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Papiertaschentücher - Preisgünstige haben die Nase vorn

Keiner will sie, aber jeder braucht sie. ­Viele sind gut. Aber bei einem Viertel wurde in der Herstellung unsauber gearbeitet. Bei ihm sind Keime ein Thema.

Papiertaschentücher: viele gute, bei einem Viertel unsauberes Arbeiten beim Herstellen. Bild: B-D-S Piotr Marcinski/Shutterstock.com

Diese Papiertaschentücher finden Sie im Test:

  • Clever Taschentücher
  • dm/Soft & Sicher Taschentücher Classic
  • dm/Soft & Sicher Taschentücher Recycling
  • Feh Classic
  • Hofer/Solo Premium
  • Kleenex Soft Touch
  • Lidl/Floralys Soft Taschentücher
  • Merkur/Immer gut Taschentücher mit Wohlfühl-Duft
  • Müller/Soft Star Die Bewussten Recycling Taschentücher
  • Penny/Celimoll Taschentücher extra soft
  • Regina Softis
  • Spar/Lovely Taschentücher
  • Tempo Taschentücher

Die Testtabelle informiert Sie über: Festigkeit, Material, Kennzeichnung, Feuchtigkeitsaufnahmeverhalten, Schadstoffe und Mikrobiologie. 

Lesen Sie nachfolgend den Testbericht.


Zumindest ab und zu brauchen wir Papiertaschentücher. Das belegen die Zahlen aus dem Vorjahr. 2019 wurden im österreichischen Schnitt pro Kopf etwa 1,6 kg Papiertaschentücher verwendet. Das wären – beim Gewicht der hier getesteten Pro­dukte – umgerechnet ca. 1,7 Stück pro Tag.

Vielfältig verwendbar

Taschentücher haben das ganze Jahr über Saison. So auch jetzt. Kaum klingt die ­Grippewelle ab, lassen die ersten frühlingshaften Tage Pollen-Allergiker auf sie zurück­greifen. Auch wenn das Naseputzen die Hauptverwendung der Zellulose-Quadrate ist – ihr Verwendungszweck ist vielfältig. Mit ihnen trocknen Tränen schneller, werden kleine Wunden erstversorgt oder Flüssigkeiten aufgesaugt.

13 Produkte im Test

Wir haben 13 im österreichischen Handel erhältliche Papiertaschentücherauf ihre Tauglichkeit getestet – um Ihnen sagen zu können, wie der Hase läuft, wenn die Nase läuft. In ­unserem Blickpunkt standen dabei das Feuchtigkeitsaufnahmeverhalten, die Festig­keit, Schadstoffe und Mikrobiologie (d.h., wie sehr ein Keimwachstum begünstigt wird) sowie die Kennzeichnung.

Beide Recycling Produkte "durchschnittlich"

Gemeinsamkeiten

In vielem unterscheiden sich die getesteten Tücher kaum. Sie bestehen alle aus vier ­Lagen und messen ca. 21 cm im Quadrat. Keines enthält Formaldehyd oder anti­mikrobielle Wirkstoffe, Schimmel- oder ­Hefepilze. Alle Produkte tragen zumindest ein Siegel, das über die Herkunft des Ausgangsstoffes Aufschluss gibt; vom FSC mit Mindeststandards bis hin zum Blauen Engel, der mit dem Österreichischen Umwelt­zeichen vergleichbar ist. Und überall sind zehn Taschentücher im Packerl ... Wirklich? Nein, bei Feh, Kleenex und Regina sind nur neun drinnen.

Dafür gibt es natürlich keine Notwendigkeit. Da die meisten Konsumentinnen und Konsumenten zehn Stück pro Packung erwarten, bleibt der schale Bei­geschmack der Kundentäuschung über ein anderes Verhältnis zwischen Preis und ­Tücheranzahl.

Preis: unterschiedlich

Apropos Preis. Dieser fällt sehr unterschiedlich aus. Markentaschentücher (Feh, Kleenex, Tempo, Regina) sind mit Kosten von über 16 Cent je 10 Tücher mehr als doppelt so teuer wie der Großteil der Testkandi­daten. Bei den Eigenmarken liegt der Preis mit einer Ausnahme unter 8 Cent. Rückschlüsse vom Preis auf die Qualität lassen sich nicht ziehen. Woraus die Taschentücher bestehen – Zellstoff oder Altpapier –, verrät nur die Hälfte der Hersteller.

Praxistauglich

In der Anwendung eines Papiertaschentuchs spielen die Reißfestigkeit und das Feuchtigkeitsaufnahmeverhalten eine wesentliche Rolle. Die Festigkeit lässt bei der Mehrzahl keine Wünsche offen, selbst die schlechteren Produkte schafften in dieser Kategorie ein „gut“. Was die Feuchtigkeit anbelangt: Knapp die Hälfte der Produkte konnte diese sehr schnell aufnehmen. Die Feuchtigkeitsmenge, die von den Taschentüchern auf­gesaugt wird, entsprach allerdings nicht den Vorstellungen der Tester. Hier wurden nur die Noten „durchschnittlich“ und „weniger zufriedenstellend“ vergeben.

Irreführung

Auf drei Taschentuchpackungen (Tempo, Regina, Soft Star von Müller) befindet sich der Aufdruck „dermatologisch getestet“, auf einer weiteren (Feh) der Aufdruck „dermatologisch bestätigt“. Damit soll wohl der Eindruck erweckt werden, dass es sich um ein besonderes und für empfindliche Per­sonen unbedenkliches Produkt handle. Doch dieser Eindruck täuscht. „Dermato­logisch getestet“ besagt nur, dass das ­Produkt in Gegenwart eines Dermatologen getestet wurde – es gibt allerdings keine Auskünfte über das Testergebnis, über das Untersuchungsverfahren, die Unabhängigkeit der Prüfer oder die wissenschaftliche Protokollierung der Untersuchungen. Nachdem dieser Aufdruck also sehr wenig aussagt und Sicherheit vorspiegelt, gab es für den Marketing-Schmäh dieser vier ­Taschentücher einen Punkteabzug.

Schadstoffe

Wir verwenden Taschentücher im Gesicht, wo sie in Kontakt mit den Schleimhäuten der Nase treten, oder manchmal selbst bei kleineren offenen Wunden. Da stellt sich schon die Frage nach eventuell vorhan­denen Schadstoffen. Die Antwort beruhigt. In keinem Tuch wurden antimikrobielle Wirkstoffe – eine Art Desinfektionsmittel – oder Formaldehyd gefunden. Einzig bei den optischen Aufhellern gab es Auffälligkeiten. Es gibt zwar keine Studien, die optischen Aufhellern eine Gefahr zuschreiben, und auch keine gesetzliche Regelung.

Was aber bleibt, ist die Vermutung einer hor­monellen Wirkung und die Empfehlung des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung, dass Hygienepapier keine optischen Aufheller abgeben darf. Bei den ­beiden Recycling-Produkten („Soft & Sicher Recycling“ von dm sowie „Soft Star Die Bewussten Recycling“ von Müller) war dies aber in geringem Ausmaß der Fall. Nachdem sie gemäß der strengen Vorgaben des Blauen Engels jedoch gar keine Aufheller ­verwenden, dürften diese noch aus dem ursprünglichen Alt­papier stammen.

Keime

Auch bei der Mikrobiologie waren die ­Taschentücher aus wiederverwendetem Altpapier auffällig. Allerdings gemeinsam mit Celimoll von Penny, das kein Recycling-­Produkt ist. Die drei wiesen um ein Viel­faches mehr an Bakterien auf als die übri- gen Testkandidaten. Fakt ist, dass Bakterien ­eine große Herausforderung bei der Papierherstellung darstellen. Sie kommen mit dem Rohmaterial Fasern oder mit Wasser in Berührung, und es ist Aufgabe der Hersteller, den Produktionsprozess im Auge zu ­behalten, damit der Bakteriengehalt im ­Endprodukt so gering wie möglich ist. Hier muss ein dringender Appell an die Hersteller gerichtet werden, sauberer zu arbeiten.

Krankheitserregende Bakterien im Papier

Die erhöhten Werte in der Mikrobiologie ­bedeuten nicht, dass Konsumentinnen und Konsumenten durch die Verwendung dieser Produkte erkranken. Sie zeigen nur die ­erhöhte Wahrscheinlichkeit an, dass sich krankheitserregende Bakterien im Papier befinden.

Zeugnisvergabe

Nach Absolvierung aller Prüfungen war der Testsieg für „Lovely“ in trockenen Tüchern. Mit dem einzigen „sehr gut“ schnupfte der Artikel des Lebensmittelhändlers Spar die anderen Kandidaten klar. Seine Benotung verdankt er vor allem der schnellen Feuchtigkeitsaufnahme und den niedrigen und damit guten Werten bei der Mikrobiologie. Der beste Verfolger kommt mit „Soft & Sicher Classic“ von dm ebenfalls aus dem Niedrigpreissegment. Er führt klar die acht mit „gut“ bewerteten Taschentücher an.

Als schlechteste Note wurde ein „durchschnittlich“ vergeben. Hier finden sich mit „Regina Softis“ das teuerste Produkt und die drei mit großem Abstand schlechtesten in der Kategorie Mikrobiologie: „Celimoll extra soft“ von Penny sowie „Soft & Sicher Recycling“ von dm und „Soft Star Die ­Bewussten Recycling“ von Müller.

Resümee: etliche gute, praxistaugliche Produkte 

Wie unser Taschentuch-Test zeigt, gibt es eine Reihe guter Produkte auf dem österreichischen Markt, die alle praxistauglich sind. Die zwei Besten sind preisgünstige Eigenmarken. Teuer bedeutet nicht besser – wieder einmal. Dass die beiden untersuchten Recycling-Produkte nicht zu den „Guten“ gehören, ist schade. Denn im Hinblick auf den Verbrauch der Ressourcen Holz und Wasser bei der Herstellung von Primärzellstoff für die Papiererzeugung ist Recyclingpapier als Alternative sinnvoll.

Und der idente Test von Recycling-­Taschentüchern unserer Partnerorganisationen in anderen Ländern zeigt, dass es auch ohne eine so hohe Keimbelastung – und ohne Abgabe von optischen Auf­hellern – geht.

Testtabelle: Papiertaschentücher

Testkriterien

Im Rahmen eines internationalen Gemeinschaftstests wurden 13 Papiertaschentücher im Taschen-Format untersucht, die im österreichischen Handel erhältlich sind.

Die Anzahl der Packungen pro Verkaufseinheit sowie die Anzahl an Tüchern pro Packung wurde gezählt, die Maße eines Tuches wurden gemessen. Die Farbe der Taschentücher wurde subjektiv beurteilt.

Festigkeit

Die Bestimmung der Berstfestigkeit erfolgte gemäß ISO 2758. Die Probe wurde so über einer kreisförmigen, elastischen Membran, die am Rand fest eingespannt ist, angeordnet, dass sie sich gemeinsam mit dieser Membran frei aufwölben konnte. Mit gleichbleibender Fördermenge wurde die Membran so lange mit einer hydraulischen Flüssigkeit ausgewölbt, bis die Probe barst.

Feuchtigkeitsaufnahmeverhalten

Die Bestimmung der Wasserabsorptionszeit und -aufnahmekapazität erfolgte gemäß EN ISO 12625-8 (Korbeintauch-Prüfverfahren). Für die Messung der Wasserabsorptionszeit wurde die erforderliche Zeit ermittelt, bis die Probe vollständig mit Wasser benetzt war. Dafür wurde eine definierte Probenmenge in einem zylindrischen Korb platziert und in einen Behälter mit Wasser getaucht. Die vollständig befeuchtete Probenmenge wurde anschließend aus dem Behälter genommen, man ließ sie eine definierte Zeit abtropfen und schließlich wurde sie gewogen. Im Abgleich mit der vor Prüfbeginn ermittelten Trockenmasse errechnete sich die Wasseraufnahmekapazität.

Schadstoffe

Migration optischer Aufheller: Die Bestimmung der Echtheit von optisch aufgehelltem Papier erfolgte gemäß EN 648, allerdings nur an jenen Proben, deren Fluoreszenz (bestimmt gemäß ISO 2470-1) höher oder gleich 1 % war. Die Probe wurde mit in Prüfflüssigkeiten gesättigten Glasfaserpapieren zusammengebracht und eine vorgegebene Zeit belastet. Das Anbluten des Glasfaserpapiers wurde durch den Vergleich einer Reihe von optisch aufgehellten Vergleichspapieren bewertet. Als Prüfflüssigkeiten dienten Wasser, Speichellösung, Essig und Öl.

Formaldehyd: Die Bestimmung von Formaldehyd im wässrigen Extrakt erfolgte gemäß EN 1541.

Antimikrobielle Wirkstoffe: Die Bestimmung des Übergangs antimikrobieller Bestandteile erfolgte gemäß EN 1104. In einer Petrischale wurde ein vorbereitetes Nährmedium mit einem Bakterium (Bacillus subtilis) bzw. mit einem Pilz (Aspergillus niger) gemischt; die Probe wurde eingelegt und bebrütet. Nach Beendigung der Bebrütung wurden die Proben auf die Bildung von Hemmzonen geprüft.

Mikrobiologie

Sporenbildende Bakterien: Proben der Größe 10 x 10 cm wurden aufgelöst und die Suspension wurde auf Standardagar 48 Stunden lang bei 37 °C bebrütet.

Aerobe mesophile Bakterien: Proben der Größe 5 x 5 cm wurden in eine mit Standardagar gefüllte Petrischale gelegt und 48 Stunden lang bei 37 °C bebrütet.

Schimmelpilze und Hefepilze: Proben der Größe 5 x 5 cm wurden in eine Petrischale mit Sabouraud-Glucose-Agar gelegt und 7 Tage lang bei 28 °C bebrütet.

Kennzeichnung

Ein Experte beurteilte die Verpackungen hinsichtlich Angaben zu Umweltzeichen, Materialzusammensetzung und Herkunft der Rohstoffe (FSC- bzw. PEFC-Zeichen) sowie irreführenden Aussagen.

Leserreaktionen

Warum Duftstoffe?

Ich finde es gut, dass in diesem Test rauskommt, dass die Recycling-Taschentücher offenbar Verbesserungsbedarf bei der Keimbelastung haben, und hoffe, dass die Hersteller rasch reagieren. Ich verwende trotzdem seit Jahren Recycling-Taschentücher (und Klopapier), weil es mir wichtig ist, Ressourcen zu sparen, und glaube nicht, dass mir das bis jetzt geschadet hat.

Worauf im Test nicht näher eingegangen wurde, sind die unsäglichen Duftstoffe in Taschentüchern, die meiner Meinung nach völlig unnötig sind. Ist die Vermutung richtig, dass dadurch zusätzlich die Umwelt belastet wird und Allergien ausgelöst werden können?

User "sscheruebl"
(aus KONSUMENT 5/2020)

Zusatzstoffe wie Duftstoffe werden aus mehreren Gründen eingesetzt. Einerseits wird dadurch der Eigengeruch der Taschentücher überdeckt, andererseits eine bestimmte Wirkung erzielt. Beispielsweise gibt Menthol ein angenehm kühles und frisches Gefühl. Einen wissenschaftlichen Beleg, dass die Nase dadurch freier wird, gibt es allerdings nicht. Ist die Nase wund, kann Menthol die Haut zusätzlich reizen. Taschentücher mit Balsam (z.B. Ringelblume, Kamille) wiederum sind etwas angefeuchtet und damit nicht so trocken und rau wie ein normales Taschentuch.

Duftstoffe können allergische Reaktionen (etwa Exzeme) hervorrufen. Ob und welche Duftstoffe eingesetzt werden, muss auf Hygieneartikeln wie Taschentüchern nicht angegeben werden. Bei Hygienepapieren, die den Blauen Engel tragen, dürfen allerdings entsprechend den strengen Vorschriften keine Duftstoffe oder Lotionen eingesetzt werden.

Die Redaktion

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