Zinsen und Zinseszinsen wirken nicht nur auf Sparbücher und Kredite, sie spielen auch bei Löhnen und Gehältern eine wichtige Rolle.
Zinsen gehen jeden an: Den einen, weil er zu viel Geld hat, den anderen, weil er zu wenig hat. Will sich Letzterer Geld ausborgen, fährt er besonders gut, wenn die "Leihgebühr", also der Kreditzins, niedrig ist und es auch langfristig bleibt, denn dann muss er nur unwesentlich mehr als den geborgten Betrag zurückzahlen.
Rendite für Risiko und Veranlagungsdauer
Wer hingegen mehr Kapital hat, als er im Moment für das tägliche Leben, für Kleidung, Urlaub oder Extras braucht, will damit üblicherweise eine möglichst hohe Rendite erwirtschaften, um der kontinuierlichen Geldentwertung entgegenzuwirken und sein Vermögen zu mehren. Bei vielen Anlageformen – vor allem Sparprodukten, aber auch Anleihen – wird diese Rendite in Form von Zinsen lukriert, also einem je nach Risiko und Veranlagungsdauer vereinbarten Prozentsatz, der für die Überlassung von Kapital bezahlt wird.
Zinsen auf die Zinsen
Diese Zinsen werden üblicherweise bei längerfristigen Anlagen am Jahresende gutgeschrieben, also zu neuem Kapital des Anlegers gemacht ("kapitalisiert"). Falls man sich die Zinsen nicht sofort auszahlen lässt, werden sie im nächsten Jahr mitverzinst. Man erhält somit Zinsen für das investierte Kapital und für den Zinsgewinn aus dem vorangegangenen Jahr, den sogenannten Zinseszins. Und dieser Zinseszins-Rucksack wird Jahr für Jahr größer, je länger die Verzinsung andauert. Eine feine Sache für Sparer; ein Drama für Kreditnehmer, wenn sie zahlungsunfähig werden, denn dann wächst der Schuldbetrag rasch an.
Zwang zum Wachstum
Auch wenn es für die einzelnen Anleger einen Unterschied macht, ob sie (oft fix vereinbarte) Zinsen oder (je nach Unternehmensgewinn schwankende) Dividenden erzielen, eines bleibt gleich: Sie alle erwarten sich für ihr angelegtes Geld gewissermaßen einen Zinseszinseffekt, also ein stetig steigendes Kapitalvermögen. Damit das funktioniert, muss – aus der gesamtwirtschaftlichen Sicht eines Landes – das gesamte Volkseinkommen, das in diesem Land erwirtschaftet wird, beständig wachsen.