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Strandfoto mit Familie im Sand, nur die Füße sind zu sehen
Entspannt im Urlaub: Auch in der Sommerzeit kann man ökologisch unterwegs sein, ohne Lebensqualitätseinbußen. Bild: YanLev Alexey/Shutterstock

Nachhaltig auch im Urlaub?

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ÖKO.LOGISCH

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Auch bei mir. Urlaubszeit ist aber mitunter auch die Zeit, in der gute Klima- und Umweltschutz-Vorsätze über Bord geworfen werden. Einmal im Jahr sündigen? Ich möchte den einen oder anderen diesbezüglichen Gedanken mit Ihnen teilen.

Ich werde immer wieder gefragt, wo man als Konsument:in ansetzen sollte, wenn einem Klima- und Umweltschutz am Herzen liegen, in welchen Bereichen man durch eine Verhaltensänderung spürbar etwas bewegen kann. Die Antwort ist relativ simpel und ebenso leicht umsetzbar: Bei der Mobilität und beim Essen.

Die Brücke hin zur Urlaubszeit? Mit Freunden durfte ich im Spätfrühling einige sehr entspannte Tage in Südpolen verbringen. Warum es nicht Casablanca oder Tel Aviv geworden ist, wie zuvor von einigen meiner Freunde ins Spiel gebracht? Ich musste ihnen meinen Ich-fliege-nicht-Vorsatz in Erinnerung rufen („Ja, das ist wirklich ernst gemeint. Und nein, Ausnahme mache ich auch für euch keine“). Wir flogen also nicht tausende Kilometer, sondern saßen zu fünft im Auto und machten einen entschleunigten Roadtrip. Auch wenn das Auto fossil betrieben war, bin ich geneigt zu sagen: Gelebter Klimaschutz ohne Einbußen der Lebensqualität. Darüber hinaus habe ich meine Freunde zum Nachdenken gebracht – und sie inzwischen so weit, dass wir beim nächsten Mal mit dem (Nacht-) Zug unterwegs sein werden.

Und was war das mit dem Essen?

Da möchte ich Sie geografisch etwas weiter Richtung Süden, an die obere italienische Adria entführen. Dort verbrachte ich Ende Juni eine Woche mit meiner Familie. Zwar naheliegenderweise nicht dorthin geflogen, Thema Mobilität also: check! Allerdings habe ich mich im Ristorante nicht nur mit Ruhm bekleckert. Tomatensauce war auch dabei, certo! Aber ich konnte nicht umhin, mich nach Fisch und Meeresfrüchten zu sehnen. Also kurzerhand eine Portion Calamari fritti bestellt. Um dann ein schnippisches „Du traust dich was“ von meiner Frau, ihres Zeichens Vegetarierin, zu ernten. Sie rief mir nicht nur die bemerkenswerte Doku „Mein Lehrer, der Krake“ in Erinnerung, die zeigt, welch sensible, schlaue Geschöpfe diese Weichtiere sind. Sondern auch, dass Meeresgetier z.T. schwerst überfischt ist. Womöglich nicht die Kalmare im Mittelmeer, ein wirklich funktionierendes Monitoringsystem gibt es nicht. Aber wie das Tier gefangen wurde, weiß niemand. Vielleicht mit traditionellen Methoden, die fast keinen Beifang mit sich bringen und auch die Meeresflora schonen. Oder doch mit Grundschleppnetzen, die den Meeresboden umpflügen und viel Beifang erzeugen, z.B. von Rochen, Schildkröten oder Haien.

Nun gut, eine Portion Calamari pro Jahr ist ökologisch wohl vertretbar. Aber Faktum ist: Die maritimen Ökosysteme sind nicht mehr im Gleichgewicht, Fischbestände zum Teil heftig überfischt, Arten vom Aussterben bedroht. In unserer 5-teiligen Serie „Unser Meer“ haben wir 2022 u.a. auf diese Problematik hingewiesen. Wer im Mittelmeer-Urlaub fast täglich Fisch und Meeresfrüchte isst, sollte kürzertreten. Gerade die mediterrane Küche birgt schmackhafte vegetarische Spezialitäten.

Apropos vegetarisch

Im puncto Klimaschutz ist ein Weniger an Fleisch ein Selbstläufer, eine Win-Win-Situation. Denn nicht nur das Klima profitiert, sondern auch die Gesundheit. Fleisch essen wir Österreicher:innen wahrlich viel zu viel. Schon am 25. Mai, also noch vor der Sommerurlaubszeit, hat „Vier Pfoten“ den „Meat Exhaustion Day“ in Österreich ausgerufen. Traurig, aber wahr – an diesem Tag wurde die empfohlene Pro-Kopf-Jahresration an Fleisch schon verputzt: 23,4 Kilogramm. Zur Veranschaulichung, das entspricht in etwa 150 Kottelets. Oder anders gerechnet, jeden Tag eines.

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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