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Eier: Qualität und Kennzeichnung - Alles unter Kontrolle

, aktualisiert am

"Gift im Frühstücksei" hieß es zu Jahresbeginn in unserem Nachbarland Deutschland. Nach Österreich gelangte zum Glück keine belastete Ware.

Wie jedes andere Lebensmittel werden auch Eier regelmäßig untersucht. Das erledigt bei uns von Amts wegen die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Rund 400 Proben zieht sie jährlich nach dem Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz und prüft dabei insgesamt etwa 8.000 Eier. Mit durchaus gutem Ergebnis: In den vergangenen vier Jahren stellten sich nur insgesamt fünf Eierproben als gesundheitsschädlich heraus.

Schauen, hören, riechen

Bei der Prüfung der Eier gehen die Experten zu Beginn übrigens genauso vor wie geübte Konsumenten. Zuallererst kommt das geschulte Auge zum Einsatz: Ist die Schale unversehrt, ist sie sehr verschmutzt, weist sie sonstige verdächtige Merkmale auf? Die Schüttelprobe gibt Aufschluss über das ungefähre Alter. Je älter ein Ei ist, desto größer wird die Luftkammer in seinem Inneren und desto wässriger das Eiweiß. Daher gluckern Eier, die nicht mehr ganz frisch sind, wenn man sie schüttelt.

Nach dem Aufschlagen beschnuppern die Prüfer das Ei gründlich. Hat es Fremdgerüche, etwa aufgrund schlechter Lagerung oder ungeeigneter Futtermittel? Oder riecht das Ei gar schwefelig, was heißt, dass es bereits verdorben ist. Passt alles, folgt die Verkostung, ebenfalls Teil der sogenannten organoleptischen Prüfung.

Schadstoffe im Visier

Der nächste Schritt ist die mikrobiologische Untersuchung im Labor. Auf Salmonellen wird immer geprüft. Diese gefährlichen Bakterien können sowohl auf der Schale als auch im Inneren des Eis vorkommen. Je nach aktueller Schwerpunktsetzung fahnden die Prüfer aber auch nach Medikamentenrückständen, Pflanzenschutzmitteln oder Dioxin.

Kennzeichnung

Bleibt noch die Kennzeichnung der Eier. Entspricht sie den gesetzlichen Anforderungen? Und ist das, was bei verpackten Eiern auf dem Karton steht, in der Schachtel drin? Genau das ist eine Frage, die nicht nur die amtlichen Prüfer, sondern auch erstaunlich viele KONSUMENT-Leser interessiert.

Vor allem was die Größe der Eier anlangt, erreichen uns immer wieder Zuschriften. Die meisten Leser möchten wissen, wie es denn sein kann, dass sich innerhalb einer Gewichtsklasse deutlich unterschiedlich große Eier finden. Was hier von Gesetzes wegen zulässig ist, finden Sie rechts unter "Größe und Gewicht".

Größe und Gewicht

Bei Eiern gibt es vier Gewichtsklassen, die mit den Größen XL für sehr große Eier bis zu S für sehr kleine Eier bezeichnet werden:

Bei Eiern gibt es vier Gewichtsklassen, die mit den Größen XL für sehr große Eier bis zu S für sehr kleine Eier bezeichnet werden. (Bild: VKI) 

In einer Packung mit zehn Eiern dürfen nur zwei von der angegeben Klasse abweichen. Zulässig ist, dass ein Ei größer und ein Ei kleiner ist als  auf der Packung vermerkt. Es dürfen auch beide Eier größer sein. Nicht zulässig sind dagegen zwei Eier, die kleiner sind als angegeben! 

Grund für diese Toleranz ist, dass die Größenklassen eigentlich Gewichtsklassen sind. Das Gewicht der Eier kann sich aber je nach Lagerung während der drei Wochen zwischen Legedatum und letztmöglichem Verkaufstag ändern.  

Haltungsfrage

Käfighaltung: Sie ist in Österreich seit 1.1.2009 verboten. EU-weit tritt das Verbot von Käfigen, die einem Huhn gerade einmal 550 cm² Platz bieten, mit Ende 2011 in Kraft. Sogenannte ausgestaltete Käfige, die vor dem 1.1.2005 in Österreich in Betrieb genommen wurden, dürfen noch bis Ende 2020 verwendet werden. Sie sehen 750 cm² Fläche pro Tier, Sitzstangen und Nester vor.

Bodenhaltung: Hier können sich die Hühner frei bewegen. Für je sieben Tiere muss eine Mindestfläche von 1 m² vorhanden sein, bei einem Außenscharrraum dürfen bis zu 9 Tiere pro m² gehalten werden. Es muss Sitzstangen und Legenester geben. Ein Drittel der Stallfläche muss mit Einstreu zum Scharren versehen sein.

Freilandhaltung: Bei dieser Haltungsform sind die Ställe so ausgestaltet wie bei der Bodenhaltung. Zusätzlich müssen den Legehennen jeweils mindestens 8 m² Auslauffläche zur Verfügung stehen. Bei Bio-Eiern ist zusätzlich zur Freilandhaltung die Gruppengröße auf maximal 3.000 Hühner beschränkt. Darüber hinaus müssen sowohl Küken als auch das Futter von anerkannten Biobetrieben stammen.

Eier unter Verdacht

Im Sommer 2010 kaufte die steirische Firma Goldmund über 6 Millionen Eier aus Ungarn bzw. Polen und verscherbelte einen Teil davon als Eier aus der Steiermark. Die dafür Verantwortlichen wurden inzwischen wegen Täuschung gerichtlich verurteilt.

Mitte Februar 2011 gab es Aufregung um den "Eierrebellen" Toni Hubmann (Toni’s Freilandeier). Zwei Ex-Mitarbeiter warfen ihm vor, Eier falsch gelagert, umetikettiert und anschließend als Frischware verkauft zu haben. Ebenfalls kolportiert wurde, die Firma hätte, um die Nachfrage zu Ostern abdecken zu können, ihren Kunden slowenische Eier als österreichische untergejubelt. Hubmann wies in einer ersten Reaktion alle Vorwürfe als "blöde Racheaktionen" zurück und kündigte eine lückenlose Aufklärung an. Zu Redaktionsschluss waren noch Anwälte und Gerichte am Wort.

Darauf müssen Sie in der Küche achten

Extra frisch: Für weiche Frühstückseier oder cremige Mousse au Chocolat setzen Sie besser Eier der Klasse Extrafrisch ein. Diese dürfen nur bis maximal neun Tage nach dem Legen verkauft werden.

Besser sauer: Sparen Sie bei selbst gerührter Mayonnaise nicht mit dem Essig: In saurem Milieu können sich Bakterien schwerer vermehren.

Gut gekühlt: Lagern Sie die Eier immer kühl. Vermeiden Sie große Temperaturschwankungen, denn diese bringen die Eier zum Schwitzen, was die natürliche Schutzschicht der Schale wegwäscht.

Länger haltbar: Eier, an denen Ihnen nach dem Aufschlagen nichts verdächtig vorkommt, können Sie auch noch kurz nach Ablauf des MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) für Kuchen und zum Kochen verwenden. Dabei aber auf ausreichendes Durcherhitzen achten!

Ein Code für alle Fälle

In Österreich muss seit Jänner 2004 jedes Ei einen Stempel tragen, damit auch ohne Verpackung klar ist, wo die Ware herkommt und wie sie erzeugt wurde.

In Österreich muss seit Jänner 2004 jedes Ei einen Stempel tragen, damit auch ohne Verpackung klar ist, wo die Ware herkommt und wie sie erzeugt wurde. (Bild: VKI)

Interview: Dr. Christine Hassan-Hauser (AGES)

KONSUMENT im Gespräch mit Dr. Christine Hassan-Hauser von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Dr. Christine Hassan Hauser (Bild: Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit - AGES)
Dr. Christine
Hassan-Hauser (AGES)

In Deutschland gab es einen Dioxinskandal, Österreich blieb verschont. Warum eigentlich?

Hassan-Hauser: In Deutschland kam die Kontamination (Verunreinigung) über die Futtermittel in die Lebensmittel. In Österreich gibt es nur eine Handvoll größerer Futtermittelbetriebe. Da funktioniert die Kontrolle.

Werden deutsche Eier oder Eiprodukte auch nach Österreich eingeführt?

Ja, es wird eingeführt, allerdings konnten wir bei unseren Untersuchungen auch bei deutschen Eiern und Eiprodukten keine Erhöhung der Dioxinbelastung feststellen. Das gilt sowohl für die normalen Schwerpunktkontrollen wie etwa im Herbst 2010 wie auch für die außerordentlichen Kontrollen, die wir aufgrund des deutschen Skandals vorgenommen haben.

Kann so ein Dioxinskandal wie in Deutschland auch in Österreich passieren?

Nicht so leicht. Es gibt konstante Kontrollen vom Stall bis zum Teller. Menschen mit krimineller Energie werden aber immer Mittel und Wege finden. Aufgrund der Überschaubarkeit des Landes werden sie aber nicht lange unentdeckt bleiben.

Was ist mit Eiprodukten wie Flüssigei, die in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen?

Was die Genusstauglichkeit betrifft, sind die meist in Ordnung. Zumeist beziehen sich unsere Beanstandungen auf Kennzeichnungsmängel.

Leserreaktionen

Ungerecht

Es hat uns zwar nicht überrascht, dass Toni’s Freilandeier als Österreichs bekannteste Eiermarke in Ihrem Eier-Artikel vorkommt, doch waren wir über die Art und Weise, wie über unser Unternehmen berichtet wurde, ziemlich verwundert.

Ihr Artikel lässt schwerwiegende Vorwürfe im Raum stehen. Die textliche Einbindung von Toni’s Freilandeier („Hubmann wies in einer ersten Reaktion alle Vorwürfe als ‚blöde Racheaktion’ zurück und kündigte eine lückenlose Aufklärung an“) ist bei weitem nicht ausreichend, um dem seit Wochen feststehenden Stand der Dinge gerecht zu werden. Sämtliche Vorwürfe wurden bereits vor längerer Zeit gegenüber den ermittelnden Behörden entkräftet.

Es gibt umfangreiche Prüfberichte von externen Lebensmittelkontrolloren, die genau belegen, dass die Vorwürfe nicht gerechtfertigt sind. Wir sind der Ansicht, dass Konsumenten speziell beim Thema Lebensmittelqualität nicht in einer unklaren und unsicheren Situation zurückgelassen werden dürfen.

Toni und Barbara Hubmann
Glein/Steiermark
(aus KONSUMENT 5/2011)

Im Kasten „Eier unter Verdacht“ berichteten wir, wie im Text vermerkt, über den Stand der Dinge zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses.

Die Redaktion

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