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Onlinespiele - Gratis spielt's kaum

Onlinespiele - free to play: Im Internet werden Tausende Spiele kostenlos angeboten. Viele davon können trotzdem teuer kommen, denn ohne Investitionen bleibt der Erfolg bald aus.

Die Zeiten, als man sich am PC mit den vor­installierten Spielen Minesweeper und Solitaire die Zeit vertrieb, sind vorbei. Gibt man "kostenlose Onlinespiele", "F2P" oder „free to play“ in eine Internet-Suchmaschine ein, erhält man binnen Sekunden eine mehrere Tausend Treffer umfassende Liste. Das Angebot reicht von kleinen Geschicklichkeits­spielen für zwischendurch bis hin zu kom­plexen Szenarien, an denen Teilnehmer über Monate oder Jahre hinweg dranbleiben.

Umfangreiches Angebot

Es gibt Aufbau-, Strategie-, Action- und Rollenspiele sowie etliche weitere Genres. Technisch unterscheidet man zwischen Spielen, bei denen man Software auf dem Computer installiert, den Internetzugang aber benötigt, um mit anderen Spielern zu interagieren, und solchen Spielen, die rein mit dem ­Browser aufgerufen werden (Browsergames).

Bei den meisten Spielen geht es auf die eine oder andere Art ums Gewinnen. Das Ziel kann sein, Fertigkeiten und Ausrüstung der gewählten Spielfigur (des Avatars) zu ver­bessern, Position und Prestige zu heben, in Kämpfen zu siegen, die größeren Städte zu errichten

Wirtschaftliche Interessen

Obwohl F2P-Games als kostenlos angepriesen werden, können sie für die Spieler ganz schön teuer werden. Die Anbieter stellen Spiele nicht aus purer Menschenfreundlichkeit ins Netz; es muss ein Einkommen erwirtschaftet werden. Wer die Spieleentwicklung als Hobby betreibt, gibt sich möglicherweise mit Einkünften zufrieden, die gerade einmal die Kosten für Server, Strom oder Wartung decken. Soll damit allerdings der Lebens­unterhalt finanziert, ein Unternehmen hochgezogen oder ein Konzern in den schwarzen Zahlen gehalten werden, braucht es erheblich mehr.

Zugangsgebühren bei F2P-Games tabu

Zugangsgebühren von Spielern zu verlangen, ist bei F2P-Games freilich tabu. Die Finan­zierung des Spielbetriebs über Werbung ist lediglich für Hobbyanbieter eine Option, denn die Höhe der erzielbaren Einkünfte ist begrenzt. Obendrein wird Werbung von den Spielern meistens als störend empfunden.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Tätigkeiten des Netzwerkes der Europäischen Verbraucherzentren (ECC-Net).


Lesen Sie auch folgende Artikel zum Thema: Jugendliche und neue Medien, Test: Spielkonsolen, Computerspiele: Orientierung und Computerspiele: PEGI-Kennzeichnung

Mit Geld zu schnellerem Erfolg

Mit Geld zu schnellerem Erfolg 

Die häufigste Vorgehensweise ist, Spieler über den kostenlosen Zugang anzuwerben und später, z.B. über eine Premium-Mitgliedschaft oder kostenpflichtiges virtuelles Zubehör (Item genannt), zu zahlenden Kunden zu machen. Items können je nach Spiel beispielsweise eine Sportausrüstung, eine neue Frisur, Düngemittel für Felder, ein Gebäude oder ein magisches Schwert sein.

Psychologie und Ehrgeiz

Die Anbieter setzen dabei auf Psychologie – einerseits auf den Ehrgeiz, gewinnen zu ­wollen, andererseits auf den Gruppendruck, dem vor allem Jugendliche leicht erliegen. Die Spiele beginnen üblicherweise einfach, Items sind in der Anfangsphase noch leicht zu erspielen. Doch im weiteren Verlauf werden die Spiele bewusst immer schwieriger. Erfolgs­erlebnisse werden rar, Geduld ist ­gefragt, während die Mitspieler möglicherweise schneller und erfolgreicher voran­kommen.

Premium-Mitgliedschaft und gekauftes Zubehör

Mit einer Premium-Mitgliedschaft oder gekauftem Zubehör kann man seine eigene Position merklich verbessern. Käufliches ­Zubehör gibt es entweder gegen echtes Geld oder gegen eine Spielwährung, die wiederum mit Euros zu bezahlen ist. Oft werden Teilnehmern als Anreiz auch kleinere Beträge der Spielwährung im Rahmen von Aktionen oder für Freundschaftswerbung zur Ver­fügung gestellt. Sie lernen auf diese Weise die Vorteile eines erkauften Vorwärts­kommens im Spiel kennen.

Statussymbole: kaufen, handeln, erspielen 

Viele Items lassen sich nur mit hohem ­Zeitaufwand, gutem Spiel und viel Glück ­ergattern. Für Spieler sind diese virtuellen, schwer zu bekommenden Gegenstände ­Statussymbole. Wer damit ausgerüstet ist, genießt hohes Ansehen. Allerdings hat nicht jeder Spieler genügend Zeit und Ausdauer, prestigeträchtiges Zubehör selbst zu er­spielen.

Manche Spiele sind mit eigenen Marktplätzen oder Auktionshäusern ausgestattet, wo die Spielteilnehmer mit Items handeln können. Mittlerweile wurden die ersten Marktplätze allerdings wieder geschlossen. Ein Spiele­anbieter begründete dies mit der etwas ­fadenscheinigen Behauptung, der Handel würde den Spaß am Spielen untergraben. Vermutlich waren die Einnahmen gesunken, weil sich manche Spieler zu sehr auf das Kaufen und Verkaufen konzentriert hatten.

TOS: eingestellt und abgedreht

Der Spaß an einem Spiel kann übrigens auch aus einem anderen Grund plötzlich vorbei sein. Und zwar für immer. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (TOS – Terms of Service) der meisten F2P-Games ist fest­gehalten, dass das Spiel jederzeit eingestellt werden kann. Wer bereits viel Geld in die Ausstattung seiner Spielfigur gesteckt hat, hat in so einem Fall schlichtweg Pech, denn Eigentümer der virtuellen Ausrüstungs­gegenstände ist der Spieleanbieter. Spieler können Items nutzen, solange das Spiel ­besteht, haben aber keinerlei Anspruch auf Abgeltung angeschaffter Gegenstände.

Forge of Empires: Von wegen kostenlos!

Wir haben uns bei einem kostenlos angebotenen Browserspiel näher angesehen, wie viel Geld Spieler im Handumdrehen los­werden können.

Als Beispiel haben wir Forge of Empires gewählt, ein Spiel, das in letzter Zeit im TV beworben wurde. Forge of Empires startet in einer Siedlung in der Steinzeit, aus der die Hauptstadt eines stetig zu erweiternden Online-Imperiums zu entwickeln ist. In vielen Spielen werden sogenannte Ingame-Währungen (spezifische Spielwährungen, z.B. Goldmünzen) verwendet. Bei Forge of Empires sind es Diamanten.

300 Diamanten für 4,99 €

300 Diamanten sind für 4,99 € zu haben. Kauft man mehr, erhält man Rabatt – darauf wird im Spiel deutlich hingewiesen. Blättert man 80 € hin, erhält man 13.000 Diamanten. Je nach gekaufter Menge kommt ein Diamant also auf 0,62 bis 1,66 Cent.

Im Spiel geht es u.a. darum, Gebäude zu erwerben. Diese können entweder (frei) erspielt oder mit Diamanten gekauft werden. Ein sehr einfaches Gebäude kostet 200 Diamanten, also je nach Rabattstufe zwischen 1,24 € und 3,32 €. Zehn bis fünfzehn dieser Gebäude lassen sich ohne Weiteres auf einmal in das Spielszenario einbauen. Das macht für fünfzehn Gebäude in Summe 18,60 € bis 49,80 € aus. Perfid: Selbst das einfachste käufliche Gebäude ist wesentlich besser als ein frei erspielbares der gleichen Stufe.

Sammeln von Puzzleteilen

Ein weiteres Ziel ist das Sammeln von Puzzleteilen zum Errichten besonderer Bauten. Es gibt acht Bauten, bestehend aus je neun ­Puzzleteilen. Die ersten Teile sind schnell erspielt, für die letzten braucht es viel Geduld. Oder Diamanten. Pro Puzzleteil werden 200 Diamanten fällig. Kauft man pro Gebäude je zwei Puzzleteile zu, kostet das je nach Rabattstufe insgesamt 22,32 bis 59,76 €. Später im Spiel werden dann noch Items zu je 600 Diamanten (3,72 bis 9,96 €) angeboten.

15 Gebäude, 18 Puzzleteile: 40 bis 100 Euro

Wer bis jetzt mitgehalten und insgesamt fünfzehn Gebäude, achtzehn Puzzleteile für besondere Bauten und ein Item zu 600 Diamanten gekauft hat, hat in diesem als kostenlos beworbenen Spiel bereits zwischen 44,64 und 119,52 € abgelegt. Für diese Summe sind im Handel gleich mehrere Kaufspiele auf ­einmal erhältlich.

Nicht zuletzt: Den Internetanschluss und eine Hardware (Grafik, Sound) entsprechenden Standards gibt es auch nicht umsonst.

Zusammenfassung

  • Kostenfalle. Gratis spielen ist bei F2P-Games grundsätzlich möglich. Doch auch Spieleentwickler wollen Geld verdienen und richten die Spiele danach aus. Mit F2P-Games wird mitunter sogar mehr Geld abgeschöpft als mit Kaufspielen.
  • Konkurrenz. Wer sich auf ein Spiel einlässt, bei dem um Macht und Pres­tige gewetteifert wird, will einen hohen Status erreichen. In den meisten Spielen können Konkurrenten mithilfe käuflicher Ausrüstungsgegenstände leichter aus­gebremst werden. Das verleitet zum Geldausgeben.
  • Spiel aus. Der Kauf von Items will prinzipiell gut überlegt sein. Jugendliche sollten von ihren Eltern entsprechend sensibilisiert werden. Wird das Spiel abgeschaltet, sind gekaufte Items und das dafür ausgelegte Geld weg.

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