Einfach und ursprünglich? Kommt bei Bio-Produkten vor allem in der Werbung vor. Saisonal und regional? Wird von den Konsumenten nicht angenommen. Kennzeichnung? Vielen Kunden unbekannt. Womit Sie beim Einkauf von Bio-Lebensmitteln rechnen müssen und worauf Sie achten sollten.
Lesen Sie auch unseren Test "Biomilch, Biokäse, Biotopfen" in KONSUMENT 12/2012
Woran denken Sie, wenn Sie Bio-Lebensmittel kaufen? An quadratkilometergroße Felder und riesige Ställe? Natürlich nicht! Vor Ihrem geistigen Auge taucht ein kleiner, weiß gekalkter Bauernhof auf, mit üppig blühenden Geranien vor den Fenstern. Während der Hofhund vor der Haustür in der Sonne döst, grunzen im Stall fröhlich rosige Schweine. Auf der Weide nebenan grasen friedlich die Kühe, während auf der Streuobstwiese ein stolzer Hahn seine Hennen beaufsichtigt, die emsig nach fetten Würmern scharren. Bauernhofromantik pur.
Werbebilder: eine Idylle für sich
Ein Heer von Werbestrategen sorgt Tag für Tag dafür, dass den Kunden die schönen Bilder nicht ausgehen. Keine Werbung für Bio-Lebensmittel ohne unversehrte Landschaft samt glücklichen Tieren. Allerdings: Auch die Lebensmittelindustrie mit ihrer konventionell erzeugten Ware setzt auf die Idylle. Auch hier kommt der Wein natürlich aus dem Holzfass und nicht aus dem Stahltank mit Holzchips, der Käse von der Almhütte und nicht aus der klimatisierten Reifungshalle. Und fast jedes Schnitzel aus dem Supermarkt macht einen auf kleine Dorf-Fleischerei.
Lesen Sie dazu auch unser Extra: Lebensmittel-Gütesiegel.
Bio-Lebensmittel: ein gutes Geschäft
In Wahrheit ist nicht nur die konventionelle, sondern auch die biologische Landwirtschaft ein millionenschweres Geschäft, bei dem kleinbäuerliche Strukturen ein Auslaufmodell sind. Vorbei die Zeiten, in denen Bio-Lebensmittel als Nischenprodukte für Öko-Fuzzis belächelt wurden. Und so gibt es Bio inzwischen nicht nur in Spezialläden, sondern flächendeckend bei allen großen Lebensmittelketten, Diskonter inklusive, zu kaufen. Zweistellige Zuwachsraten sowohl bei den Umsätzen als auch bei den Mengen ließen in den vergangenen Jahren die Kassen klingeln.
Bio-Krisen: EHEC, Italien
2010 war für Bio-Lebensmittel mengen- und umsatzmäßig das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des österreichischen Lebensmittelhandels. Dann kamen im Mai 2011 die tödlichen EHEC-Keime, bei denen anfangs fälschlicherweise spanische Bio-Gurken unter Verdacht gerieten. Und zu Jahresende folgte ein Lebensmittelskandal der Extraklasse: Eine Fälscherbande aus Italien hatte Tonnen konventionell produzierter Lebensmittel als Öko-Produkte deklariert und um gutes Geld in mehrere europäische Länder verkauft.
In den nächsten Ausgaben von KONSUMENT berichten wir über die Qualität von Bio-Lebensmitteln. Wir haben in vergleichenden Warentests 130 Produkte von Brot und Gebäck über Milch und Milchprodukte untersucht und bewertet. |