Zum Inhalt

Bärlauch - Knoblauch aus dem Walde

Wenn der frische Bärlauch sprießt, zieht es viele Gourmands in die Wälder, doch ganz ungefährlich ist das Sammeln des Waldknoblauchs nicht.

Wenn der Wald im Frühjahr von Knoblauchdüften durchzogen wird, ist die Zeit der Bärlauchfans gekommen. In Scharen ziehen sie ins Gehölz, um die Blätter sackerlweise zu ernten. Als Pesto verarbeitet, getrocknet oder tiefgefroren kann das Küchenkraut über Monate verwendet werden.

Intensiver Knoblauchgeruch

Bärlauch gehört zur Familie der Liliengewächse. Der intensive Knoblauchgeruch, den die Pflanze während der Blütezeit verströmt, hat ihr im Volksmund den Namen Waldknoblauch oder wilder Knoblauch eingebracht. Verbreitet ist sie in fast ganz Europa und Nordasien. Bärlauch bevorzugt schattige, feuchte Böden in Laub- und Auwäldern.

Hat die Pflanze einmal Fuß gefasst, breitet sie sich meist rasch großflächig aus. Dafür sorgen in erster Linie die Tiere des Waldes. Sie verschleppen die Samen, die an Pfoten und Körpern sehr leicht haften bleiben. Auch der Name geht im Übrigen auf Bären zurück, die sich nach dem Winterschlaf davon ernährten.

Verwechslungsgefahr

Wer Bärlauch sammeln möchte, sollte sich damit auskennen. Jedes Jahr kommt es zu Vergiftungen, weil Bärlauch mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen verwechselt wird. Bärlauchblätter treiben einzeln dicht nebeneinander direkt aus dem Boden aus. Beim Zerreiben tritt ein starker Knoblauchgeruch auf. Gesammelt werden sollte Bärlauch, bevor er blüht, weil die Blätter danach einen bitteren Geschmack annehmen.

Nie büschelweise ernten

Um sicherzugehen, dass keine unerwünschten Blätter gesammelt werden, sollte man diese nie büschelweise ernten, sondern immer einzeln pflücken. Wer ganz auf der sicheren Seite sein möchte, kann Bärlauch auch beim Gärtner einkaufen oder selber im Garten ziehen. Dabei sollte man ihn allerdings mit einem Netz bedecken, da er sich sonst im ganzen Garten verbreitet.

Maiglöckchen und Herbstzeitlose

Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Bärlauch: das Sammeln ist nicht ungefährlich; Bild: Manfred Ruckszi, Shutowa Elena, milart/Shutterstock.com

Bild: Manfred Ruckszi, Shutowa Elena, milart/Shutterstock.com

Maiglöckchen

Eine Verwechslung mit Maiglöckchen kann, wenn auch meistens nicht lebensgefährliche, so doch unangenehme Folgen haben. Maiglöckchenblätter enthalten Glykoside, die Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Herzklopfen bis hin zum Herzrasen auslösen können.

Maiglöckchen bevorzugen trockene Standorte und wachsen etwas später als Bärlauch. Auch beim Maiglöckchen sprießen die Grundblätter direkt aus dem Boden. Im Gegensatz zum Bärlauch sind sie allerdings in kleinen Bündeln von zwei oder drei Blättern von einer Blattscheide umhüllt. Die Blätter sind eher biegsam, fast „gummiartig“und sie riechen nicht nach Knoblauch.

Herbstzeitlose

Wesentlich gravierender ist eine Verwechslung mit den äußerst giftigen Herbstzeitlosen. Die Blätter dieser Pflanze enthalten das Zellgift Colchicin. Erste Vergiftungserscheinungen treten in Form von Übelkeit und Erbrechen erst Stunden nach dem Konsum auf, gefolgt von Durchfällen. Colchicin zerstört Darm-, Blut- und Knochenmarkzellen. Bereits drei bis vier Blätter reichen für eine tödliche Dosis aus.

Die Blätter der Herbstzeitlosen haben im Gegensatz zu Bärlauch und Maiglöckchen keinen Blattstiel, sondern treiben in Büscheln direkt aus dem Erdboden aus. Sie sind ebenfalls gummiartig biegsam und knicken im Gegensatz zu den Bärlauchblättern in frischem Zustand nicht ab. Die Blätter der Herbstzeitlosen lassen sich zudem nur schwer bis gar nicht verreiben und sie sind geruchlos. Auf Letzteres sollte man sich allerdings bei der Bestimmung nicht verlassen, denn wenn man zuvor Bärlauch gesammelt hat, kann das intensive Knoblaucharoma immer noch an den Fingern haften.

Frisch oder konserviert

Gründlich waschen

Doch auch Bärlauchblätter sind nicht ungefährlich, denn sie können mit Fuchsbandwurmeiern verunreinigt sein. Vor dem Verzehr sollte man Bärlauch deshalb immer unter fließend heißem Wasser gründlich waschen. Das gilt auch, wenn man die Blätter einfrieren möchte. Bärlauch sollte rasch verzehrt werden, da er schnell verdirbt.

Für kurze Zeit kann man die Blätter auch im Gemüsefach des Kühlschranks lagern. Dazu gibt man ein paar Tropfen Wasser oder eine befeuchtete Küchenrolle in ein Sackerl, bläst es auf und verknotet es. Die druckempfindlichen Blätter liegen locker und geschützt und werden nicht gequetscht.

Frisch oder konserviert

Die Blätter können als Salatgewürz verarbeitet oder klein geschnitten in Topfen und Joghurt für Aufstriche verwendet werden. Besonders gut schmeckt Bärlauch mit Frischkäse auf Vollkornbrot, garniert mit ein paar Gurkenscheiben. Bärlauchbutter ist eine sanftere Variante der Knoblauchbutter. Die frischen Blätter werden dazu klein geschnitten, in weiche Butter eingeknetet und mit Salz und ein wenig Pfeffer gewürzt.

Wer auch nach der Saison nicht auf Bärlauch verzichten möchte, kann die Blätter trocknen und lose in Dosen aufbewahren, sie zu Bärlauchbutter oder zu Pesto verarbeiten. Am längsten hält sich der Bärlauchgeschmack in Bärlauchbutter, die bei Bedarf auch tiefgefroren werden kann. Beim Trocknen verflüchtigen sich die geschmacksgebenden, ätherischen Öle und der typisch scharfe Geschmack der Blätter geht verloren.

Was tun bei einer Vergiftung?

Im Vergiftungsfall wird empfohlen, unverzüglich einen Arzt oder die Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) (Tel. 01 406 43 43) der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zu konsultieren. Halten Sie folgende Informationen bereit:

  • Angaben zur Person (Alter, Geschlecht, Gewicht)
  • Was und welche Menge wurde eingenommen?
  • Wann und wo kam es zur Vergiftung?

Auf vermeintliche Hausmittel wie Wasser oder Milch sollte man sich auf keinen Fall verlassen und diese auch nicht ohne ärztlichen Rat zu sich nehmen. Ein künstliches Auslösen von Brechreiz kann die Gesundheitsgefahr sogar erhöhen.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Gelsenschutzmittel: Plagegeister ade! premium

Gelsenschutzmittel: Plagegeister ade!

Gelsen und andere Plagegeister können einem den Aufenthalt im Freien vermiesen. Geschäfte bieten allerlei Substanzen zur Abwehr lästiger Insekten an. Für die Umwelt sind viele Mittel alles andere als ideal.

Pestizide im Garten: Giftcocktail premium

Pestizide im Garten: Giftcocktail

Gegen uner­wünschte Pflanzen und Schädlinge kommen oft Pestizide zum Einsatz. Doch viele Mittel sind für Umwelt und Gesundheit proble­matisch und sollten nur im Notfall verwendet werden.

Lebensmittel-Kontaktmaterialien: Prekäre Beziehung premium

Lebensmittel-Kontaktmaterialien: Prekäre Beziehung

Das Wissen über den sicheren Umgang mit Lebensmittelkontaktmaterialien hält sich in ­Grenzen. Dies zeigt eine von KONSUMENT in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage. Klare Vorgaben des Gesetzgebers sind notwendig.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang