Zum Inhalt
Nespresso-Plakatsujet mit George Clooney
Momentan gibt es sechs Kaffeesorten, die in der neuen, zertifiziert-heimkompostierbaren Nespresso-Kapsel angeboten werden. Immerhin: Ein Bio-Kaffee ist dabei. Bild: VKI

Was können die Kompost-Kapseln?

BLOG

ÖKO.LOGISCH

Recycling-Systeme hin oder her: Kapsel-Kaffee-Trinker:innen verursachen viel Müll. Seit einiger Zeit gibt es heimkom­postierbare Kapseln zu kaufen. Zahlt sich das aus? 

Vor knapp drei Jahren ging ich an dieser Stelle der Frage nach, wie groß der Ein­fluss der Zubereitungsart auf die ökologi­sche Gesamtbilanz einer Tasse Kaffee ist. Weniger, als man meinen möchte, war das Fazit, und auch Kapseln sind besser als ihr Ruf. Den größten Öko-Impact hat der Anbau selbst. 

Bio-Kaffee ist aus Nachhaltigkeitssicht also immer die bekömmlichere Wahl. 

Im Zuge meiner Recherche sprach ich da­mals auch mit der Nachhaltigkeitsbeauf­tragten von Nespresso. Auf die Frage, warum Nespresso nicht von der Alu-Kap­sel abrücke, wurde mir sinngemäß geant­wortet, dass aus Qualitätssicht nichts über Aluminium gehe, man da kaum Kompromisse machen könne. 

Umso mehr wunderte mich eine Werbung, die ich vor einiger Zeit sah. Dort wurden doch tat­sächlich heimkompostierbare Nespresso-Kapseln angepriesen. 

Klar, dass ich da nochmal nachfragen musste. Ob der Druck der Kundschaft nach nachhaltigerem Verpackungsmaterial auf den Kapsel-Marktfüh­rer zu groß gewor­den sei, wollte ich wissen. In blumigen Worten wurde mir geantwortet. Ich fasse das kurz für Sie zusammen, die Antwort lautet: Ja. 

In unserem aktuellen Kaffee-Kapsel-Test finden sich übri­gens keine kompostierbaren Produkte.

Kompromisse bei der "Frische"

Faktum ist, dass der Kaffee in der auf Papierbasis herge­stellten Kapsel jetzt nicht mehr, zuge­spitzt formuliert, ewig hält. Frische und Geschmack bleiben „nur“ noch einige Monate konstant. Dafür hat die Kund­schaft nun Wahlfreiheit. Wobei die aktuell sechs Kaffeesorten, die in der neuen „Öko“-Kapsel angeboten werden, bei Weitem nicht das gesamte Sortiment abbilden. Pluspunkt: Ein Bio-Kaffee ist dabei! 

Drei Jahre hat Nespresso gemeinsam mit dem finnischen Unternehmen Huhtamaki geforscht und entwickelt. 2023 wurde die heimkompostierbare Kapsel zunächst in Frankreich und der Schweiz eingeführt, im Herbst 2024 dann auch in Österreich. 

Neben Nespresso hat übrigens auch Grei­ner Packaging, ein Verpackungskonzern aus Oberösterreich, vor einigen Monaten ein ähnliches heimkompostierbares Pro­dukt vorgestellt. Es tut sich also was. 

Kompostierbar, echt? 

Aber Moment mal. Kompostierbar und Kaffeekapseln? Da war doch was? Ja, genau. Mit diesen Fahnen schmücken Her­steller ihre Kapseln ja schon seit Jahren. Aber in Wirklichkeit verrotten diese Kap­seln nur unter absolut idealen (Labor-) Bedingungen. Wenn überhaupt. Die neue Generation ist jetzt aber HEIM-kompostierbar, bescheinigt zumindest der TÜV Austria, verrottet also auf dem Kom­posthaufen oder auch (zumindest laut Nespresso-Auskunft) in der Wurmkiste. 

Übrigens: Wir haben die Produkte diesbezüglich nicht getestet. Mich würden aber Ihre Erfahrungen sehr interes­sieren – schreiben Sie mir, ob es Ihnen gelungen ist, aus Kaffeekapseln Erde zu machen (oder nutzen Sie die Kommentar-Funktion weiter unten).

MA48: Keine Kaffeekapseln verwenden

Die Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft in Wien (MA 48) ist jedenfalls skeptisch. Und bittet die Wiener:innen, auch heimkompostierbare Kaf­feekapseln nicht im Biomüllcontai­ner, sondern im Restmüll zu entsorgen („Da auch Papier bei der Vorbereitung auf den Rotteprozess entfernt wird“). 

Die Stadt Wien setze auf Abfallvermei­dung und empfehle daher generell, keine Kaffeekapseln zu verwenden. 

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Winterurlaub in Grönland. Echt jetzt? BLOG

Winterurlaub in Grönland. Echt jetzt?

„Kennen Sie Grönland im Winter?“ Diese Betreffzeile eines Reise-Newsletters hat unseren Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl mittelschwer verwirrt. Denn „Grönland“, „Urlaub“ und „Winter“ passen so gar nicht in sein unbedarftes Bild vom hohen Norden. Aber Klimawandel sei Dank ist so eine Reise inzwischen offenbar möglich. Mehr dazu in der aktuellen Öko.Logisch-Kolumne.

Einweg ade! Scheiden tut weh? BLOG

Einweg ade! Scheiden tut weh?

Unser Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl greift in seiner „Öko.Logisch“-Kolumne die Bedenken einer Leserin auf: Sie befürchtet, dass der Einwegpfand, der im Jänner eingeführt wird, sowie die kontinuierliche Erhöhung der Mehrwegquoten zu schleichenden Preiserhöhungen führen werden.

Die KI braucht Energie BLOG

Die KI braucht Energie

Rechenzentren sind die „Gehirne“ Künstlicher Intelligenz. Und die verschlingen bereits jetzt Unmengen an Energie. Nachhaltigkeitsredakteur Markus Stingl hat sich in seiner Öko.Logisch-Kolumne Gedanken über den Energiehunger von KI-Anwendungen gemacht.

Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es BLOG

Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es

ÖKO.LOGISCH: Wer im Autopilot-Modus unterwegs ist, gestaltet die Zukunft nicht, sondern lässt sie passieren. Es spricht viel dafür, das Lenkrad wieder selbst in die Hand zu nehmen, meint Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl.

Frei wie ein Vogel? BLOG

Frei wie ein Vogel?

Die Lufthansa und alle ihre Töchter, also auch die AUA, werden ab 2025 bei jedem Flug, der in der EU startet, einen „Umweltkostenzuschlag“ einheben. Unser Nachhaltigkeitsredakteur Markus Stingl ist not amused. Welche Kritikpunkte er sieht, lesen Sie im Öko.Logisch-Blogbeitrag.

Die Fairbuds im Schnell-Check BLOG

Die Fairbuds im Schnell-Check

Die Fairbuds von Fairphone sind ein Unikum am Markt. Es sind die ersten In-Ear-Kopfhörer mit austauschbarem Akku.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang