Die Bewohner des modernen Schlaraffenlandes haben es schwer. Tagein, tagaus winken ihnen Lebens- und Genussmittel verführerisch zu und rufen „Iss mich!“, viele werden sogar in der Nacht von vollen Kühlschränken aus dem Bett gelockt. - "Kunde König", ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.
Alois Grasböck |
Es wäre so leicht, sich im Überfluss treiben zu lassen, wenn das schlechte Gewissen nicht wäre. Ständig ermahnt es die Menschen, dass sie gefälligst schlank und fit sein sollen, die Mode setzt ihnen die Daumenschrauben bzw. ihre Schönheitsideale an. Dazu prasseln ständig Gesundheitstipps auf sie nieder.
Diäten werden aufgegeben
Wie gefährlich der Überfluss sein kann, erkennt man daran, dass schon unzählige Diäten den Bach hinuntergegangen sind, weil sie aufgegeben wurden. Von denen, die nicht mehr an sich hinunterblicken können, weil die Figur zu ausladend geworden ist.
Schlankheitsreligion "Light"
So kommt es, dass die Menschen im modernen Schlaraffenland öfter von seltsamen Dingen träumen. Von Genüssen ohne Nährwert, etwa von einem Schweinsbratl mit null Kalorien. Von Süßigkeiten, die schlanker machen. Oder von einer Riesenpizza, die sich im Magen in Nichts auflöst. Es kam sogar eine Art Schlankheitsreligion auf, die sich „Light“ nennt und den Menschen „Du darfst“ zuflüstert. Leider haben manche Gläubige erleben müssen, dass man auch nach längerer Light-Völlerei riskiert, einen Schatten zu werfen wie der Bulle von Tölz.
Genuss ohne Reue ...
Abtrünnige, die das alles satthaben, wechseln manchmal zur alten Brutalmethode „Friss die Hälfte“. Das ist hart und wirksam, aber schlecht für die Umsätze, die Aktienkurse und das Wirtschaftswachstum. Deshalb muss von Zeit zu Zeit ein neues Wundermittel her, das den Glauben an Genuss ohne fette Reue wieder festigt.
... mit Stevia, das nicht in allen Speisen gut schmeckt
Das aktuelle Mittel heißt Stevia. Es schmeckt nicht in allen Speisen gut, was manche daran hindern wird, eine zweite Portion zu nehmen. Das könnte immerhin ein erster Schritt auf dem Weg zur Traumfigur sein. Was es wirklich bringt, werden wir an künftigen Übergewicht-Statistiken ablesen.