Unglaubliche 4,5 Billionen Zigarettenstummel werden weltweit pro Jahr achtlos weggeworfen. Mit schwerwiegenden Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt.
Ein Frühlingstag auf einem Grazer Spielplatz: Das warme Wetter hat viele Familien ins Freie gelockt, überall wuseln kleine Kinder herum. Zwei rauchende Väter stehen etwas abseits, einer schnippt den Rest seiner Zigarette sorglos ins Gras. Ein kleines Mädchen, das die beiden beobachtet hat, krabbelt hin und hebt den Stummel neugierig auf, riecht daran. Der herbeieilende Vater kann das Kind gerade noch davon abhalten, sich den Stummel in den Mund zu stecken.
Aktion: eine Million Zigarettenstummel
"Das war der Moment, in dem ich mir dachte: So kann das nicht weitergehen", erzählt Georg Jillich. Die Schrecksekunde war der Auslöser für den Vater, die "Tschickstummelchallenge" ins Leben zu rufen: Mit möglichst vielen Mitstreitern sollen eine Million Zigarettenstummel im öffentlichen Raum gesammelt werden (www.beautifulwasteplaces.com).
Die Filter landen überall
24 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Österreichs rauchen regelmäßig, im EU-weiten Durchschnitt sind es 21 Prozent. Weltweit werden jährlich rund 6 Billionen Zigaretten geraucht – mit schwerwiegenden Folgen nicht nur für Menschen, sondern auch für die Umwelt. Nach dem Rauchen werden die Zigarettenstummel oft achtlos weggeworfen.
Allein in Wien landen einer Hochrechnung der Wirtschaftsuniversität zufolge jährlich rund 500 Millionen Kippen auf dem Boden und in der Natur. Weltweit sind es laut der Weltgesundheitsorganisation WHO unglaubliche 4,5 Billionen Zigarettenstummel jährlich, die weggeworfen werden. Und sie sind überall: in Parks, auf Spielplätzen, auf öffentlichen Wiesen und Stränden.
Fische, Wale, Schildkröten
In einem Zigarettenfilter finden sich bis zu 4.000 schädliche Stoffe, darunter Teer, Nikotin, Blei, Arsen, Blausäure und Dioxin. Dieser giftige Mix kann im Fall des Verschluckens bei Kleinkindern zu Durchfall und Erbrechen führen. Für Hunde oder Vögel kann es sogar tödlich enden. Zigarettenreste wurden bereits im Magen-Darm-Trakt von Fischen, Walen und Meeresschildkröten gefunden.
Gefilterte Giftstoffe werden an Umwelt abgegeben
Die Auswirkungen auf die Umwelt sind ebenfalls verheerend: Zigarettenfilter bestehen aus Celluloseacetat, einem schwer abbaubaren Kunststoff. Es dauert viele Jahre, bis die Filter zerfallen. Die aus dem Rauch gefilterten Giftstoffe werden dabei freigesetzt und gelangen mit dem Regenwasser in den Boden und in Gewässer. Eine Kippe kann zwischen 40 und 60 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen.
WHO: Filter haben mehr Menschen abhängig gemacht
Zigarettenfilter wurden in den 1950er-Jahren eingeführt, weil sie das Rauchen angeblich gesünder machten – das behaupteten zumindest die Tabakfirmen. Für die WHO ist das jedoch Betrug: Die Filter hätten das Rauchen erleichtert und damit mehr Menschen abhängig gemacht. Heute machen sie laut WHO 30 bis 40 Prozent des Gesamtmülls aus, der in Städten und an Stränden vom Boden aufgesammelt wird. Damit sind sie gleich nach Plastiksackerl die am häufigsten weggeworfenen Einwegartikel aus Kunststoff.
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