Wissenschaftliche Belege fehlen. Es gibt keine Studien am Menschen, in denen untersucht wurde, ob ein Extrakt bzw. Homöopathikum aus der Damiana-Pflanze bei Erektionsstörungen hilfreich ist.
Erektionsstörung: Damiana und Neradin
Helfen ein Extrakt aus der Damiana-Pflanze oder das homöopathische Mittel Neradin bei Erektionsstörungen?
Schon seit Jahrtausenden und in jeder Kultur kennt man Nahrungsmittel und Substanzen, die angeblich die Manneskraft stärken und die Lust auf Sex erhöhen. Dazu gehören auch Extrakte aus der Pflanze Damiana (Turnera diffusa), die als Nahrungsergänzungsmittel oder Homöopathika (z.B. Neradin) in der Apotheke erhältlich sind. Wir wollten wissen, ob es Belege zur Wirksamkeit dieser Präparate gibt. Unsere Kooperationspartner von medizin-transparent.at haben in wissenschaftlichen Datenbanken nach entsprechenden Studien gesucht. Ohne Erfolg.
Damiana: Studie an Ratten und Meerschweinchen
Einige Untersuchungen berichten zwar von einer gewissen anregenden Wirkung von Damiana auf männliche Ratten und Meerschweinchen, Studien mit menschlichen Teilnehmern scheint es allerdings nicht zu geben. Aus Untersuchungen an Nagetieren können jedoch keine Rückschlüsse zur Wirksamkeit an Menschen gezogen werden.
Neradin: keine Studien auffindbar
Zu Neradin waren überhaupt keine Studien auffindbar. Eine diesbezügliche Anfrage an den Hersteller des Mittels blieb unbeantwortet. Neradin ist ausschließlich als Arzneimittel erhältlich. Auf den ersten Blick mag verwundern, dass ein Arzneimittel im Handel ist, für dessen Wirksamkeit es keinen wissenschaftlichen Beleg gibt. Dies ist legal, denn das österreichische Gesetz sieht etwa für Homöopathika eine Sonderregelung vor. Für diese muss kein Wirknachweis erbracht werden.
In homöopathischen Mitteln ist ein Wirkstoff stark verdünnt. Eine Tablette Neradin scheint laut Beipacktext höchstens 0,01 Milligramm Damiana-Extrakt zu enthalten. Von dem Damiana-Extrakt ist also so gut wie nichts im Präparat enthalten. Das behauptete Wirkprinzip der Homöopathie ist wissenschaftlich nicht erklärbar. Gut durchgeführte Studien deuten darauf hin, dass homöopathische Mittel ausschließlich über den Placeboeffekt wirken.
Junge und ältere Männer betroffen
Erektionsstörungen können junge und ältere Männer betreffen, treten im höheren Alter aber häufiger auf. Bleiben die Probleme über längere Zeit bestehen, spricht man von einer erektilen Dysfunktion. Wie viele Männer davon betroffen sind, lässt sich nicht beziffern, denn viele versuchen es zuerst mit Selbstmedikation oder Hausmitteln, anstatt zum Arzt zu gehen.
Ursachen für Erektionsstörungen können etwa sein:
- Stress
- psychischer Druck oder
- Erkrankungen wie Diabetes
- Gefäßkrankheiten und
- Depression.
Manchmal sind auch verantwortlich:
- Übergewicht
- Rauchen
- übermäßiger Alkoholkonsum oder
- bestimmte Medikamente, etwa Mittel gegen hohen Blutdruck oder Antidepressiva.
Die Entfernung der Prostata führt ebenfalls häufig zu erektiler Dysfunktion.
Erkrankung behandeln
Liegt der Erektionsstörung eine Erkrankung zugrunde, sollte diese behandelt werden. Lässt sich keine körperliche Ursache finden, können unter anderem Medikamente helfen. Sogenannte PDE-5-Hemmer wie Sildenafil (bekannt als Viagra) und verwandte Substanzen können eine natürliche Erektion verstärken und verlängern. Sie können allerdings schwerwiegende unerwünschte Wirkungen haben und sollten nur nach ärztlicher Abklärung verwendet werden.
Kooperation mit medizin-transparent.at
Stimmt das, was die berichten?
Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.
"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin Transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.
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