Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Die BILLA Pinsa Margherita scheint aus Reis- und Sojamehl hergestellt, enthält aber hauptsächlich Weizen.
BILLA Pinsa Margherita: keine glutenfreie Pizza!
Dass die BILLA Pinsa Margherita eine Art Pizza aus Weizenmehl ist, wird erst durch einen unscheinbar kleinen Hinweis und die Zutatenliste klar. Beigemischtes Reis- und Sojamehl bilden nicht die Hauptzutaten eines vermeintlich glutenfreien Produkts. Die Herkunft der Zutaten ist außerdem nicht ganz so italienisch wie es die Aufmachung verspricht.
Das ist das Problem
Das steht drauf: BILLA Pinsa Margherita
Gekauft bei: BILLA
Frau B. hielt Ausschau nach einem glutenfreien und schnellen Fertiggericht fürs Abendessen. Sie griff zu einer Art Pizza aus dem BILLA Tiefkühlregal auf deren Verpackung deutlich geschrieben stand: "mit Reismehl und Sojamehl“. Einen weiteren Hinweis, dass dieses Produkt kein Gluten enthalte, entdeckte Frau B. nicht. Gut, dass die Konsumentin sicherheitshalber darauf geachtet hat, denn die Zutatenliste zeigt, dass sich dieses Gericht hauptsächlich aus Weizenmehl zusammensetzt.
Darauf gibt es außer in der Zutatenliste auch einen winzigen Hinweis ganz unten auf der Vorderseite, den Frau B. allerdings gar nicht wahrgenommen hatte. „Wozu schreibt man extra drauf ‚mit Reismehl und Sojamehl‘, wenn deren Anteile schlussendlich verschwindend gering sind und die Pizza zum Großteil aus Weizenmehl besteht?“, schrieb uns Frau B. aufgebracht. „Das macht für mich nämlich den Anschein, als würde es sich um eine glutenfreie Pizza handeln. Und wo sind die abgebildeten Basilikumblätter und der Knoblauch in der Zutatenliste zu finden? Und was soll eigentlich eine ‚Pinsa‘ sein“, so die Konsumentin ärgerlich.
Was ist eine Pinsa?
Sie wissen auch nicht was eine Pinsa ist? Damit sind Sie und Frau B. nicht allein. Wir mussten auch erst recherchieren: Pinsa (von lateinisch pinsere: strecken, auswalzen) ist eine Art Pizza oder Focaccia (Hefeteig, der u. a. mit Olivenöl und Kräutern bestrichen wird). Die Pinsa lässt sich ebenso wie die Pizza nach dem Backen belegen oder ohne alles verspeisen. Der Teig besteht neben Sauerteig und Weizenmehl auch aus Reis- und Soja- oder Kichererbsenmehl. Angesetzt mit kaltem Wasser absolviert er eine Teigruhe von mindestens 24 Stunden.
Dadurch entsteht nach dem Backen eine luftige, knusprige und leichter verdauliche Flade. Der Sohn einer römischen Pizza- und Brotbäckerfamilie entwickelte diese Teigflade 2001 und überlegte sich rund um die Pinsa eine Legende aus dem alten Rom. Mittlerweile gibt es sogar in Wien nicht nur Pizzerien, sondern auch Pinserien. Zurück zum BILLA Tiefkühlregal.
Warum steht Reis- und Sojamehl vorne drauf?
Das Produkt wirkt auf dem Bild der Verpackung wie eine anders geformte Pizza. Auch Belag und Packungsaufmachung lassen an Pizza denken. Die Extraauslobung anderer Mehlsorten als Weizenmehl, das bei einem solchen Produkt zu erwarten ist, soll wohl die Besonderheit der Pinsa gegenüber einer herkömmlichen Pizza hervorstreichen. Doch, so wie es Frau B. ergangen ist, besteht durch den Mehlsorten-Hinweis auf der Schauseite eine Verwechslungsgefahr mit einem glutenfreien Produkt ohne Weizenmehl.
Da nützt auch die gut gemeinte Info des Herstellers wenig. Er weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass glutenfreie Eigenmarkenprodukte in der Regel auch als solche mit einem Logo gekennzeichnet werden. Die BILLA Pinsa ist jedenfalls nicht für glutenfreie Ernährung geeignet: An erster Stelle der Zutatenliste steht „Weizenmehl“. Dem Teig sind nur 1,7 Prozent Reismehl und 0,8 Prozent Sojamehl zugesetzt. Also nicht gerade viel. Durch die Auslobung auf der Vorderseite ist eine andere Zusammensetzung des Teiges oder zumindest ein anderes Verhältnis zu erwarten.
Aufmachung italienischer als der Inhalt
Die Verpackung zeigt die Auslobung „Hergestellt in Italien“ und ein Herz in den Flaggenfarben Italiens. Ganz unten auf der Verpackung findet sich der etwas klein geratene Hinweis zur von Italien abweichenden Herkunft der primären Zutaten: „Weizenmehl und Mozzarella aus der EU“. Also doch nicht ganz so italienisch wie sich die BILLA Pinsa Margherita darstellt. Zudem enttäuschend: Auf der Verpackungsabbildung befinden sich reichlich Basilikumblätter, auch Knoblauchzehen sind abgebildet. Seltsam, diese Beigaben reiht die Zutatenliste nicht auf. Schade, denn Konsumentinnen und Konsumenten orientieren sich gern an Verpackungsbildern. Dieser „Serviervorschlag“ – ganz klein seitlich am Bild zu lesen – spielt doch sehr mit der geschmacklichen Erwartung an das Produkt.
Gute Nährwert-Zusammensetzung
Die BILLA Pinsa Margherita hat übrigens den Nutri Score B. Somit stellt sie in dieser Produktkategorie eine ziemlich gute Wahl dar. Die Zutatenliste ist erfreulich übersichtlich, nämlich ohne Zusatzstoffe und Aromen. Das Produkt enthält Weizenmehl, Wasser, Tomatensauce, Mozzarella, Olivenöl, Reismehl, Sauerteig, Hefe, Sojamehl, Zucker und Oregano.
Produktaufmachung: bitte überarbeiten
Ein deutlicherer Hinweis auf das Weizenmehl als Hauptbestandteil sowie auf den Serviervorschlag könnte Fehlkäufen vorbeugen. Buon appetito, auch wenn’s nicht completto italiano ist.
Reaktion der REWE International AG
Der Hersteller beruft sich auf die Korrektheit der Kennzeichnung
„Wir legen sehr großen Wert auf Transparenz und klare Kennzeichnungen. Wir versuchen dabei immer nachvollziehbar und verlässlich zu sein.
Die Original Pinsa enthält Reis und Sojamehl. Nach gründlicher Probephase haben wir mit diesem Mischverhältnis für unsere Kund:innen sensorisch das beste Ergebnis erzielen können. Sofern ein Eigenmarkenartikel glutenfrei ist, wird dieser mit dem Glutenfrei- Logo gekennzeichnet. Zudem wird bei BILLA und BILLA PLUS die Marke Free - Your individual choice geführt, welche laktose- und glutenfreie Artikel bietet.
Schließlich möchten wir festhalten, dass es sich bei der Abbildung um einen Serviervorschlag handelt. Dies ist auch auf der Verpackung angeführt. Bevor ein Artikel gelistet wird, wird für jedes Layout ein Kennzeichnungsgutachten von einer unabhängigen Behörde eingeholt.“
REWE International AG
23.6.2022
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Finden Sie auf einer Produktverpackung bestimmte Zutaten besonders ausgelobt, bedeutet das nicht automatisch, dass sie den Hauptanteil ausmachen. Lesen Sie die Zutatenliste, um genaue Informationen zu erhalten.
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