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E-Bikes: urban, leicht, einfach - Flitzer für die Stadt

, aktualisiert am

Wir haben 9 leichte und einfach ausgestattete E-Bikes geprüft, die hauptsächlich für Fahrten in der Stadt gedacht sind. Die Hälfte davon ist gut. Das österreichische Produkt ist schwer zum Stillstand zu bringen und radelt daher als Testverlierer nach Hause.

Diese Produkte haben wir getestet:

  • Ampler Curt
  • Coboc One Brooklyn
  • Cooper E Disc
  • Cowboy 2
  • Geero 1 Original Classic „Vinyl“
  • Moustache Friday 28.1
  • Orbea Gain F40
  • Sushi Maki M2
  • VanMoof S3 (wurde nachgetestet)

Diese 8 Urban E-Bikes haben wir getestet. (Bild: ÖAMTC; Halfpoint/Shutterstock.com)

Die Testtabelle informiert Sie über: 


Im KONSUMENT 6/2020 haben wir mit den Tiefeinsteigern die Allrounder unter den E-Bikes getestet. Diesmal ist mit den Urban Bikes eine grazilere Gattung dran. 

Für Stadt- und Pendlerfahrten geeignet

Ihr Haupteinsatzbereich ist – wie schon der Name verrät – vor allem verbautes Gebiet. Diese leichteren E-Bikes sind damit vor allem für Stadt- und Pendlerfahrten gedacht. Sie kommen stylisher daher als die etwas plumpen Alleskönner. Einige dieser Räder sind auf den ersten Blick gar nicht als E-Bike zu erkennen – für manche Käufer ein wesentliches Kriterium.

Unterscheidungsmerkmal Akku

Bei allen Testkandidaten gleich: die Diamant-Rahmenform (auch als Herren-Rahmen bekannt) mit dem Oberrohr in hoher Position. Unterschiede zeigen sich u.a. bei Bremsen, Schaltung, Beleuchtung, Motor und Antrieb. Die meisten sind ohne Kotflügel, einen Gepäckträger hat keines der Räder. Weiteres wesentliches Unterscheidungsmerkmal der E-Bikes: Lässt sich der Akku entnehmen oder ist er fix verbaut? 

Abhängigkeit vom Smartphone

Einsatzzweck 

Vor dem Kauf sollte also Grundlegendes überlegt werden: Wofür genau möchte ich dieses Rad hauptsächlich verwenden? Bin ich nur ein Gelegenheitsradler bei besten Bedingungen, dann sind die Anforderungen nicht sehr hoch. Möchte ich aber regelmäßig und auch bei schlechtem Wetter nicht nur flache Passagen meistern, etwa als Pendler, sollten eine Kettenschaltung, eine gute Lichtanlage und Kotbleche in Erwägung gezogen werden. Außerdem sind die Wohnsituation und die Abstellmöglichkeit zu beachten. 

Bei einem eingebauten Akku muss nämlich das ganze Rad in die Nähe einer Steckdose gebracht werden. Wenn dabei Stufen zu überwinden sind, kann das bei mehr als 17 Kilo wie beim Geero schon sehr mühsam werden. 

Nur mit Smartphone 

Tatsache ist, dass die E-Bikes immer enger mit Smartphones verbandelt werden. So ist vieles bei den Urban E-Bikes über eine Smartphone-App einzustellen. Das Modell 2 von Cowboy schießt aber mit der Abhängigkeit vom Handy übers Ziel hinaus: Wer mit dem Cowboy in den Sonnenuntergang radeln will, muss ein betriebsbereites Smartphone dabeihaben, denn sonst lässt sich dieser Gaul nur als herkömmlicher Drahtesel verwenden – der E-Antrieb kann gar nicht gestartet werden. Dafür darf der Sonnenuntergang beim Cowboy recht weit entfernt sein. 

Die gemittelte Reichweite beträgt hier – mit überdurchschnittlicher Eigenleistung – immerhin 85 Kilometer: Das ist die Bestweite unter den Test-Rädern. Am anderen Ende des Leistungsspektrums liegt der preisliche Leckerbissen Sushi Maki M2 mit 25 Kilometern; bis zum nächsten Japaner sollte es aber reichen.  

Höchstgeschwindigkeit und begrenztes Gesamtgewicht

Elektrische Hilfe

Normalerweise kann die Fahrgeschwindigkeit – unabhängig von der gewählten Unterstützungsstärke des Elektromotors – vom E-Biker durch die Trittfrequenz schnell und unkompliziert verändert werden. Daher verstehen wir es nicht, wenn Unterstützungsstufen an eine fixe Geschwindigkeit gebunden sind, wie beim Sushi oder beim Geero. Hier werden je nach Unterstützungsstufe drei (Höchst-)Geschwindigkeiten (z.B. Sushi 12, 18, 25 km/h) eingestellt. 

Gesamtgewicht 

Nicht nur die Räder sind schlank – einige verlangen das auch von ihren Benützern. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von nur 110 Kilo und einem Eigengewicht des Fahrzeuges von mehr als 17 Kilo darf der Benutzer samt Gepäck grade mal 93 Kilo wiegen. 

Nachtrag: Van Moof S 3

Dieses Rad ist in vielerlei Hinsicht speziell, nicht nur im Aussehen.

Es war von Anfang an geplant, auch das niederländische E-Bike VanMoof S3 zu untersuchen. Wegen der Lieferzeit von knapp vier Monaten musste dieses Pedelec allerdings nachgetestet werden. Es zeigte sich, dass dieses Rad in vielerlei Hinsicht speziell ist, nicht nur im Aussehen. Das beginnt schon damit, dass die Komponenten proprietär sind. Proprietär heißt, sie wurden eigens für VanMoof produziert. Bei Reparaturen müssen Sie dann zu einem der wenigen vorhandenen Vertragshändler gehen, der diese speziellen, nicht standardisierten Komponenten bearbeiten kann und als Ersatzteile erhält. Wenn Sie mit diesem Pedelec unterwegs sind, dürfen Sie auf keinen Fall das Spezialwerkzeug für die Achsmutter vergessen, sonst können Sie nicht einmal die Laufräder ausbauen, um einen Patschen zu picken!

4-Gang-Schaltung

Weiters hat es als einziges Rad im Test eine automatisierte (4-Gang-)Schaltung. Eine gute Idee, die allerdings noch ihre Schwächen hat. Ein Knacken bei den Schaltvorgängen sowie ein kurzes Durchfallen der Pedale bei den Schaltvorgängen ist keine Seltenheit. Das Durchrutschen in Kombination mit den glatten Pedalen kann auch schnell zu gefährlichen Situationen führen, beispielsweise beim Abbiegen. Letztendlich kam es im Praxistest auch zu Störungen beim Bergauffahren: starke Geräusche im Bereich der Kunststoffzahnräder, gepaart mit Schaltausfällen. Da aber eine Weiterfahrt inkl. Schaltvorgängen nach den Bergetappen möglich war, erhielt die Schaltung gerade noch ein "weniger zufriedenstellend“.

Knapp 60 Kilometer Reichweite

Im Test zeigte sich außerdem, dass die vier Unterstützungsstufen – die ohne App nur im Stand gewechselt werden können – kaum Sinn haben, da sie geschwindigkeits- und nicht leistungsgesteuert sind. Somit fährt man automatisch immer in Stufe 4 mit maximaler Unterstützung, wenn man entsprechend zügig unterwegs sein möchte. Positiv zu erwähnen ist die Reichweite von knapp 60 Kilometern selbst in der höchsten Unterstützungsstufe. Allerdings sollte dann der überaus reizvolle „Boost Button“ eher selten betätigt werden.

21 Kilogramm

Darüber hinaus zeigt sich das VanMoof mit seinem fest verbauten Akku und 21 Kilo als wahres Schwergewicht, das zum Laden besser nicht irgendwohin getragen werden muss.

Verboten schnell

Die App für das S3 ist reichhaltig und lässt einen unter anderem den Hupton selber einstellen und das Pedelec in den schnellen US-Modus schalten. Um keine Schwierigkeiten zu bekommen, sollte dieser Modus – er unterstützt das Rad bis ca. 32 km/h – nicht nur nicht verwendet werden (strafbar); er müsste deinstalliert werden.

Testtabelle: Urban E-Bikes

Steckbriefe "gute"

Ampler Curt: Testurteil "gut" 

Ampler Curt (Bild: ÖAMTC)Rad mit gutem Fahrverhalten, guten Bremsen und sehr guter Reichweite. Die Unterstützungsstufen lassen sich über die Ampler App personalisieren. Durch den Zahnriemenantrieb eher für ebenes Fahren geeignet. Die serienmäßige Lichtanlage gehört zu den besseren im Test. Regenschutz durch Kotflügel.

+ Helle, breite Ausleuchtung der Lichtanlage
+ Auch ohne App-Unterstützung einzustellen und Licht einzuschalten
+ Leiser Motor
+ Gutes Fahrverhalten
+ Magnet-Ladestecker für einfaches anschließen
+ Hinten im Sattelrohr integrierte LED-Lichter
+ Fahrradanhängerbetrieb möglich

- Keine Abdeckung des Ladesteckers
- Ladestecker und Einschaltknopf sind beim Tretlager positioniert
- Hartes Federungsverhalten
- Keine Bedienungsanleitung (nur für den Zusammenbau)
- Umständliches Umschalten der Unterstützungsstufen am Rad (mehrfaches und mehrfärbiges Blinken der Ein/Aus-Taste)

Moustache Friday 28.1: Testurteil "gut"

Moustache Friday 28.1 (Bild: ÖAMTC)Das Rad ist mit „klassischem“ Mittelmotor bestückt, daher auch das schwerste im Test. Durch das kurze Oberrohr fährt man in einer eher aufrechten Sitzposition, insgesamt aber angenehmes Fahrverhalten. Durch Kettenschaltung auch am Berg gut. Schwaches Licht des mitgelieferten Scheinwerfers.

+ Sehr gute Reichweite
+ Zulässiges Gesamtgewicht bis 150 Kilogramm
+ Gut am Berg durch 10-fach-Kettenschaltung
+ Batteriebetriebene Lichtanlage (abnehmbar)
+ Schiebehilfe vorhanden

-Mit 19 Kilogramm schwerstes Rad im Test
-Akku umständlich zu entnehmen, kann leicht nach unten fallen
-Schwaches Licht
-Schaltung knallhart, speziell beim hochschalten
-Harter Sattel
-Keine Anzeige von Reserve im Display (letzter Balken geht am Ende einfach aus)
-Keine Anleitung in Deutsch

Coboc One Brooklyn: Testurteil "gut"

Coboc ONE Brooklyn (Bild: ÖAMTC)Wertige Verarbeitung, aber mit kleinen Schwächen. So läuft der Motor etwas nach und beim Anfahren sollte auf geringe Unterstützung geachtet werden. Das Rad ist bei geringerer Unterstützung angenehmer zu fahren, die Feinabstimmung dazu kann sehr gut über die Coboc-App eingestellt werden. Durch die kurze Übersetzung fährt man in der Ebene mit hoher Trittfrequenz. Die Slickreifen machen das Rad zu einem Schönwetterfahrzeug.

+ Umschalten der Unterstützungsstufen durch zweimaliges Drücken des Einschaltknopfes
+ Dosiereinstellung der Unterstützungen über App sehr gut
+ Magnet-Ladestecker für einfaches Anschließen
+ Gute Bedienungsanleitung
+ Sehr angenehmes Fahrverhalten

- Keine Abdeckungen des Ladesteckers (aber hoch angeordnet an der Unterseite des Oberrohrs)
- Lauter Motor
- Motor läuft lange nach

Cowboy 2: Testurteil "gut"

Cowboy Easy Rider (Bild: ÖAMTC)Durch die lang ausgelegte Übersetzung und den schmalen Lenker vor allem für die flotte Fahrt in der Ebene geeignet. Der Akku ist einfach entnehmbar. Da nur eine Unterstützungsstufe vorhanden ist, wird man bei Gegenwind, Anstiegen oder längeren Fahrten durchschnittlich zu mehr Eigenleistung am Pedal gezwungen. Das Rad ist nur über die Cowboy-App zu starten und zu bedienen; hier gibt es auch einen Offroad-Modus, der bis 30 km/h unterstützt.

+ Lichtanlage im Rahmen integriert
+ Bremslichtfunktion hinten
+ Automatische Anpassung der Unterstützung
+ Leiser Motor
+ Gute Reifendämpfung
+ Zusätzliche Lichtanlage im Lieferumfang
+ Crash-Erkennung integriert
+ „Find my Bike“-Funktion lokalisiert das E-Bike und versendet Positionen mit einer Genauigkeit von ca. 30 Metern – zudem wird man nach einiger Zeit über die App angeschrieben und Hinweise sowie Hilfeleistungen werden angeboten
+ Versicherungsmöglichkeiten über die App

- Kein Betrieb ohne App möglich
- Bergauffahren schwierig
- Fahrrad hecklastig
- Verändern der Sattelhöhe nur bei ausgebautem Akku möglich
- Beide Scheibenbremsen machen Geräusche
- Keine Ladebuchse am Rad

Steckbriefe "durchschnittliche"

Orbea Gain F40
Testurteil "durchschnittlich"

Orbea Gain F40 (Bild: ÖAMTC)Komfortables Rad ohne große Stärken. Durch die Kettenschaltung ist es auch am Berg gut zu fahren. Die Bedienelemente sind durch die Farbgestaltung unklar und verwirrend.

+ Relativ gut am Berg durch Kettenschaltung, aber Unterstützung nicht sehr stark
+ Reifen mit Seitenreflektoren

- Mit knapp 40 Kilometern etwas geringe Reichweite
- Anzeige des Akkuzustandes durch Farbänderung nicht sinnvoll
- Unterstützungsstufen unklar erkennbar (Taste vibriert beim Umschalten, ist aber beim Fahren nicht spürbar)
- Knacken am Lenker/Vorbau

VanMoof S3
Testurteil "durchschnittlich"

Van Moof S 3 (Bild: ÖAMTC)Auffallendes, stabiles Rad für die Ebene. Schwerstes im Test. Automatisierte Schaltung als größte Schwäche. Vier an die Geschwindigkeit gebundene Unterstützungsstufen, dadurch wohl immer die vierte (bis 25 km/h) in Verwendung. Kaum Standard-Komponenten verbaut. Deshalb Reparaturen nur bei Vertragshändlern, Reifenausbau (z.B. bei Patschen) nur mit Adapter möglich.

+ gute Reifendämmung
+ leiser Motor
+ Boost-Knopf für rasche Beschleunigung oder für kurze Unterstützung am Berg
+ Diebstahlsicherung inkl. Kick Lock für einfachste Bedienung
+ Kotflügel und Seitenständer
+ Elektrische Hupe in drei wählbaren Warntönen
+ Lenkereinschlag auf beiden Seiten begrenzt
+ Gepäckträger für vorne bis 10 kg und hinten bis 15 kg im Zubehör
+ Diebstahlservice „Bike Hunter“ lokalisiert das E-Bike dank SIM-Karte (kostenpflichtig)

- Automatische Gangschaltung unter Beanspruchung mit Schaltaussetzern 
- mit über 21 Kilogramm schwerstes Rad im Test
- Schwergängige und schlecht dosierbare Bremsen 
- Bergauffahren nur mit geringer Geschwindigkeit möglich (Drehsensor erkennt keine Pedalkraft)
- Batteriezustandsanzeige bei Tag schlecht zu erkennen
- Umschalten der Unterstützungsstufen am Rad nur im Stand möglich
- Ungünstig angebrachte Ladebuchse
- Erstmaliger Aufbau nimmt inkl. Registrierung etwas mehr Zeit in Anspruch
- Rahmengröße nur bis 185 cm Körpergröße ideal passend
- Radausbau nur mit Spezialadapter möglich
- Mit knapp 40 Kilometern etwas geringe Reichweite
- Ersatzteile nur über VanMoof direkt oder beim Vertragshändler erhältlich (dünnes Händlernetz)
- Bedienungsanleitung nur in Englisch

Vorsicht: In der VanMoof-App gibt es auch einen US-Modus, der bis ca. 32 km/h unterstützt. Das Pedelec kann damit außerhalb der geltenden Norm (bis 25 km/h) betrieben werden und das ist strafbar.

Cooper E Disc
Testurteil "durchschnittlich"

Cooper E Disc (Bild: ÖAMTC)Rad im Retro-Look mit Kotflügel und großem Hecknabenmotor, in dem auch der Akku integriert ist. Der Motor spricht spät an, was das Anfahren – vor allem – bergauf schwierig macht. Das Umschalten der Unterstützungsstufen erfolgt nur über die Bitride-App, wo auch individualisiert werden kann.

+ Rekuperation beim Rückwärtstreten (Stärke einstellbar)
+ Elektronisches Schloss über Smartphone
+ Batteriebetriebene Lichtanlage
+ Kotflügel
+ Reifen mit Seitenreflektoren

- Umschalten der Unterstützungsstufen nur im Stand möglich
- Motor nur beim Anfahren einschaltbar (ab 8 km/h und 3 x rückwärts Treten)
- Unterstützungsstufe nicht erkennbar
- Bergauffahren etwas schwer
- Smartphone zum Ändern der Unterstützungsstufen notwendig
- Unterstützung nimmt zum Ende der Akku-Kapazität stark ab
- Motorgeräusche und leichtes Knacken wahrnehmbar
- Nicht für Kindersitze und Anhänger zugelassen

Sushi Maki M2
Testurteil "durchschnittlich"

Sushi Maki M2 (Bild: ÖAMTC)Sehr preisgünstiges Rad im Vintage-Look. Etwas nervöses Fahrverhalten, einfache Bedienung der Steuerelemente. Unterstützung nur in drei fixen Geschwindigkeitsstufen. Seilzug-Scheibenbremsen nicht zeitgemäß, sie bringen aber ausreichende Leistung.

+ Akku Lichtanlage
+ Preis
+ Abschaltautomatik des Antriebs in beiden Bremsen verbaut
+ Akku kann auch als Powerbank benutzt werden

- Unterstützung in 3 Stufen - 1. (12 km/h), 2. (18 km/h), 3. (25 km/h)
- Langer Nachlauf
- Harter Sattel
- Dosierung der Seilzug-Scheibenbremsen
- Verlegung der Kabelzüge (Scheppern im Oberrohr)
- Akkuverschluss (Akku kann unverriegelt eingelegt werden – Gefahr des Herausfallens)
- Filigrane Akkuhalterung

Geero 1 Original Classic „Vinyl“
Testurteil "weniger zufriedenstellend"

Geero 1 Original Classic „Vinyl“ (Bild: ÖAMTC)Das mager ausgestattete Rad ist erst auf den zweiten Blick als E-Bike zu erkennen. Es ist auch ohne Antrieb gut zu fahren. Durch die kräftige Motorunterstützung und die Kettenschaltung ist das Rad gut für hügelige bis bergige Straßen geeignet. Unterstützung nur in drei fixen Geschwindigkeitsstufen. In der dritten Unterstützungsstufe wird das E-Bike bei vollem Akku sogar bis ca. 29 km/h unterstützt. Der lange Nachlauf und ungenügende Bremsen ohne Abschaltautomatik machen dieses E-Bike zu einem Sicherheitsrisiko. Die Ausstattung ist durch eine Art Baukastensystem zu verändern. Dann wären gegen Aufpreis auch Scheibenbremsen möglich.

+ Kräftiger Motor
+ Gut am Berg durch starken Motor und 9-fach-Kettenschaltung
+ Seitenständer
+ Schnellverschluss am Sattelrohr
+ Auch ohne Motorunterstützung gut zu fahren

- Ungenügende Bremsenwirkung der Felgenbremsen (hoher Kraftaufwand notwendig)
- Langer Nachlauf des Motors, dazu keine Abschaltautomatik bei den Bremsen
- Unterstützung in drei Geschwindigkeitsstufen (bis 29 km/h!)
- Ladebuchse unter Tretlager (inkl. Hauptschalter)
- Pedale

Die defekte Gabel des Kettler 2° Beltdrive nach den ersten Fahrmetern kurz nach der Montage (1)
Die defekte Gabel des Kettler 2° Beltdrive nach den ersten Fahrmetern kurz nach der Montage (1)

Die defekte Gabel des Kettler 2° Beltdrive nach den ersten Fahrmetern kurz nach der Montage (1)

Die defekte Gabel des Kettler 2° Beltdrive nach den ersten Fahrmetern kurz nach der Montage (2)
Die defekte Gabel des Kettler 2° Beltdrive nach den ersten Fahrmetern kurz nach der Montage (2)

Die defekte Gabel des Kettler 2° Beltdrive nach den ersten Fahrmetern kurz nach der Montage (2)

Die defekte Gabel vor der Prüfung
Die defekte Gabel vor der Prüfung

Die defekte Gabel vor der Prüfung

Die zwei vom Sachverständigen untersuchten Gabeln nach der Prüfung - *Die Prüfung nach EN 15194:2017 gilt als "bestanden" wenn kein Riss entsteht. Die Verbindung hat sich jedoch dennoch gelöst und zeigt hierdurch eindeutig die Schwachstelle
Die zwei vom Sachverständigen untersuchten Gabeln nach der Prüfung - *Die Prüfung nach EN 15194:2017 gilt als "bestanden" wenn kein Riss entsteht. Die Verbindung hat sich jedoch dennoch gelöst und zeigt hierdurch eindeutig die Schwachstelle

Die zwei vom Sachverständigen untersuchten Gabeln nach der Prüfung - *Die Prüfung nach EN 15194:2017 gilt als "bestanden" wenn kein Riss entsteht. Die Verbindung hat sich jedoch dennoch gelöst und zeigt hierdurch eindeutig die Schwachstelle

Kettler und Hercules: Rückrufe wegen gefährlicher Gabel

Ursprünglich war auch das Kettler 2° E Street Beltdrive für unseren Test vorgesehen. Allerdings brach die Vorderradgabel schon vor dem Praxistest. Daher nahmen wir dieses Rad aus dem Test und ließen zwei weitere Räder des gleichen Modells von einem Sachverständigen überprüfen. Das Resultat: Diese Gabel ist gefährlich! Mittlerweile hat der Hersteller alle Räder mit dieser Gabel zurückgerufen.

Beim Zusammenbau der Räder für unseren Urban E-Bikes-Test wurde das Steuerlagerspiel fachmännisch eingestellt und eine Probefahrt durchgeführt. Dabei hat sich bei der Fahrt der Lenker selbstständig verdreht, beim nochmaligen Korrigieren des Steuerlagers hat sich dann der Vorbau komplett gelöst.

Unser Testfahrer sowie Projektleiter Franz Wallner waren danach heilfroh, unverletzt davongekommen zu sein: "Ich habe unglaubliches Glück gehabt. Weil ich in der Probefahrt doch recht flott die Gasse runtergefahren bin. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passieren hätte können, wenn da plötzlich das Vorderrad weggebrochen wäre."

Aus dem Test genommen

Aufgrund dieses sicherheitsrelevanten Schadens wurde das Kettler 2° E Street Beltdrive aus dem Test genommen, um das Schadensbild weiter zu untersuchen. Hierzu wurde ein Sachverständiger eingeschaltet, zwei weitere Räder des gleichen Modells besorgt und an deren baugleichen Gabeln eine Bauteilprüfung auf Basis der Norm EN 15194:2017 (EPAC 25) unterzogen.

Ergebnis: Eine der geprüften Vorderradgabeln fiel bei der Norm-Prüfung durch. Die zweite Vorderradgabel hat zwar die Prüfung nach der zuständigen Norm bestanden, zeigte allerdings ebenfalls die gleiche Schwachstelle wie die erste Vorderradgabel, mit dem Unterschied, dass die erste Vorderradgabel gerissen ist und die zweite Vorderradgabel lediglich deformiert wurde. Die Prüfung nach EN 15194:2017 gilt als "bestanden" wenn kein Riss entsteht. Die Verbindung hat sich jedoch dennoch gelöst und zeigt hierdurch eindeutig die Schwachstelle der Konstruktion bzw. Fertigung.

Rückrufe eingeleitet

Daraufhin wurde der Hersteller sowie die zuständige Marktüberwachungsbehörde informiert.

Produzent Kettler ALU-RAD konnte das festgestellte Schadensbild in eigenen Untersuchungen reproduzieren und hat aufgrund der unmittelbaren Sturz- und Verletzungsgefahr einen sofortigen Rückruf eingeleitet. Dem Hersteller wurden bereits im Juli 2020 drei ähnliche Vorfälle gemeldet.

Betroffen sind insgesamt 647 Fahrräder der Marken Kettler und Hercules, die seit 2018 produziert und in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz verkauft wurden.

Konkret sind folgende Modelle betroffen:

  • Kettler 2° E Comp (Artikelnummern: KU119-VAFD50, KU119-VAFD55, KU119-VAFD60, KU119-VAFT45, KU119-VAFT50)
  • Kettler 2° E Beltdrive (Artikelnummern: KU117-VAFD50, KU117-VAFD55, KU117-VAFD60, KU117-VAFT45, KU117-VAFT50)
  • Kettler 2° E Street Beltdrive (Artikelnummern: KU118-VAFD50, KU118-VAFD55, KU118-VAFD60, KU118-VAFT45, KU118-VAFT50)
  • Kettler 2° E Comp Street (Artikelnummern: KU159-VAKD50, KU159-VAKD55, KU159-VAKD60, KU159-VAKT45, KU159-VAKT50)
  • Hercules Tessano F8 Lite (Artikelnummern: 29249048, 29249053, 29249058, 29249061, 29249545, 29249550, 29249553)

Wir empfehlen Kunden, die eines dieser Fahrräder besitzen, aufgrund der unmittelbaren Verletzungsgefahr im Falle eines Sturzes das Fahrrad bis zur Behebung des Mangels nicht mehr zu benutzen.

Die defekte Gabel wird kostenfrei durch den Zweiradhändler getauscht.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig qualitativ hochwertiger Verbraucherschutz für die Einhaltung der Produktsicherheit ist.

Testkriterien

VKI-Tipps

  • Einsatzzweck. Überlegen Sie, ob Sie einen oder mehrere Gänge benötigen; ob ein fix verbauter Akku (wo ist die nächste Steckdose?) für Sie möglich ist; ob Sie das Rad (Gewicht) eventuell tragen müssen.  
  • Probefahrt. Probieren Sie die Bedienung von Antrieb, Schaltung, Bremsen sowie Fahrverhalten, Sitzposition und evtl. Trageeigenschaften aus.
  • Gewicht. Achten Sie auf das zulässige Gesamtgewicht.
  • Übung. Machen Sie sich mit dem Rad vertraut, bevor Sie damit im Straßenverkehr fahren. 

Leserreaktionen

„Stadtflitzer“ als Missachtung der älteren Generation?

Radfahren wird von allen Seiten als unbedingtes Heil forciert, wofür auch immer. Leider bleiben viele friedliche Fußgänger dabei auf der Strecke. Was sich gerade in Städten auf gemeinsam genutzten Verkehrsflächen abspielt? Vorwiegend junge Rennradler und stolz elektrisch agile Senioren kampfradeln um die Wette und scheuchen Spaziergänger zur Seite. Wüstes Geklingel und Anpöbelungen wie etwa „Eis sad‘s jo net allan do“ vermiesen die Freude am Gehen. Erfahren am Weg entlang der Mur in Graz. Im Stadtpark: „Sei froh, dass i di net z‘samm‘fier.“

Meine Frau und ich sind bereits 70+ und nicht gewillt, bei diesem „Sport“ mitzumachen. Einerseits wohnen wir am Stadtrand und andererseits fehlt das Gefühl der Sicherheit und auch das Geld für die teure Ausrüstung. Außerhalb des Stadtrandes ist man auch nicht mehr sicher, da auch schmale Wege von Pedaleros auf dick bereiften Geräten benutzt werden. Gar nicht zu reden von den Rad-Rudeln, die auf breiteren Wegen dessen Breite auch voll in Anspruch nehmen. Sprung ins Unterholz für Wanderer? Niemand mahnt zur Rücksicht. Im Gegenteil – je mehr Rad, desto besser. Fußgänger haben eben Nach¬rang. Vor allem die alten.

Schon einmal haben Sie die Missachtung der älteren Generation im Zusammenhang mit dem Bankwesen erwähnt. Davon könnte ich auch aus eigener Erfahrung berichten. Alles digital. Ich lebe vorzugsweise analog. Und ich möchte schreiten – nicht „flitzen“!

DI Wolfgang Rieger
Graz
(aus KONSUMENT 10/2020)

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