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Kfz-Versicherung: Unsolidarisch - Kommentar von Markus Stingl

Kfz-Versicherer setzen auf Telematiktarife. Das bedeutet eine fast lückenlose Datenaufzeichnung der eigenen Mobilität und Gewohnheiten. Doch damit nicht genug: Die Solidargemeinschaft wird ausgehöhlt.

KONSUMENT-Redakteur Markus Stingl (Foto: VKI)

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht zu sehr auf die Datensammlerei der Versicherer mit ihren neuen Kfz-Telematiktarifen eingehen – Big Brother lässt wieder einmal grüßen. Zum Glück haben mündige Konsumenten nach wie vor die Wahl, ob sie solche Angebote nutzen wollen oder nicht. Aber selbst für jene, die diese neuen Tarife aus Überzeugung ablehnen, haben sie womöglich negative Auswirkungen.

Solidaritätspinzip...

Das System der Versicherung beruht auf dem Solidaritätsprinzip. Ein Versicherer hebt von seinen Kunden Prämien ein. Im Schadensfall übersteigt die Versicherungsleistung aber oft die Summe der bis zu diesem Zeitpunkt vom Einzelnen eingezahlten Prämien. Das hat der Versicherer so kalkuliert. Dann springen viele für den Einzelnen ein. In den gesetzlichen Krankenkassen ist diese Solidargemeinschaft freilich noch viel stärker verankert, aber auch im privatwirtschaftlichen Versicherungsbereich ist sie wichtig. Die Datensammlerei der Versicherer hat in erster Linie den Hintergedanken, die Risikobewertung ihrer Kunden noch zielgerichteter durchzuführen, als das bisher möglich war.

...vs. Zeitgeist

Die unmittelbare Berücksichtigung des individuellen Risikoverhaltens bei der Prämienfestsetzung ist möglicherweise gerechter und entspricht dem Zeitgeist. Allerdings widerspricht sie dem Gedanken der Solidargemeinschaft, was gerade im Versicherungsbereich zu existenziellen Problemen des Einzelnen führen kann.

 

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Solidargemeinschaft?

Ich teile die Meinung von Herrn Stingl, dass „die Datensammlerei dem Gedanken der Solidargemeinschaft widerspricht“. Ich gehe jedoch noch weiter, indem ich behaupte, dass die Versicherer das Solidaritätsprinzip sowieso gar nicht mehr befolgen, sondern rein gewinnorientierte Unternehmen geworden sind.

Da mein Vater Versicherungsvertreter war, bin ich seit meiner Kindheit (ich bin jetzt 60) mit dem Thema Versicherung konfrontiert gewesen, und auch an meinem Arbeitsplatz (Sozialbereich) bin ich für die Versicherungen zuständig. Unserem Betrieb ist es nicht nur einmal passiert, dass Versicherungen gekündigt oder zumindest Prämienanpassungen durchgeführt wurden, sobald die Schadenssumme die Prämiensumme überschritten hat. Im Falle einer Haftpflichtversicherung wurden wir tatsächlich mit Aufstellungen konfrontiert, in denen Prämienzahlungen und Schadenszahlungen über mehrere Jahre gegeneinander aufgerechnet wurden.

Unter Solidargemeinschaft verstehe ich jedoch, dass – so wie es Herr Stingl beschrieben hat – „die Versicherungsleistung die eingezahlten Prämien übersteigen darf“. Mittlerweile ist diese Anschauung zu einer mehr oder weniger romantischen Idealvorstellung verkommen, die im beinharten Versicherungsbusiness keinen Platz mehr hat.

Dr. Peter Berger
Mutters
(aus KONSUMENT 11/2018)

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