Kfz-Versicherer setzen auf Telematiktarife. Das bedeutet eine fast lückenlose Datenaufzeichnung der eigenen Mobilität und Gewohnheiten. Doch damit nicht genug: Die Solidargemeinschaft wird ausgehöhlt.
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht zu sehr auf die Datensammlerei der Versicherer mit ihren neuen Kfz-Telematiktarifen eingehen – Big Brother lässt wieder einmal grüßen. Zum Glück haben mündige Konsumenten nach wie vor die Wahl, ob sie solche Angebote nutzen wollen oder nicht. Aber selbst für jene, die diese neuen Tarife aus Überzeugung ablehnen, haben sie womöglich negative Auswirkungen.
Solidaritätspinzip...
Das System der Versicherung beruht auf dem Solidaritätsprinzip. Ein Versicherer hebt von seinen Kunden Prämien ein. Im Schadensfall übersteigt die Versicherungsleistung aber oft die Summe der bis zu diesem Zeitpunkt vom Einzelnen eingezahlten Prämien. Das hat der Versicherer so kalkuliert. Dann springen viele für den Einzelnen ein. In den gesetzlichen Krankenkassen ist diese Solidargemeinschaft freilich noch viel stärker verankert, aber auch im privatwirtschaftlichen Versicherungsbereich ist sie wichtig. Die Datensammlerei der Versicherer hat in erster Linie den Hintergedanken, die Risikobewertung ihrer Kunden noch zielgerichteter durchzuführen, als das bisher möglich war.
...vs. Zeitgeist
Die unmittelbare Berücksichtigung des individuellen Risikoverhaltens bei der Prämienfestsetzung ist möglicherweise gerechter und entspricht dem Zeitgeist. Allerdings widerspricht sie dem Gedanken der Solidargemeinschaft, was gerade im Versicherungsbereich zu existenziellen Problemen des Einzelnen führen kann.