Bereits im April hatte das britische Verbrauchermagazin „Which?“ weltweites Aufsehen erregt, als es Testunterlagen vorlegte, wonach mobile Freisprecheinrichtungen die Strahlenbelastung erhöhen statt senken. Gemeint sind die „Knopf-im-Ohr“-Sets, die aus einem Kabel mit Mikrofon und Ohrhörer bestehen. Diese lassen sich auch außerhalb eines Autos verwenden (die diversen Einbausätze fürs Auto sind also nicht angesprochen).
Handy-Freisprechsets - Mehr Strahlen statt weniger
Elektrosmog
Für viele vorsichtige Handybenützer aber, die glaubten, sich mit einem Freisprechset den Elektrosmog, den ein Handy aussendet, vom Hals – oder besser: vom Ohr – halten zu können, musste diese Meldung wie blanker Hohn klingen. Doch der scheinbar widersinnige Effekt findet eine einfache Erklärung: Das Kabel, das vom Handy zum Ohrhörer führt, wirkt wie eine Antenne, die Strahlung wird bis ins Ohr geleitet. Also noch näher zum Gehirn, als wenn man das Handy direkt am Ohr hielte. Denn da ist die Handyantenne immerhin einige Zentimeter vom Kopf entfernt, und ein paar Zentimeter sind in diesem Fall sehr viel. Mögliche negative Wirkungen – etwa die Veränderung der Gehirnströme – wären damit bei Verwendung eines solchen Freisprechsets eher zu erwarten als ohne.
Dreifache Strahlung
Daraufhin ließ die britische Regierung einen eigenen Test nach herkömmlichem Muster („SAR-Test“) durchführen. Das Ergebnis: Alles nicht wahr, durch Freisprechanlagen könne die Handystrahlung sehr wohl reduziert werden. Die britischen Konsumentenschützer ließen sich davon nicht beirren und gaben einen umfangreichen Test in Auftrag: ERA Technology, eine Organisation mit reicher Erfahrung auf dem Gebiet elektromagnetischer Strahlen, untersuchte fünf gängige Handymodelle mit je zwei Freisprecheinrichtungen (siehe dazu: "Handys und Freisprechsets im Test"). Dabei wurde das ursprüngliche Ergebnis bestätigt: Beim Gebrauch eines Ohrhörers kann die Strahlenbelastung bis zu dreieinhalb Mal so hoch sein wie beim Gebrauch eines konventionellen Handys. Ob diese Belastung die Gesundheit beeinträchtigt, wurde dabei nicht untersucht – es gibt bekanntlich keine zuverlässigen Daten über die Schädlichkeit von Elektrosmog. Aus Vorsichtsgründen sollte die Strahlung jedoch so gering wie möglich gehalten werden.
Unterschiedliche Messverfahren
Die abweichenden Ergebnisse der Regierungsstudie liegen in einem unterschiedlichen Messverfahren begründet. Skeptiker halten den SAR-Test der Regierung für unbrauchbar: Er sei zur Überprüfung von Handys entwickelt worden und berücksichtige nicht die spezielle Situation bei einem Freisprechset.
Üblicherweise wird der Benutzer eines Freisprechsets das Handy in der Brusttasche oder am Gürtel tragen, das Kabel vom Ohrhörer zum Handy wird lose herunterbaumeln. Beim SAR-Test ist diese Möglichkeit aber nicht vorgesehen. Dabei ist genau das der kritische Faktor. Bei der ERA-Untersuchung wurde nämlich herausgefunden, dass die Strahlenbelastung von der Position des Handys zum Ohrhörer abhängt.
Mögliche Abhilfe
Leider gibt es offenbar keine einfache Regel für die Strahlenintensität. Mit steigender Entfernung zum Ohr kommt es zu starken Schwankungen der Belastung. Sie kann zwar niedriger sein als beim Gebrauch eines Handys, aber auch wesentlich höher.
Für den Benutzer ist es praktisch unmöglich, die Strahlenbelastung durch Veränderung des Trageverhaltens zu minimieren. Eine mögliche Lösung wäre die Anbringung eines Ferritringes am Kabel in unmittelbarer Nähe des Ohres. Ferrit – ein Werkstoff aus kohlenstoffarmem Eisen – dämpft die Strahlung und könnte so zu einer Reduktion der Strahlenbelastung beitragen. Auf jeden Fall wäre jetzt die Industrie gefordert, weitergehende Studien durchzuführen und vor allem entsprechend adaptierte Freisprechsets auf den Markt zu bringen.
Handy | Freisprechset |
Ericsson T18s | Ericsson Portable hands-free Orange kit mains libre |
Nokia 3210 | Nokia headset for 3210 Hama headset for 3210 |
Nokia 5110 | Nokia headset HDCGP 51/61/71 Telcom Personal hands free earpiece |
Panasonic GD50 | Panasonic EB EMD 70 for GD50 Cellular Access for Panasonic GD50 |
Philips Savvy/C12 | BT Cellnet hands-free accessory kit for Savvy Telcom Personal hands free earpiece |
Je nach Abstand zwischen Messpunkt und Handyantenne variiert die Strahlung beim Gebrauch eines Ohrhörers zwischen 10 und 350 Prozent im Vergleich mit dem Handy direkt am Ohr.