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Ein zerlegtes Notebook - im Vordergrund die Platine
Reparieren statt wegwerfen: das schont Umwelt und Brieftasche Bild: Golubovy/Shutterstock

AfB: Gebraucht, aber gut - Notebooks, Tablets, Smartphones

INTERVIEW. Die Firma AfB social & green IT unterzieht gebrauchte Notebooks, Tablets, Smartphones … einer Generalüberholung und verkauft sie an Endkunden. 

Wie bringt man Soziales und Nachhaltigkeit unter einen Hut? Die AfB Social & Green IT kauft von Unternehmen gebrauchte Smartphones, Notebooks, PCs, Tablets, Monitore und Server, überholt sie (Stichwort: „refurbish“) und verkauft sie an Konsument:innen. Im Einkauf also Business to Business (B2B), im Verkauf Business to Consumer (B2C). AfB steht für "Arbeit für Menschen mit Behinderung". 

Interview mit Gernot Hochfellner

Portrait von Gernot Hochfellner, Geschäftsführer der AfB-Österreich
Gernot Hochfellner, Geschäftsführer der AfB-Österreich Bild: AfB-Österreich

Wir haben die Firma in Wien-Liesing besucht und mit Gernot Hochfellner gesprochen, dem Geschäftsführer der „AfB mildtätige und gemeinnützige GmbH“.

KONSUMENT: Sie bieten Green-IT und Social-IT. Was ist das?

Gernot Hochfellner: Wir haben den Schwerpunkt Nachhaltigkeit – das ist die Green IT. Und dann haben wir einen sehr starken Inklusionsgedanken. Fünfzig Prozent unserer Mitarbeiter sind Menschen mit Beeinträchtigung. Wir sind eine gemeinnützige GmbH und investieren den Profit, den wir erwirtschaften, in die Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung.

Wo sind Sie aktiv?

In fünf Ländern. Die Gründungsfirma ist seit 2004 in Deutschland aktiv; dann gibt es Niederlassungen hier in Österreich, außerdem in der Schweiz, der Slowakei und in Frankreich. Wir sind jetzt das zwölfte Jahr in Österreich und wachsen ständig.

Erhalten Sie staatliche Förderungen?

Wir bekommen in Österreich die geringsten Förderungen, verglichen mit den anderen Ländern der AfB-Gruppe. Wegen der Förderungen machen wir es nicht.

Welche Produkte verkaufen Sie?

Beginnend beim Smartphone, dann Tablet, Notebook, PC – vom ultrakleinen bis zum großen Tower ­, dann die komplette Monitorpalette und Server. Fernsehgeräte reparieren wir nicht. Unser Fokus ist IT-Hardware.

Machen Sie nur Reparaturen oder auch Upgrades, z.B. von einer alten Festplatte (HDD) auf eine moderne SSD?

Wir machen Upgrades und wir sind im Reparaturbonus. Auch wenn Kunden kommen und sagen: „Ich möchte ein gebrauchtes Notebook kaufen“ oder „Ich habe ein altes und kenn mich nicht aus. Könnte ich bei ihnen ein Backup machen und sie die Daten gleich überspielen?“, dann können wir das gleich vor Ort machen. Wir bieten Backup an. Die Kunden, die sich technisch nicht so auskennen, kommen gerne zu uns, weil ihnen geholfen wird und unsere Techniker da sind. 

Wie kommen Sie zu Ihren Produkten?

Seit mittlerweile 12 Jahren haben wir eine Partnerschaft mit der Erste Group, dann mit Infineon, mit der Uni Credit, der VIG (Wiener Städtische). Die sind seit der Gründung bei uns dabei. Von denen nehmen wir nicht mehr benötigte Hardware zurück. Diese Hardware wird bei uns komplett refurbisht, also generalüberholt, und dann an Endkunden weiterverkauft. Also erst Business to Business - B2B, dann Business to Consumer – B2C.

Was passiert, wenn ein Konsument bald nach dem Kauf draufkommt, dass es ruckelt, dass das Display nicht einwandfrei funktioniert?

Wenn die Person in der Nähe einer Filiale ist - hier in Wien oder in Klagenfurt -, sollte sie dort hingehen. Wir haben Techniker vor Ort, die das Gerät anschauen; ansonsten wird es umgetauscht. Ist das Gerät nicht eins-zu-eins verfügbar, dann gibt es das Geld retour. ­ Die Geräte haben die Option, auch ein oder zwei Jahre Garantieverlängerung dazuzukaufen.

Versuchen Sie Produkte in Österreich einzukaufen?

Manche Unternehmen schenken uns die Geräte, aus sozialen Gründen. Aber wir treten auch wie ein normales IT-Remarketing-Unternehmen auf und kaufen bestehende Hardware zurück. ­ Wir schauen, dass wir die Ware aus Österreich bekommen. Die meisten IT-Remarketing-Unternehmen sind international. Die kommen mit einem LKW und bringen die Ware ins Ausland. 

Ist in Österreich das Angebot an Geräten kleiner?

Natürlich; aber dem Markt entsprechend. Es macht keinen Sinn zu exportieren, denn wir haben eine AfB in Deutschland, in der Slowakei, in Frankreich. Wir wachsen eh ständig weiter. Es hat für uns keinen Sinn nach Spanien zu gehen oder nach Holland. Das macht auch vom ökologischen Fußabdruck keinen Sinn.

Inwiefern ist Ihre Arbeit ökologisch?

Wir weisen unseren Kunden die ökologischen Ersparnisse jährlich aus. Bei der Herstellung eines einzigen PCs oder Notebooks gehen im Schnitt 1800 Liter Wasser verloren Die durchschnittliche Lebensdauer eines Business-PCs beträgt vier Jahre. Im besten Fall verlängern wir diese Lebensdauer auf bis zu zwölf Jahre. Die ökologische Nachhaltigkeit ist belegbar. In der Wirkungsbilanz von 2022 sieht man: Wir haben 2022 in Österreich geholfen 46 Millionen Liter Wasser einzusparen. Unsere Auswertungen basieren auf Berechnungen der Universität Berlin in Zusammenarbeit mit myclimate.

Das ist nur gelungen, weil unsere Partner uns diese Mengen an Hardware überlassen und wir sie wieder in den Markt gebracht haben. Von den 63750 Geräten, die wir 2022 in Österreich bekommen haben, haben wir 77 Prozent wieder in den Markt gebracht.

Was passiert mit dem unreparierbarem Rest?

Wird entsorgt. Wir haben seit 2022 eine neue Institution gefunden und in der Niederlassung in Klagenfurt eine eigene Zerlegestraße gebaut. Dort wird jene Hardware, die kein zweites Leben mehr bekommen kann, in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt. Das ist ein Projekt mit der Firma Autark. Die haben uns insgesamt zehn Menschen mit Behinderung zur Verfügung gestellt. Und die haben dort einen Arbeitsplatz gefunden.

Zerlegestraße in Klagenfurt

Zerlegestraße mit Kisten und Rollbändern der AfB/Autark in Klagenfurt
Zerlegestraße der AfB/Autark in Klagenfurt: "Im Grunde bleibt ein Plastikbrett übrig." Bild: AfB/Autark

Dort gehen die ganz alten Festplatten hin?

Es gibt Smartphones, die wir nicht löschen bzw. wiederverwerten können, weil ein MDM drauf ist, also ein Mobile Device Management. Die schicken wir nach Kärnten und die werden dort in unserer Zerlegestrasse zerlegt. Der Chip bzw. die Platine wird danach entsprechend geschreddert. Das ist revisionssichere Datenlöschung. Jeder Kunde bekommt für jedes Gerät ein sogenanntes Löschprotokoll, das belegt, dass genau dieses Gerät revisionssicher gelöscht wurde. Datenschutz und Datensicherheit sind ganz wichtig.

Nicht alles, was Sie bekommen, wird wiederverkauft?

Nein. Wir bekommen auch defekte Hardware, die nicht mehr reparabel ist. Ein anderer Grund ist, dass Hersteller den Support nicht mehr gewährleisten ­ etwa beim iPhone8. In vielen Betrieben läuft es folgendermaßen: Die Verwaltung bekommt die neuen Geräte. Nach vier Jahren werden die ausgetauscht. Diese alten Geräte kommen dann in den Betrieben in die Produktion und werden dort so lange verwendet, bis sie auseinanderfallen. Dann bekommen wir sie. Und die können wir dann nur mehr entsorgen. Kein Kunde kauft alte Geräte, auf denen Windows 10 nicht mehr läuft.

Gibt es Unternehmen, die nur wegen des Entsorgens zu Ihnen kommen?

Ja. Oder nur wegen der Datenlöschung. Denen ist es wichtig, dass nachweislich und revisionssicher gelöscht wird.

Haben Sie genug normale Endkund:innen, die zu Ihnen kaufen kommen?

Na, ja. Teilweise liegt die Ware ein, zwei Jahre, bis wir sie verkaufen können. 2021, als Corona war, haben wir viele Home-Office-Plätze ausgestattet. Und wir haben das Unterrichtsministerium bei der Digitalisierung der Klassenzimmer unterstützt. Da haben wir Bestand wegbekommen. 2021 waren wir leer. 

Arbeiten Sie mit Unis oder Schulen zusammen? Für Kinder ist so ein gebrauchtes und überholtes Gerät super.

Schulen schreiben im Normalfall über die Bundesbeschaffung BBG aus. Wir haben Kooperationen, wo wir Schulen, Unis usw. Rabattcodes übermitteln, dass ihre Schüler, Mitarbeiter bei uns einkaufen können.

Wir haben auch jetzt schon Unternehmen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit nicht ans Ende des Lebenszyklus stellen, indem sie uns die Hardware überlassen. Die stellen sie an den Beginn und kaufen bei uns generalüberholte Refurbed-Hardware ­ etwa für ein befristetes Projekt.

Kaufen Sie gebrauchte Geräte auch von einzelnen Konsument:innen?

Nein. Einzelne Endkund:innen können uns nicht ihr Notebook verkaufen, weil die keine Umsatzsteuer-ID haben.

Kann ich zu Ihnen kommen, weil ich mein Notebook entsorgen lassen möchte und dafür zahle ich eine Gebühr?

Ja. Das ist machbar.

Reparieren Sie Handys?

Ja; z.B. wenn das Display gebrochen ist.

Sie haben nicht viele Smartphones in Ihrem Shop. Die verkaufen sich wohl schneller?

Ja. Sie verkaufen sich rasend schnell. Es gibt noch nicht viele Firmen, die Smartphones in großen Mengen an uns abgeben. Dann ist da das Software-Updateproblem. Bis die Firmen das Handy abgeben, ist die Zeit fürs Software-Update schon vorbei.

Sie führen auch Drucker?

Ja. Das ist nicht unser Schwerpunkt, wird aber immer mehr. Wir haben in Österreich seit eineinhalb Jahren eine strategische Partnerschaft mit HP. Wir unterstützen uns da gegenseitig im Bereich der Nachhaltigkeit bei Projekten, bei Rücknahme von Hardware, in Projekten, bei Rollouts zum Beispiel. Da ist das Druckerthema wichtig, weil HP zum Großteil aus der Druckerecke kommt, deswegen wird das immer mehr in den Fokus rücken.

Sie sagen: Sie wachsen und wachsen …

Es geht gut. Wir haben 2022 63.750 Geräte zurückbekommen. 2023 waren es knapp 69.000.

Bei AfB arbeiten Personen, die eine Behinderung bzw. Einschränkung haben: Sind die normal angestellt?

... oder haben Sie eine Kooperation, wo Sie eng mit einer sozial orientierten Organisation zusammenarbeiten?

Beides. Unsere Mitarbeiter haben einen Job wie jeder andere. Sie bekommen das gleiche Geld wie ein Mensch ohne Behinderung, gleicher Kollektivvertrag. Es ist kein Taschengeld. Menschen mit Behinderung arbeiten bei uns in der Technik, in der Verwaltung, im Vertrieb ­ quer durch. Aber wir haben auch Kooperationen. In Klagenfurt arbeiten wir mit Autark. Die stellen uns das Personal für die Zerlegestraße zur Verfügung. In Wien arbeiten wir mit der Reintegra zusammen. 

Wir haben refurbed.at getestet: Da passiert es, dass man ein russisches Handy bekommt oder ein japanisches ...

... Wir sagen: Wenn man nicht weiß, woher das Gerät kommt ­ vor allem bei Smartphones ­ soll man es nicht kaufen. Es kann sein, dass die manche Mobiltelefon-Funktionen nicht einwandfrei laufen. 

Wir nutzen refurbed.at, um unsere Geräte zu verkaufen. Das ist so, als würden wir Amazon beliefern. Wenn man auf refurbed.at geht, sieht man, woher das Gerät kommt. Bei unseren Geräten würde z.B. „AfB“ dabei stehen.

Haben Sie Fälle, wo die Motherboards komplett kaputt sind?

... Meistens sagt da der Hersteller: Das kann man nicht reparieren und man möge das zum Schrottplatz bringen. Wir finden: Das ist nicht ok. Wie wäre es mit aufmachen und anschauen?

Wenn wir in Klagenfurt sitzen würden, könnten wir rübergehen in die Zerlegestraße und sehen, was mit einem Motherboard passiert und was da übrigbleibt. Jeder Kupferdraht wird runtergelöst, die RAM-Riegel werden verwendet für Ersatzteillager. Alles, was an Gold, Kupfer … drauf ist, wird gesondert abgelöst und gelagert und den Rohstofflieferanten zurückverkauft. Im Grunde bleibt ein Plastikbrett übrig.

Die Geräte in Ihrem Shop waren noch in einem sehr guten Zustand.

... und wenn Gebrauchsspuren sichtbar sind, weisen Sie darauf hin.

Wir haben verschiedene Gradings. Grading A – das ist im Grunde wie neu.

Kann man die Geräte österreichweit bestellen und sich liefern lassen?

Ja. Wir haben einen Onlineshop. Das Team ist verantwortlich, dass die Produkte in kürzester Zeit versandt werden.

Kennen Sie Ihre Kund:innen?

Ich würde sagen: Quer durch den Gemüsegarten. Wir haben auch sehr trendige Produkte, die in der Anschaffung mehrere Tausend Euro kosten; die einen Top-Zustand haben – Grading A – also wie neu. Da geht niemand vorbei.

Die MacBook-Preise sind ziemlich gut.

Wir haben unten im Geschäft einen Mac-PC, den sie als PC nicht erkennen würden – der ist vom Design her so extravagant. Das ist ein absolutes Designerstück und den bekommen sie heute nirgendwo. Schon gar nicht mit Garantie.

Haben Sie für Konsumenten einen Tipp, wenn´s um Recycling oder Reparatur geht?

Das Wichtigste ist, dass sie ein Backup haben; immer einen aktuellen Stand. Alles andere kann man reparieren, aber wenn die Daten weg sind … 

Kundschaft kommt mit einem funktionierenden Notebook zu ihnen. Der Speicher ist zu klein. Was sind Ihre Schritte?

Kundschaft geht bei uns in den Shop, sagt, was getan werden soll. Shop-Mitarbeiter geht nach hinten in die Technik. Die bekommt den Auftrag das RAM-Upgrade durchzuführen, nach einer halben Stunde hat er oder sie das Gerät wieder und zahlt.

Das passiert hier in der Wiener Niederlassung?

Ja, natürlich. Aber wir sind kein Dienstleister im klassischen Sinn. Unser Hauptfokus ist der Verkauf von Hardware. Wir haben drei Techniker, die zu normalen Arbeitszeiten zur Verfügung stehen, damit haben wir immer das Auslangen gefunden.

Wenn ich den Arbeitsspeicher aufrüsten möchte oder eine bessere Festplatte: Bekomme ich eine neue oder gebrauchte?

Wenn verfügbar, machen wir auch die refurbisht. Gilt auch für den RAM. Alles, was refurbisht ist, bekommt die gleiche Garantie. Wir gewährleisten auch beim Akku eine Mindestleistung. Die Werte werden über unsere Analyse-Tools ausgelesen und wenn die unterschritten sind, dann wird er von uns getauscht.

Sind für ältere Geräte geeignete Akkus vorhanden?

Ja, wir haben natürlich unsere Quellen. Außerdem gibt es dann immer noch Drittanbieter, genauso Nachbau-Akkus.

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