Krafttraining und eiweißreiche Ernährung helfen gegen den Abbau von Muskeln und Kraft - Prof. Barbara Wessner im Interview
KONSUMENT: Wir wissen, Bewegung tut gut. Aber gibt es auch Sportarten, die für ältere Menschen ein Gesundheitsrisiko darstellen?
Prof. Wessner: Ältere Menschen sind sehr unterschiedlich, sodass man nicht pauschal sagen kann, die eine Sportart ist gut für sie, die andere schlecht. Es kommt jeweils auf den individuellen Gesundheits- und Fitnesszustand der betreffenden Person an. Ein Mensch, der das ganze Leben über Sport betrieben hat, wird also weniger ein Problem mit eher risikoreicheren Sportarten haben als ein untrainierter. Trotzdem gilt: Je größer die Komponente des Krafttrainings bei einer Sportart ist, desto mehr Vorsicht ist ge- rade bei jenen geboten, die unter Lebensstilerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder noch schwerwiegenderen Erkrankungen wie koronaren Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.
Sowohl der untrainierte als auch der kranke ältere Mensch sollte sich also vorab untersuchen lassen?
Es gibt Fragebögen, sogenannte Medical Clearance Forms, mit deren Hilfe man selbst erheben kann, wie gut man beieinander ist. Genauer – und vor allem bei älteren Personen wichtig – ist die Untersuchung beim Arzt, bei der Ärztin. Diese Untersuchung kann zudem einen Hinweis darauf geben, welche Sportart für einen geeignet wäre. Für die sportliche Aktivität gilt: langsam anfangen, sich mit den Bewegungsabläufen vertraut machen – sich dann aber auch steigern. Viele Ältere machen den Fehler, dass sie auf einem niedrigen Niveau verharren. Auch im Alter ist oft noch eine Leistungsverbesserung möglich, nur ist es dafür eben notwendig, die entsprechenden Systeme etwas zu reizen.
Ab welchem Alter setzt der Leistungsabfall beim Menschen ein?
Die Muskulatur beginnt schon ab etwa 30 abzubauen; zunächst langsam, dann, ab 60 oder 80, in deutlichem Ausmaß. Dagegen lassen unsere kognitiven Fähigkeiten, salopp gesagt: unsere Geisteskräfte, erst später nach. Sie sind für viele Sportarten essenziell, so etwa fürs Tanzen. Wir haben es hier mit einer Wechselbeziehung zu tun: Tanzen und körperliche Aktivität ganz allgemein hilft auch gegen den kognitiven Abbau.