Vor knapp drei Jahren ging ich an dieser Stelle der Frage nach, wie groß der Einfluss der Zubereitungsart auf die ökologische Gesamtbilanz einer Tasse Kaffee ist. Weniger, als man meinen möchte, war das Fazit, und auch Kapseln sind besser als ihr Ruf. Den größten Öko-Impact hat der Anbau selbst.
Bio-Kaffee ist aus Nachhaltigkeitssicht also immer die bekömmlichere Wahl.
Im Zuge meiner Recherche sprach ich damals auch mit der Nachhaltigkeitsbeauftragten von Nespresso. Auf die Frage, warum Nespresso nicht von der Alu-Kapsel abrücke, wurde mir sinngemäß geantwortet, dass aus Qualitätssicht nichts über Aluminium gehe, man da kaum Kompromisse machen könne.
Umso mehr wunderte mich eine Werbung, die ich vor einiger Zeit sah. Dort wurden doch tatsächlich heimkompostierbare Nespresso-Kapseln angepriesen.
Klar, dass ich da nochmal nachfragen musste. Ob der Druck der Kundschaft nach nachhaltigerem Verpackungsmaterial auf den Kapsel-Marktführer zu groß geworden sei, wollte ich wissen. In blumigen Worten wurde mir geantwortet. Ich fasse das kurz für Sie zusammen, die Antwort lautet: Ja.
In unserem aktuellen Kaffee-Kapsel-Test finden sich übrigens keine kompostierbaren Produkte.
Kompromisse bei der "Frische"
Faktum ist, dass der Kaffee in der auf Papierbasis hergestellten Kapsel jetzt nicht mehr, zugespitzt formuliert, ewig hält. Frische und Geschmack bleiben „nur“ noch einige Monate konstant. Dafür hat die Kundschaft nun Wahlfreiheit. Wobei die aktuell sechs Kaffeesorten, die in der neuen „Öko“-Kapsel angeboten werden, bei Weitem nicht das gesamte Sortiment abbilden. Pluspunkt: Ein Bio-Kaffee ist dabei!
Drei Jahre hat Nespresso gemeinsam mit dem finnischen Unternehmen Huhtamaki geforscht und entwickelt. 2023 wurde die heimkompostierbare Kapsel zunächst in Frankreich und der Schweiz eingeführt, im Herbst 2024 dann auch in Österreich.
Neben Nespresso hat übrigens auch Greiner Packaging, ein Verpackungskonzern aus Oberösterreich, vor einigen Monaten ein ähnliches heimkompostierbares Produkt vorgestellt. Es tut sich also was.
Kompostierbar, echt?
Aber Moment mal. Kompostierbar und Kaffeekapseln? Da war doch was? Ja, genau. Mit diesen Fahnen schmücken Hersteller ihre Kapseln ja schon seit Jahren. Aber in Wirklichkeit verrotten diese Kapseln nur unter absolut idealen (Labor-) Bedingungen. Wenn überhaupt. Die neue Generation ist jetzt aber HEIM-kompostierbar, bescheinigt zumindest der TÜV Austria, verrottet also auf dem Komposthaufen oder auch (zumindest laut Nespresso-Auskunft) in der Wurmkiste.
Übrigens: Wir haben die Produkte diesbezüglich nicht getestet. Mich würden aber Ihre Erfahrungen sehr interessieren – schreiben Sie mir, ob es Ihnen gelungen ist, aus Kaffeekapseln Erde zu machen (oder nutzen Sie die Kommentar-Funktion weiter unten).
MA48: Keine Kaffeekapseln verwenden
Die Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft in Wien (MA 48) ist jedenfalls skeptisch. Und bittet die Wiener:innen, auch heimkompostierbare Kaffeekapseln nicht im Biomüllcontainer, sondern im Restmüll zu entsorgen („Da auch Papier bei der Vorbereitung auf den Rotteprozess entfernt wird“).
Die Stadt Wien setze auf Abfallvermeidung und empfehle daher generell, keine Kaffeekapseln zu verwenden.
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