Die rechtlichen Voraussetzungen sind gegeben, das Angebot besteht, aber viele Europäer scheuen vor grenzüberschreitendem Onlineshopping noch zurück. Das Netzwerk der Europäischen Verbraucherzentren untersuchte, woran das liegt und ob die Befürchtungen berechtigt sind.
Elektronische Geräte, Markenkleidung und -schuhe, Waren aller Art – mit dem Internet hat sich eine bequeme Möglichkeit aufgetan, rasch und ohne großen Aufwand Waren zu kaufen. Mit dem Europäischen Mahnverfahren und dem Europäischen Bagatellverfahren (wir berichteten in KONSUMENT 2/2011) wurden die Möglichkeiten für Onlineshopper, zu ihrem Recht zu kommen, verbessert. Wer etwa im Voraus gezahlt hat und keine Ware erhält, kann jetzt über die Landesgrenzen hinweg klagen und die Mühlen der Justiz EU-weit in Gang setzen.
Cross-Border-Shopping noch kein Hit
Aber auch wenn Onlineshopping sich insgesamt steigender Beliebtheit erfreut: Das virtuelle Einkaufen über die Grenzen hinweg will nicht so richtig in die Gänge kommen. Zwar bestellen bereits an die 40 Prozent aller EU-Bürger im Internet, aber nur 9 Prozent schauen bei einem Onlinehändler außerhalb des eigenen Landes vorbei. Die Gründe dafür: Zwei Drittel der potenziellen Kunden fürchten Betrug oder Übervorteilung und die Hälfte der Verweigerer rechnet außerdem mit Lieferschwierigkeiten, also damit, entweder gar keine oder eine beschädigte Ware zu erhalten. An die 60 Prozent der Bevölkerung sind außerdem unsicher, wie vorzugehen ist, wenn Probleme auftreten, und 44 Prozent verzichten lieber, weil sie mit der Rechtssituation nicht vertraut sind.
Vielfältige Probleme
Die Europäischen Verbraucherzentren wollten wissen, wie es um den europäischen Online-Markt bestellt ist und ob die Bedenken der Verbraucher gerechtfertigt sind. Im Rahmen der Untersuchung "Online Cross-Border Mystery Shopping – State of the e-Union" wurde bei Onlineanbietern in ganz Europa eingekauft. Insgesamt 305 Käufe (Bücher, Kleidung, CDs u.a.) wurden via Internet getätigt. Das waren etwas weniger als geplant, weil manche Webanbieter gleich zu Beginn ausschieden.
Sprache, Umsatzsteuer, Zahlungsweise
Eine der größten Hürden war, dass 40 Prozent der Onlinehändler nur in der jeweiligen Landessprache und nicht zusätzlich auch in Englisch informierten. Bei einem Drittel aller Käufe war nicht klar, ob der Preis die Umsatzsteuer enthielt oder nicht. Dies führte zu Unklarheiten, da innerhalb der EU die Umsatzsteuer auf jeden Fall anfällt und zu begleichen ist. In nur 6 Prozent aller Fälle wurde außerdem Zahlung per Rechnung angeboten – die für den Konsumenten wohl sicherste Zahlungsweise: Er zahlt, wenn er die Ware erhalten hat und behalten will. 95 Prozent aller Anbieter akzeptieren immerhin Zahlung per Kreditkarte.
Rücksendungen dauern zu lange
Ein weiteres Problem eines österreichischen Mystery Shoppers war die lange Dauer der Rücksendung. Während die bestellte Ware innerhalb weniger Tage aus Südtirol eintraf, brauchte die Rücksendung der Ware 57 Tage. Eine Postnachforschung ergab, dass das Paket innerhalb von 2 Tagen am Brenner war. Für die restlichen rund 70 Kilometer brauchte es 55 Tage. Dadurch verzögerte sich natürlich auch die Rückerstattung der Kaufpreissumme.