Die drei beschriebenen Szenarien gehen von folgenden Annahmen und Parametern aus:
- Aushaftender Saldo / Kreditbetrag: € 100.000,- (bei einem Saldo von € 200.000,- verdoppeln sich die angegebenen Werte, bei € 300.000,- verdreifachen sich diese und so fort)
- Werte wurden jeweils für (Rest)Laufzeiten von 10, 15 und 20 Jahren berechnet
- Als Vergleich wurde immer ein Fixzinssatz über die gesamte (Rest)Laufzeit von 3% angenommen. Die „fixen“ Raten für die jeweiligen Laufzeiten betragen: 10 Jahre – 965 Euro; 15 Jahre – 690 Euro; 20 Jahre – 555 Euro.
- Kosten für eine eventuelle Umschuldung wurden nicht berücksichtigt.
Szenario 1: Zinsniveau steigt kontinuierlich
In unserem ersten Szenario gehen wir davon aus bzw. treffen wir die Annahme, dass sich das Zinsniveau in den nächsten Jahren kontinuierlich steigert. In unserem Fall liegt der aktuelle variable Zinssatz bei 1,5%, steigt Anfang nächsten Jahres auf 2%, ab 2024 auf 3%, 2025 dann auf 4%, 2026 auf 5% und pendelt sich ab 2027 auf 6% ein.
Das würde dazu führen, dass sich im Vergleich zu einem durchgehenden Fixzinssatz von 3% sowohl die monatlichen Raten als auch die Gesamtkosten beim variablen Kredit ungünstiger entwickeln. Bei einer Restlaufzeit von 10 Jahren erhöht sich die „variable“ Rate von etwa 900 Euro im Zeitablauf bis 2027 auf 1.050 Euro (die Gesamtkosten sind beim variablen Kredit um etwa 5.000 Euro höher). Bei 15 Jahren Laufzeit erhöht sich die Rate von 620 Euro auf 800 Euro (Gesamtkosten um fast 14.000 Euro höher), bei 20 Jahren Laufzeit von 480 Euro auf 680 Euro (Gesamtkosten um 24.000 Euro höher).
Fazit: wer davon ausgeht, dass sich das Zinsniveau kontinuierlich nach oben bewegt, sollte sich von seiner Bank einige Szenarien berechnen lassen bzw. vorfühlen, welche Fixzinsmodalitäten aktuell zu bekommen sind.
Szenario 2: Zinssatz steigt zuerst stark, flacht danach wieder ab
In Szenario 2 gehen davon aus, dass das Zinsniveau und somit unser angenommener variabler Zinssatz des Wohnkredite bis zum Jahr 2025 stark ansteigt, anschließend aber auch wieder abflacht. Aktuell liegt unser fiktiver Wohnkredit bei 2% variabel, Anfang 2023 steigt dieser auf 3,5%, Mitte 2023 auf 5%, Anfang 2024 auf 6% und flacht aber Mitte 2024 wieder ab. Und zwar auf 5%, Anfang 2025 auf 4%, Mitte 2025 auf 3%, Anfang 2026 auf 2,5% und ab Mitte 2026 auf 1,5%.
In diesem Szenario lohnt sich ein Umstieg auf eine Fixzinsvereinbarung von hier 3 Prozent nicht mehr. Bei einer Restlaufzeit von 10 Jahren gibt es keine Unterschiede in den Gesamtkosten, auch wenn die Rate kurzfristig auf fast 1.100 Euro (vom Ausgangsniveau von 920 Euro) ansteigt. Bei 15 Jahren Restlaufzeit schneidet die variable Variante bei den Gesamtkosten schon um mehr als 3.500 Euro besser ab, bei 20 Jahren Laufzeit sind´s schon fast 8.000 Euro Unterschied.
Szenario 3: Zinsniveau steigt nur in diesem Jahr leicht
Bei Szenario 3 treffen wir die Annahme, dass das Zinsgespenst schnell wieder verschwindet und das Zinsniveau nur in diesem Jahr leicht ansteigt und sich dann wieder auf jetzigem Niveau einpendelt. Variabel hat unser fiktiver Kredit aktuell 1,5%, ab dem vierten Quartal diesen Jahres steigt dieser auf 2,5%, flacht allerdings Anfang nächsten Jahres wieder auf 2% ab und liegt dann Mitte nächsten Jahres wieder bei 1,5%. Ein Umstieg auf einen 3%-Fixkredit wäre hier naturgemäß mit immensen Verlusten verbunden. Bei 10 Jahren würde man in der Fixzinsvariante um mehr als 7.500 Euro mehr zurückzahlen, bei 15 Jahren bereits um 12.000 Euro mehr, bei 20 Jahren sogar fast 17.000 „zu viel“.
Prognose aktuell schwierig
Glaskugel hin oder her – keiner weiß aktuell wo die Reise hingeht. Drei Experten, fünf Meinungen – man sollte sich wohl selbst ein Bild machen, für sich selbst Annahmen treffen wo es hingehen könnte und sich von seiner Bank verschiedenste Szenarien durchrechnen lassen. Steigen die Zinsen tatsächlich stark an, zahlt man schon einmal bei langer Restlaufzeit und hohen aushaftender Summe mehrere hundert Euro monatlich mehr zurück. Andersrum kann sich ein Umstieg auf eine Fixzinsvereinbarung auch als Fehlentscheidung herausstellen. Es ist wie so oft: die Entscheidung kann einem keiner abnehmen – jeder muss für sich (und oder seine Familie) entscheiden, welchen der vielen Wege man einschlägt.
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