Beratung in der Altersvorsorge: Je unerfahrener der Anleger, das zeigt unser Test, desto schlechter die Beratung. Wer sich für Pensionsvorsorge interessiert, muss sehr genau wissen, was er will. Finanzberater informieren nicht, sie verkaufen.
Die Erwartungen unserer vier Tester waren hoch: Insgesamt 40 Anlageberater galt es abzuklappern, um sich zu geeigneten Produkten für die Altersvorsorge beraten zu lassen. Da sollte doch das eine oder andere Verwertbare dabei sein, dachten sie. Schon nach den ersten Beratungsgesprächen machte sich aber Ernüchterung breit, die bis zum Ende hin anhielt: "Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher“ oder "Alle haben irgendwie das Gleiche angeboten“, lautete das wenig erfreuliche Resümee.
Anlageberater mit Sorgfalt ausgewählt
Dabei waren die Berater mit Sorgfalt aus allen Bereichen der Finanzdienstleistungsbranche ausgewählt worden: jeweils eine Filiale der zehn größten heimischen Banken und der zehn größten Versicherer, weiters zehn unabhängige Versicherungsmakler und zehn unabhängige Vermögensberater. Doch da begannen für unsere Tester bereits die Schwierigkeiten: Vor allem bei Banken und Versicherungen war trotz ansprechender Visitenkarten nicht klar, mit wem man es in welcher Funktion zu tun hatte. "Financial Assistant“ oder "Kundenbetreuer“ sagt wenig aus; für die Anleger spielt es aber eine wichtige Rolle, ob ihr Gegenüber bei einer Beratung zur Altersvorsorge unabhängig agiert oder an ein Unternehmen und dessen begrenzte Produktpalette gebunden ist.
Lediglich die Vermögensberater zeigten sich auch hinsichtlich ihrer gewerberechtlichen Stellung deutlich auskunftsfreudiger, vielleicht nicht zuletzt wegen entsprechender gesetzlicher Vorgaben zur Informationspflicht.
Bedarfserhebung – kein Bedarf?
Es war letztlich auch ein Vermögensberater, der einen unserer Testkunden erst dann weiter über eine passende Altersvorsorge beraten wollte, wenn er sich eine genaue Übersicht über dessen finanzielle Verhältnisse verschafft hatte. Und in einer Bank wurde ein Haushaltsbudgetrechner empfohlen und ein entsprechendes Formular mitgegeben, mit dem sich das frei verfügbare Einkommen errechnen lässt – immerhin! In den übrigen Fällen wurde die aktuelle Einkommens- und Haushaltssituation, wenn überhaupt, nur mangelhaft erhoben.
Nicht nach dem Einkommen gefragt
Oft wurde im Rahmen des Beratungsgesprächs nicht einmal nach dem Einkommen gefragt – ein schwerer Fehler, denn wie in aller Welt will man so einschätzen, welche Sparleistung für den Kunden sinnvoll oder überhaupt möglich ist? „So nicht“, muss es auch hinsichtlich der Risikoneigung heißen. Sie kam eigentlich nur dann zur Sprache, wenn unsere Tester das Thema aufs Tapet brachten.