Es gibt sogar ganze Rezeptbücher zu kaufen, wo Plazenta gekocht, in Form von Burgern oder zu Spaghetti-Sauce verarbeitet wird. Nicht zu vergessen die Plazenta-Partys, bei denen Freunde und Familie auf ganze Mahlzeiten mit Plazenta eingeladen werden. Der Trend (?!?) hält sich in Österreich augenscheinlich (noch) in Grenzen. Zumindest hört und liest man hier zu Lande wenig zum Thema. Man(n) bzw. (Frau) ekelt sich dann vielleicht doch zu sehr……
Eine Tradition die man bei uns kennt und auch praktiziert ist das Vergraben des Mutterkuchen im Garten. Darauf wird ein Baum gepflanzt. Ein Baum des Lebens.
Warum sollte man die mütterliche Nachgeburt verspeisen? Plazenta soll laut Befürwortern durch die enthaltenen Nährstoffe und Hormone unter anderem Schwangerschaftsdepression vorbeugen, die Milchproduktion der stillenden Mutter ankurbeln und zu einer stärkeren Beziehung von Mutter und Kind führen. Klingt erst mal nicht unlogisch.
Gibt's Beweise dafür? Die Metaanalyse von Crystal Clark und ihrem Team von der Northwestern University in Chicago ergab: Wissenschaftliche Belege für die angeblichen Vorteile des Plazenta-Verspeisens gibt es keine. Die Autoren geben zu bedenken, dass die Plazenta Viren, Bakterien oder Schwermetalle enthalten kann. Immerhin schützt sie den Fötus vor diesen Umwelteinflüssen.
Ass.Prof. Christian Wadsack von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Meduni Graz weiß: „Es gibt keine gesicherten wissenschaftlichen Studien die eine „gesunde“ oder „schädliche“ Wirkung bei Verzehr der Plazenta belegen“. Laut Wadsack ist die Plazenta ein recht aktives Organ, das selbst Hormone produziert. Manche argumentieren, dass ein Verzehr nach der Entbindung daher förderlich gegen die Schwangerschaftsdepression sei, eben ausgelöst durch den eingenommenen Hormoncocktail. „Diese Einschätzung kann ich überhaupt nicht teilen, nachdem die Hormone über den Magen in die Blutbahn gelangen sollten – aber dort mit Sicherheit bereits enzymatisch bzw. durch den niedrigen pH-Wert zerlegt, inaktiviert und damit unwirksam werden“ so der Experte.
Meine Kollegin hat mir unlängst eine Studie zugesandt. Forscher der Universität von Nevada (Las Vegas) sehen keine Evidenz dafür, dass postpartale Depressionen mit dem Konsum der eigenen Körperteile und im speziellen der eigenen Plazenta reduziert oder verhindert werden können.
Im Gegenteil: das amerikanische Zentrum für die Seuchenbekämpfung und -prävention (Centers for Disease Control and Prevention) hat letzten Sommer eine Warnung herausgegeben: Das essen der Plazenta kann für das eigene Kind gefährlich werden. Das Zentrum bezieht sich dabei auf einen Fall in Portland, Oregon, wo ein Baby eine Infektion erlitten hatte. Die Kapseln enthielten infktiöse Bakterien, da der Hersteller die Plazenta nicht gut genug erhitzte.
Aus rechtlicher Sicht gehört die Plazenta der Mutter, die frei darüber verfügen kann. Es kann der frisch gebackenen Mutter also niemand verbieten, ihre Plazenta mit nach Hause zu nehmen und daraus ein Gulasch zuzubereiten…….
Und wie schmeckt's? "Nussig-metallisch, erinnert angeblich an Rindfleisch" sagen jene mutigen, die schon mal probiert haben......
Haben Sie schon mal probiert? Oder könnten Sie sich vorstellen, ihre eigene oder aber auch fremde Plazenta in Form von Salat, Lasagne, eines Smoothies oder in Pillenform zu essen? Finden Sie den (möglich kommenden) Hype um das Verspeisen der Plazenta übertrieben? Oder sollte man dem Thema endlich die Wertschätzung entgegenbringen, die ihm gebührt?
Berichten Sie mir, ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen! Und natürlich auch Rezepte……na dann, Prost und Mahlzeit!
Dieser Blogbeitrag wurde von unserer ehemaligen Kollegin Katrin Mittl-Jobst geschrieben.
Kommentieren
Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.
Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.
Anmelden0 Kommentare