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Wasser und Metall - Von Vorsicht geleitet

Viele Stoffe lösen sich in Wasser. Die folgenden Maßnahmen sollten Sie beachten, um die Wasserqualität in den eigenen vier Wänden sicherzustellen.

Wasser ist kein neutraler Stoff. Je nach Beschaffenheit reagiert es mit den Materialien, mit denen es in Leitungen und Armaturen in Berührung kommt. Das muss auch berücksichtigt werden, um die Wasserinstallationen zu schützen und zu verhindern, dass schäd­liche Stoffe ins Trinkwasser gelangen.

Wasser nimmt unerwünschte Stoffe auf

Es kann sich, insbesondere durch längere Standzeit in der Trinkwasser-Installa­tion (Rohrleitungen, Warmwasserbereiter, Armaturen und Einbauten), nachteilig verändern.

Die durch das Wasser aus den ­verwendeten Materialien gelösten Stoffe dürfen dabei keinesfalls die in der Trinkwasserverordnung und im Österreichischen Lebensmittelbuch Codex festgelegten Werte für gesundheitsgefährdende Stoffe überschreiten.

Jedes Wasser ist anders

Die Daten der regelmäßigen Wasseranalyse des lokalen Wasserversorgers sind unbedingt zu berücksichtigen, denn nicht alle Werkstoffe sind für jedes Trinkwasser geeignet. Besonders Trinkwässer mit niedrigem pH-Wert, hohem Neutralsalzgehalt (d.h. mit hohen Nitrat-, Sulfat- oder Chloridwerten) bzw. einem erhöhten Gehalt an freier Kohlensäure gelten diesbezüglich als kritisch.

Bei den verwendeten Materialien gilt ein Prüfzeichen der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) oder des deutschen Pendants DVGW als Qualitätsgütesiegel. Fehlt es, sollte man eine Herstellererklärung verlangen.

Fließen lassen, Wartung

Zuerst mal fließen lassen

Durch ein­fache Maßnahmen können Sie dafür sorgen, dass die vom Wasserversorgungsunter­nehmen gelieferte Qualität des Trinkwassers im Haus bis zur Entnahme am Wasserhahn erhalten bleibt. So sollte keinesfalls morgens der erste Schluck aus der Armatur getrunken werden.

Dieses Wasser sollte auch nicht zur Zubereitung von Speisen und Getränken, insbesondere nicht für Säuglinge, benutzt werden. Denn Messingarmaturen können Blei abgeben, bei Verchromung auch Nickel und Chrom. Besonders Trinkwasser, das länger als vier Stunden in der Trinkwasseranlage "stagniert" – also gestanden – hat, kann Inhaltstoffe aus den Leitungsrohren und metallische Korro­sionsprodukte aufgenommen haben. Also zuerst immer solange Wasser laufen lassen, bis es gleichmäßig kalt aus der Leitung kommt. Nach längerer Abwesenheit, etwa wegen Urlaub, sollte die Wasserleitung zwei, drei Minuten lang gespült werden.

Wartung nicht vergessen

Bei der Wasserleitungsinstallation im Haus erspart eine sorgfältige Planung späteren Ärger und qualitätsmindernde Veränderungen des Trinkwassers. Die richtige Dimensionierung und Isolierung des Leitungssystems sowie kurze Leitungswege, die die Stillstandsstrecken ("Stagnation") des Wassers minimieren, sind wichtig. Zu klein dimensionierte Rohre lösen Geräusche aus, überdimensionierte Rohrleitungen führen zu verstärkten Abla­gerungen. Die Kaltwasserleitung ist am kürzesten Weg vom Einlass ins Haus in die Küche zu leiten.

Weiters spielen die Materialien der Trinkwasseranlage und die Kontaktzeit der metallischen Werkstoffe mit dem Trinkwasser eine Rolle; weiters das Alter der Installation und das Verbrauchsverhalten der Nutzer. Keinesfalls sollten Wasserbehandlungs­geräte dazu verwendet werden, Planungsfehler wie etwa eine falsche Materialwahl zu kompensieren. Die Wartung von Rohrleitungen, Entnahme­armaturen und Boiler sollte routinemäßig entsprechend den jeweiligen Herstelleranweisungen erfolgen.

Auswirkungen, Wasserinstallationen

Unterschiedliche Auswirkungen auf das Wasser

Organische Materialien ­müssen hinsichtlich einer Förderung der Vermehrung von Mikroorganismen unbedenklich sein. So sollte etwa gummiartigen Werkstoffen besonderes Augenmerk geschenkt werden, denn diese können Nährstoffe enthalten, die eine Grundlage für mikrobielles Wachstum sind.

Bei metallischen Werkstoffen sind die Wechselwirkungen zwischen Metall und Wasser zu berücksichtigen. Diese werden beeinflusst durch chemische Eigenschaften, die zu Korrosionsvorgängen mit einer Freisetzung von Metallen ins Wasser führen können. Die korrosive Wirkung von Wasser, deren Bewertung und allfällige Maßnahmen werden im Österreichischen Lebensmittelbuch, Codexkapitel B 1 "Trinkwasser", insbesondere im Anhang 8 ein­gehender beschrieben.

Installationsrelevante Metalle sind vor allem Blei, Kupfer, Nickel, Cadmium und Eisen.

Einbau der Wasserinstallation

Das Gesundheitsministerium fordert in ­seiner Empfehlung über die Anforderungen an Materialien in Kontakt mit Trinkwasser von den Herstellern von Armaturen zur Wasser­entnahme, aufgrund einer möglichen Reaktion der verwendeten Materialien mit stagnierendem Wasser die Zusammensetzung der Legierungen sowie die Her­stellung und Nachbehandlung der Bauteile besonders zu beachten und den Verbrauchern auch entsprechende Informationen zur Verfügung zu stellen.

Originalteile verwenden

Zu empfehlen ist, bei Reparaturen origi­nale Ersatzteile der Hersteller zu ver­wenden und nicht durch Billigersatzteile nachträglich minderwertiges Material in geprüfte Qualitätsarmaturen einzubringen. Das betrifft sowohl metallische Ersatzteile als auch Kunststoffe, die zum Nährboden für Mikroorganismen werden können.

Eigenverantwortung für Nachbehandlungen

Ein Spezialfall sind Anlagen zur Nach­behandlung von Trinkwasser – gegen hohe Wasserhärte, gegen Inhaltstoffe etc. Jeder zusätzliche Einbau von Geräten in die ­Installation der Hauswasserleitung schafft zusätzliche Eigenverantwortung für regel­mäßige Kontrolle und Wartung.

"Vergisst" man darauf, entstehen neue Gefahren­quellen für die Qualität des Trinkwassers durch Verkeimung. Wer sein Leitungswasser auf unerwünschte Inhaltstoffe, die in der Hausleitung dazukommen, überprüft wissen möchte, sollte einen Lokalaugenschein und eine ­Probenahme durch geschultes Personal durchführen lassen.

So reagieren Metalle mit Wasser

Blei wird für Wasserleitungen nicht mehr verwendet. Doch es kann auch aus Legierungs­werkstoffen in Armaturen bzw. bei fortgeschrittener Korrosion aus verzinkten Stahlrohren ins Trinkwasser freigesetzt werden. Ein niedriger pH-Wert (6,5 und weniger) sowie weiches Wasser können das Herauslösen von Blei fördern.

Harte, saure Trinkwässer mit einem hohen Gehalt an natürlichen organischen Verbindungen lösen verstärkt Kupfer. Laut Lebensmittelbuch soll bei Wasser mit einem pH-Wert unter 7 kein Kupfer als Installationsmaterial ver­wendet werden. Das kann zu bedenklichen Kupferkonzentrationen von deutlich über dem Para­meterwert 2 Milligramm pro Liter führen. Eine Überschreitung ist nicht unmittelbar gefährlich, verlangt aber nach einer möglichst baldigen Beseitigung der Ursache. Innen ver­zinnte Kupferrohre (innen silbrig-grau) sind für alle Trinkwässer geeignet.

Nickel kommt in der Installationstechnik in Armaturen vor. So kann Trinkwasser, das in verchromten Armaturen länger als 30 Minuten gestanden ist, stark nickelhaltig sein. Nickel ist nur bei Aufnahme einer sehr hohen Menge toxisch. Allerdings kann eine Nickelallergie beim Händewaschen oder bei der Körperpflege zu Hautreaktionen führen.

Cadmium wird als kanzerogen eingestuft – es kann in Armaturen minderwertiger Fertigungsqualität enthalten sein.

Eisen kann in Leitungen zum Nährstoff für Legionellen werden. ­

Edelstahlrohre sind teuer, sichern die Qualität des Wassers allerdings am besten und sind für alle Trinkwässer geeignet. Ihre Verwendung empfiehlt sich vor allem für die direkte Leitung in die Küche, wo das meiste Wasser zum Trinken und Kochen entnommen wird.

Verzinkter Stahl sollte laut Lebensmittelbuch bei Wässern mit pH-Werten unter 7,5 für Rohrleitungen nicht verwendet werden. Im Warmwasserbereich neigen solche Rohre dann zur Korrosion.

Kunststoffrohre sind für alle Trinkwässer geeignet, allerdings sollten Sie unbedingt auf hochwertige Materialien achten. Langjahreserfahrungen fehlen hier noch. Wenn Sie unsicher sind, aus welchen Materialien Ihre Trinkwasser-Installa­tion besteht, fragen Sie den Installateur.

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