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Wasserverbrauch und Ernährung - Kein Lebensmittel ohne Wasser

Wer Lebensmittel produziert, braucht dazu Zeit (Reifung, Wachstum), Raum (Flächen), Energie (Sonne, Klima, Dünger) und vor allem Wasser.

Bild: NDAB Creativity / Shutterstock.com

Weltweit werden 70 Prozent des vom Menschen genutzten Wassers in der Landwirtschaft verbraucht. Tendenz aufgrund des globalen Bevölkerungswachstums und des damit zunehmenden Nahrungsmittelbedarfs steigend. Dabei wirkt sich die überdurchschnittliche Zunahme der Bevölkerung in den ärmsten Regionen vergleichsweise geringer auf den Wasserbedarf für die Nahrungsmittelerzeugung aus als die (global gesehen) Verlagerung von überwiegend pflanzlicher Nahrung zu deutlich mehr Fleisch.

Wasserknappheit

Ein großer Teil dieser 70 Prozent geht überdies durch ineffiziente Bewässerungssysteme verloren. Die Welternährungsorganisation FAO geht davon aus, dass Wasser zur Bewässerung in vielen Gebieten in absehbarer Zeit nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen wird.

Nicht ohne Bewässerung

In Europa gehen laut der Europäischen Umweltagentur 24 Prozent der Wasserentnahmen auf das Konto der Landwirtschaft. In einigen Regionen Südeuropas fließen über 80 Prozent des Wasserverbrauchs in die Landwirtschaft. In Österreich sind es knapp 7 Prozent.

Doch viele in Österreich konsumierte landwirtschaftliche Produkte werden mit hohem Wassereinsatz in anderen Ländern erzeugt. Weltweit stammen gut 40 Prozent aller Lebensmittel von bewässerten Flächen, berichtet die Welternährungsorganisation FAO.

Wasserverbrauch: Fleisch vs. Gemüse

Der "Wasserfußabdruck" ist eine Berechnungsmethode, die anschaulich macht, wie viel Wasser für die Erzeugung eines Lebensmittels benötigt wird. Er macht auch den Zusammenhang zwischen internationalem Handel, Nahrungsmittelproduktion und der lokalen Nutzung von Wasserressourcen deutlich.

Für tierische Produkte liegt er meist deutlich höher als für pflanzliche. Denn um Rinder großzuziehen, wird Wasser nicht nur zum Tränken der Tiere benötigt, sondern auch für die Bewässerung der Futterpflanzen. Auf diese Weise trägt ein Kilogramm Rindfleisch 15.000 Liter verbrauchtes Wasser zur Wasserverbrauchsbilanz bei. Viel weniger (aber auch noch viel) Wasser verbraucht hingegen die Gemüsezucht – z.B. Karotten 130 Liter und Kartoffeln 210 Liter pro Kilo.


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Wichtig ist nicht nur, wie viel Wasser in einem Produkt steckt, sondern auch, woher es stammt. Denn auf künstlich bewässerten Flächen gewachsene Lebensmittel belasten den Wasserhaushalt weit mehr, als wenn der Bedarf durch natürlichen Regenfall gedeckt wird.

Der hohe Wasserverbrauch der industriellen Lebensmittelerzeugung in wasserarmen Ländern verschärft dort die Verknappung der Wasserressourcen, wie Sandra Postel, Wasserexpertin und Gründerin des US-amerikanischen Global Water Policy Project, das in einem Interview mit dem "National Geographic" skizzierte: "Die industrielle Landwirtschaft führt zu Bodenerosion. Sie verschlechtert die Bodengesundheit; der Boden verliert seine Fähigkeit, Wasser zu speichern und sich gegen Dürreperioden zu wappnen. Nicht die Regenmenge im Niederschlagsmesser bestimmt, wie viel Wasser man effektiv für den Ackerbau und das Gras fürs Vieh hat, sondern wie viel Regen der Boden absorbieren und speichern kann. Es geht darum, den Boden so zu bewirtschaften, dass man diesen Wasserspeicher vergrößern und verbessern kann."

Grundwasser übernutzt

In den letzten 50 Jahren wurden über 70 Prozent der Grünlandflächen in Mitteleuropa auf intensive Bewirtschaftung umgestellt. Laut einer Studie der Universität Göttingen verdunstet auf intensiv gedüngtem Grünland bis zu 15 Prozent mehr Regenwasser als auf ungedüngten Flächen.

Gleichzeitig ist die Wassermenge, die im Boden versickert und neue Grundwasservorräte bildet, bis zu 50 Prozent geringer. Aufgrund des zunehmenden Mangels an Oberflächenwasser aus Flüssen und Seen wird immer mehr Grundwasser zur Bewässerung herangezogen. Nach Angaben der UNESCO werden weltweit bereits 21 der 37 größten Aquifere (Grundwasserleiter) ernsthaft übernutzt.

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