Ihnen passt oder ob es vielleicht nur dem jeweiligen Berater besonders gefällt.

Gut vorbereiten

Eine individuelle Anlageberatung ist ohne genauere Erfassung Ihrer persönlichen Situation nicht möglich. Es liegt an Ihnen, die nötigen Unterlagen (unter anderem Angaben zu Einnahmen und Ausgaben, zu bereits vorhanden Veranlagungen, zur Lebensplanung) zusammenzustellen, und am Berater, die Daten zu analysieren. Zeigt er an Ihrer Situation kein Interesse, gehen Sie zu einem anderen.

Ein Termin selten ausreichend 

Je komplexer Ihre persönliche Situation ist, desto mehr Zeit heißt es jedenfalls für die Beratung veranschlagen. Mitunter sind zwei kürzere Termine (einer für die Erfassung Ihrer Daten und einer für die Entwicklung des Veranlagungskonzepts) besser als ein langer. Lassen Sie sich alles umfassend erklären, und fragen Sie so lange, bis Sie wirklich alles verstehen. Es ist schließlich Ihr Geld, das veranlagt werden soll.

Unsere Testpersonen

Tester 1 – Vermögensaufbau:   
    Foto: Wodicka

27-jähriger, gut ausgebildeter Angestellter, gebunden, aber (noch) unverheiratet und kinderlos, will den Grundstock für späteren Wohlstand legen. Er verdient jährlich 22.197 Euro netto, fährt ein Leasingauto und verfügt über Sparbuch, Lebensversicherung und Bundesschätze. Seine Wohnungsmiete macht etwa 700 Euro monatlich aus. Rund 140 Euro pro Monat kann er auf die Seite legen.

Tester 2 – Pensionsvorsorge:   
     Foto: Archiv

50-jähriger, gut ausgebildeter Angestellter, verheiratet, zwei Kinder, will eine eventuell drohende Pensionslücke schließen. Das jährliche Nettohaushaltseinkommen von ihm und seiner Frau beträgt 40.800 Euro, neben Sparbüchern und Bundesschätzen besitzt die Familie auch Fondssparplan, Lebens- und Haushaltsversicherung. Für die Wohnung zahlt er monatlich 900 Euro Miete. Mindestens 300 Euro kann er jeden Monat veranlagen.

Eine ausführliche Beschreibung unserer Testpersonen finden Sie in: Weitere Artikel- " Test: Vermögensberater ", (Vermögensaufbau oder Pensionsvorsorge).

Diese Filialen wurden getestet

Bank Austria Creditanstalt AG,
Museumstraße 20,
A-6020 Innsbruck,
(05 0505) 955 00;
Mariahilfer Straße 92,
A-1070 Wien,
(05 0505) 341 80,
www.ba-ca.com

Bank für Tirol und Vorarlberg AG,
Fürstenweg 80,
A-6020 Innsbruck,
(05) 053 33;
Herzog-Friedrich-Straße 7,
A-6020 Innsbruck,
(05) 053 33,
www.btv.at

BAWAG,
Mariahilfer Straße 89a,
A-1060 Wien,
(01) 586 56 08,
www.bawag.at

Erste Bank,
Geiselbergstraße 21-25,
A-1110 Wien,
(05 0100) 201 13;
Mariahilfer Straße 121b,
A-1060 Wien,
(05 0100) 200 63,
www.erstebank.at

Niederösterreichische Landesbank - Hypothekenbank AG,
Linzer Straße 402,
A-1140 Wien,
(01) 914 56 25-0;
Mariahilfer Straße 121,
A-1060 Wien,
(01) 597 32 42-0,
www.noehypo.at

Oberbank AG,
Hernalser Hauptstraße 112,
A-1170 Wien,
(01) 486 16 26-0;
Landstraße 37,
A-4020 Linz,
(0732) 77 79 66,
www.oberbank.at

Raiffeisenverband Salzburg,
Schwarzstraße 13-15,
A-5020 Salzburg,
(0662) 88 86-0,
www.salzburg.raiffeisen.at

Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG,
Hietzinger Hauptstraße 172,
A-1130 Wien,
(01) 877 82 86-0;
Wiedner Hauptstraße 98,
A-1050 Wien,
(01) 545 45 36-0,
www.rlbnoew.at

Steiermärkische Bank und Sparkassen AG, Dr.h.c.
Theodor-Körner-Strasse 1,
A-8600 Bruck an der Mur,
(05 0100) 362 24;
Grabenstraße 48/50,
A-8010 Graz,
(05 0100) 360 34,
www.sparkasse.at/steiermaerkische

Volksbank Linz-Mühlviertel regGenmbH,
Gartenstraße 2,
A-4320 Perg,
(07292) 5222 66-12;
Wiener Straße 53a,
A-4020 Linz,
(0732) 66 38 55-0,
www.linzmv.volksbank.at

Volksbank Wien AG,
Hauptstraße 76,
A-1140 Wien,
(01) 979 12 28;
Landstraßer Hauptstraße 47–49,
A-1030 Wien,
(01) 712 51 66,
www.wien.volksbank.at

Kompetent mit Konsument

  • Rundum gut. Ob Besprechungsambiente, Situationsanalyse, Beratung oder Produktempfehlungen samt Unterlagen – die Volksbank Linz-Mühlviertel lieferte in unserem Test die besten Leistungen.
  • Großteils o.k. Die empfohlenen Produktkategorien passten an sich und waren sehr konservativ. Für einen besseren Marktüberblick sollten Sie mehrere Anbieter kontaktieren.
  • Kaum individuell. Die individuelle Situation potenzieller Kunden wurde in den meisten Banken allerdings nicht erhoben und blieb daher in der Beratung unberücksichtigt.
  • Unterschiedliche Beratungsqualität. Je nachdem, wer sie durchführt, sind erhebliche Qualitätsunterschiede in der Beratung möglich. Das gilt sogar innerhalb einzelner Filialen.

So haben wir getestet

Im Test: 11 Banken an 20 Standorten. Dabei wurden insgesamt 22 Testberatungen durchgeführt. Die Banken wurden mit 2 verschiedenen Szenarien konfrontiert, beide mit dem Wunsch einer privaten Altersvorsorge.

Anbahnung und Ambiente

Bewertet wurden die Zugangsmöglichkeiten zu den Finanzberatern, die Terminvereinbarung und Vorabinformationen am Telefon. Auch Hinweise auf eventuelle Beratungsgebühren wurden berücksichtigt. Unter Ambiente fallen Kriterien wie Wartezeiten, Diskretion, aufliegendes Informationsmaterial sowie die tatsächliche und die empfundene Beratungszeit.

Situationsanalyse

Die Situationsanalyse beinhaltet die individuellen Informationen, die sich der Berater zur Erstellung vom Kunden einholt. Dies betrifft sowohl die vorhandenen Geldmittel des Kunden als auch bestehende Verbindlichkeiten. Weiters wurde berücksichtigt, ob die Sparfähigkeit des Kunden und die Pensionslücke besprochen und die Lebensplanung sowie Wünsche des Kunden ermittelt wurden.

Beratung

Unter Beratung sind die Erläuterungen in einem persönlichen Gespräch beinhaltet. Dies betrifft Erläuterungen zu den empfohlenen Produkten, aber auch die Berücksichtigung des Notgroschens und der Risikoabsicherung des Kunden. Die Verknüpfung der Empfehlungen mit den Wünschen des Kunden und die Entscheidungshilfe (direkte Empfehlung) wurden ebenfalls berücksichtigt.

Der vom Testkäufer empfundene Gesamteindruck und ob der Berater auf Abschlüsse drängte, floss ebenfalls in die Beratungsnote ein.

Produkteignung und Unterlagen

Darunter wurde die generelle Eignung der Produkte für das gewünschte Ziel des Kunden bewertet. Passen die Produkte zur Risikoneigung des Kunden, ist der Anlagezeitraum berücksichtigt, und ist Spielraum für Unvorhergesehenes? Die Unterlagen, die dem Kunden mitgegeben wurden, haben wir auf Informationsinhalt, Transparenz und Vollständigkeit bewertet.

Mehr zum Thema

In der nächsten Ausgabe von Konsument finden Sie einen Vergleich der Anbietergruppen .

Bisher erschienen: Vermögensberater , Überregionale Allfinanzvermittler

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Zusatzpensionen - Abzocke statt privater Vorsorge

Die privaten Zusatzpensionen basieren vorwiegend auf unflexiblen, undurchsichtigen, kostenintensiven Lebens­versicherungen und decken nicht einmal den Kaufkraftschwund ab. Zeit für Alternativen.

Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge - Derzeit zu vergessen

Vom Staat gefördert, steuerfrei, Kapital garantiert und durch Aktien Aussicht auf höhere Renditen? Die Realität sieht anders aus. Zukunftsvorsorgeprodukte sind kompliziert, intransparent und teuer. Änderungen wären dringend nötig. Lesen Sie unseren Test.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang