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Transfettsäuren - Fettes Risiko

Testbericht Transfette: Waffeln, Kekse, Popcorn, Fast-Food und Frittiertes - je weniger Transfettsäuren ein Produkt enthält, desto besser. Für österreichische Waren gibt es einen Grenzwert. Aber was ist mit Spezialitäten aus der Ethno-Food-Abteilung?

Diese Ethno-Food-Produkte finden Sie in der Testtabelle:

  • Artek - Waffeln mit 70 % Kakaofüllung
  • Aytaç - Bizbize
  • Išleri - Isleri + Eurocrem
  • Karsa - Assorted Cookies
  • Lasta - Štrudle
  • Takovo - Eurocrem
  • Ülker - Badem
  • Ülker - Çokomel
  • Ülker - Samanyolu

Neben den teils kuriosen Herstellerangaben wurde das Fettsäurespektrum der Produkte aufgegliedert und getestet, ob Transfettsäuren im Fett nachweisbar sind, oder nicht und ob das Produkt überhaupt für den menschlichen Verzehr geeignet ist.


Hier unser Testbericht:

Transfette entstehen hauptsächlich bei der industriellen Härtung von pflanzlichen Ölen. Bei diesem Prozess werden flüssige Öle zu festen, streichfähigen Produkten umge­wandelt. Als Nebenprodukt können sich ­dabei Transfettsäuren bilden.

Auch auf natürlichem Weg ist die Bildung dieser Stoffe möglich, und zwar durch Mikroorganismen im Pansen von Wiederkäuern: In Milch und Fleisch von Kuh, Schaf und Ziege sowie in daraus hergestellten Produkten stecken von Natur aus Transfett­säuren. Bei langem Erhitzen von Fett, z.B. beim Frittieren, ­können sich ebenfalls Transfette entwickeln.

Backwaren, Fast-Food-Produkte und Frittiertes

Künstliche Transfettsäuren finden sich in ­erster Linie in Lebensmitteln, die mit gehärteten Fetten hergestellt wurden, also beispielsweise in Backwaren, Fast-Food-Produkten und Frittiertem. Der Transfettsäuregehalt ­eines Lebensmittels hängt allerdings stark davon ab, wie das gehärtete Fett erzeugt wurde.

Transfette können weitgehend vermieden werden

Herstellern zufolge lässt sich mittlerweile beim Härtungsprozess weitgehend vermeiden, dass sich Transfettsäuren bilden. Und das ist gut so, denn Transfettsäuren (auch Transfette genannt) können das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko erhöhen. Sie stehen außerdem unter Verdacht, zur Ent­stehung von Diabetes und manchen Krebsformen beizutragen.

Höchstwerte festgesetzt

Mit der "Österreichischen Trans-Fettsäuren Verordnung" wurden 2009 Höchstwerte für den Transfettsäuregehalt von Lebensmitteln festgesetzt. Demnach ist es verboten, Lebensmittel mit einem Gehalt von mehr als zwei Prozent künstlichen Transfettsäuren im ­Gesamtfett herzustellen oder in Verkehr zu bringen. Bei zusammengesetzten Lebensmitteln mit einem Fettgehalt von weniger als 20 Prozent ist ein Transfettsäuregehalt von bis zu vier Prozent erlaubt. Die Verordnung gilt nicht für Transfettsäuren, die aus Fetten tierischen Ursprungs stammen.

Test: Importe aus Ländern ohne Transfett-Verordnung

Einer dänischen Untersuchung zufolge ­weisen einige Lebensmittel aus ost- und ­südeuropäischen Ländern, in denen es keine dieser Verordnung entsprechenden Regelungen gibt, nach wie vor einen hohen Transfettsäuregehalt auf. Von dort importierte Lebensmittel werden bei uns meistens in Ethno-Shops angeboten. Gekauft werden sie vor allem von Menschen mit Migrationshintergrund.

Genau diese Personengruppe hat laut Österreichischem Integrationsfonds ein höheres Risiko, zu erkranken, und oft auch einen erschwerten Zugang zu Angeboten des Gesundheitssystems. All das macht eine hohe Aufnahme von Transfettsäuren besonders problematisch.

Türkische Supermärkte, Ethno-Food-Abteilungen

Wir haben in türkischen Supermärkten und in Ethno-Food-Abteilungen großer Supermärkte Süßigkeiten sowie süßes Gebäck und somit gezielt solche Produkte eingekauft, die in der Fachliteratur bereits durch einen hohen Transfettsäuregehalt aufgefallen sind. In unserem Einkaufswagen landeten Kekse, Kuchen, Waffeln und ein süßer Brotaufstrich.

Für den Verzehr ungeeignet

Nach der Untersuchung in einem Labor stand fest: In sechs Produkten waren überhaupt keine bzw. fast keine Transfettsäuren nachweisbar. Drei weitere Produkte hatten dagegen einen so hohen Transfettsäuregehalt, dass sie von den Experten der Untersuchungsanstalt als "für den Verzehr ungeeignet" beurteilt wurden.

Išleri+Eurocrem, Takovo Eurocrem, Artek

Der höchste Transfettsäuregehalt wurde bei Išleri+Eurocrem gefunden. In diesen mit Schokoladecreme gefüllten Keksen stecken 13,4 % Transfettsäuren. Bei Takovo Eurocrem, einem süßen Brotaufstrich aus Kakaocreme, ergaben die Analysen 9,6 % Tansfettsäuren. Und bei den Waffeln mit Kakaofüllung von ­Artek sind es 7,9 %. Išleri+Eurocrem und ­Takovo Eurocrem stammen aus Serbien und werden dort vom selben Hersteller pro­duziert. Die Artek Waffeln kommen aus ­Moldawien.

Höchstens 1% der Nahrungsenergie

Transfettsäuren sollten höchstens 1 % der Nahrungsenergie ausmachen, empfehlen die Ernährungsgesellschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bei 2000 kcal pro Tag – das ist in etwa der Kalorienbedarf eines Erwachsenen – entspricht das in Summe ­maximal 2,15 g Transfettsäuren pro Tag.

Nimmt man mit einer Portion eines Lebensmittels um 10 % mehr Transfettsäuren auf, also > 2,37 g statt der empfohlenen maximal 2,15 g, ist dieses Lebensmittel als "nicht ­sicher" und damit als "für den menschlichen Verzehr ungeeignet" zu beurteilen.

Zu hoher Transfettgehalt nicht aus Zutatenliste ablesbar

Viel zu hoch

In einer Packung Išleri+Eurocrem stecken 280 g Kekse. Verdrückt man auf einen Sitz knapp die Hälfte davon, hat man gleich ­einmal 5,67 g Transfettsäuren intus! Die empfohlene maximale Aufnahmemenge ist somit um 164 % überschritten.

Werden 115 g Takovo Eurocrem aufs Brot gestrichen (ein Becher enthält 500 g), nimmt man um 65 % mehr Transfettsäuren auf, als man pro Tag maximal aufnehmen sollte. Und mit 150 g Artek Waffeln aus der 200-g-Packung ist die empfohlene maximale Auf­nahmemenge um 48 % überschritten.

Transfette aus Zutatenliste nicht ablesbar

Ob ein verpacktes Lebensmittel Transfettsäuren enthält, ist aus der Zutatenliste nicht ablesbar. Bei den meisten Produkten im Test sind in der Zutatenliste "gehärtetes Pflanzenöl", "pflanzliches Fett/Öl, teilweise gehärtet", "gehärtete Fette" o.Ä. angeführt. Auch bei solchen, in denen keine Transfette nachweisbar waren.

Bei Išleri+Eurocrem wiederum, dem Produkt mit dem höchsten Transfettsäureanteil, scheinen in der Zutatenliste lediglich "pflanzliche Fette und Öle" auf. Gehärtete pflanzliche Fette/Öle sind hier nicht aufgelistet. Offenbar sind sie bei der Übersetzung ins Deutsche verloren gegangen.

Testtabelle: Transfettsäuren

Zusammenfassung

  • Echt üppig. Waffeln, Kekse, Blätter- und Plunderteigbackwaren, Fast Food sowie Mikrowellenpopcorn enthalten reichlich Fett und sollten daher nur hin und wieder gegessen werden. Weniger Fett bedeutet auch weniger Transfette!
  • Grenzwert überschritten. Wie hoch der Transfettsäuregehalt von Lebensmitteln maximal sein darf, ist bei uns geregelt, in vielen anderen Ländern aber nicht. Bei drei von neun Importprodukten wurde ein sehr hoher Transfettsäuregehalt nachgewiesen, weit jenseits unseres Grenzwertes.
  • Nicht deklarationspflichtig. Transfette müssen in der Produktdeklaration nicht ­angegeben werden. Ist bei verpackten Lebensmitteln in der Zutatenliste "gehärtetes Pflanzenfett" bzw. "pflanzliches Fett/Öl, teilweise gehärtet" angeführt, enthält das Lebensmittel möglicherweise Transfettsäuren.

Testkriterien

Im Test: 9 Produkte, die stichprobenartig in orientalischen Lebensmittelgeschäften und in der Ethno-Food-Abteilung einer großen Handelskette eingekauft wurden. Im Labor wurde die Summe der Transfettsäuren im Fett bestimmt.

Produktauswahl

Der Einkauf erfolgte stichprobenartig. Ausgewählt wurden diverse Süßigkeiten und süßes Gebäck, die laut Literatur hohe Mengen an Transfettsäuren enthalten. Die Markterhebung und der Probeneinkauf erfolgten hauptsächlich in türkischen Supermärkten in Wien sowie in den großen Supermärkten (Rewe, Spar) in der Ethno-Food-Abteilung.

Transfettsäuren: 100 %

Der Fettgehalt wurde gravimetrisch nach Weibull bestimmt. Die Summe der Transfettsäuren im Fett wurde mittels GC-FID (Gaschromatographie mit Flammenionisationsdetektor) ermittelt (EN ISO 15304). Die Summe der gesättigten, einfach ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren wurde aus dem Fettsäuren-Muster berechnet.

Die Bewertung der enthaltenen Transfettsäuren erfolgte im Vergleich zum gesetzlich festgelegten Grenzwert.

Reaktionen

Anbieter mit einem negativen Testergebnis – "nicht zufriedenstellend" – bekommen hier Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben.

Artek

"Artek Waffeln werden in Moldawien von der Firma Franzeluta seit Jahren traditionsgemäß hergestellt. Der Ursprung des Transfettsäurengehaltes rührt wahrscheinlich aus dem gehärteten Palmöl. Es ist im Zutatenverzeichnis als "Palmöl ganz gehärtet" deklariert. Im Zuge des vorbeugenden Gesundheitsschutzes wurde der Hersteller darauf hingewiesen die Rezeptur zu überdenken und das gehärtete Palmöl durch nicht gehärtete Pflanzenöle und Fette zu ersetzen."

DOVGAN GmbH, Hamburg

Isleri, Takovo

Hersteller SwissLion aus Belgrad gab keine Stellungnahme ab.

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