Überpfrüfung vergessener Zeitkarten durch Zugbeleiter wünschenswert
Es bleibt die Frage: Warum schaffen es die ÖBB nicht, die Zugbegleiter mit der Möglichkeit auszustatten, selbst sofort zu überprüfen, ob jemand eine (angeblich) vergessene Zeitkarte, Vorteilscard etc. wirklich besitzt. Die Bediensteten am Bahnschalter können das bereits, wie Christoph H. feststellte. Aber: Nein, schriftlich bestätigen konnte die Dame ihm den Besitz der Vorteilscard nicht – das sei nicht vorgesehen. Sie hätte ihm nur eine Ersatz-Vorteilscard um 15 Euro ausstellten können.
Die Qual der Zugwahl
Renate K. fährt oft zwischen Wien und St. Pölten mit dem Zug. Und schöpfte bis vor Kurzem aus der Angebotsfülle, mal Westbahn, mal ÖBB zu nutzen – was eben zeitlich gerade am besten passte. Bis die Tücken der Digitalisierung sie teuer zu stehen kamen, als sie einen ÖBB-Zug nahm. „Da ich keine Zeit mehr hatte, das Ticket am Automaten zu kaufen, wollte ich es online erwerben. Obwohl noch zwei Minuten bis zur Abfahrt, war dies nicht mehr möglich, da der Zug laut Anzeige bereits abgefahren war – was nicht korrekt war. Ich versuchte es daher mit der Eingabe Wien Hütteldorf – dasselbe Ergebnis. Der Schaffner, der bereits in Hütteldorf zur Kontrolle kam, wischte meine Erklärungen unfreundlich vom Tisch und letztendlich musste ich 105 Euro Strafe zahlen – der Preis des Tickets wäre 8,90 Euro gewesen.“
Umbuchung nicht möglich
Auch die Sparschiene-Tickets sind eine stete Quelle für teure Irrtümer, wie Wolfgang D. im Juli 2019 feststellen musste: „Mir ist leider ein Fehler bei der Buchung von nur online buchbaren Sparschiene- Inlandtickets für unsere Gruppe passiert. Mir ist nicht aufgefallen, dass ich das falsche Datum für die Rückreise gebucht hatte. Nach zwei Tagen wollte ich diese Tickets bei der Hotline umbuchen lassen. Mir wurde aber gesagt, dass das bei der Sparschiene nicht möglich ist und ich nochmal sechs Tickets für den richtigen Tag kaufen müsse.“
Erik S. gab irrtümlich seinen eigenen Namen ein, als er für seine Tochter online ein Sparschiene-Ticket nach Frankfurt löste. Das fiel ihm erst nach Ablauf der Drei-Minuten-Frist für den Rücktritt auf. „Die gebuchten Sparschienetickets können aus tariflicher Sicht ab dem Kauf nicht mehr umgetauscht oder erstattet werden. Ich bedaure, Ihnen in diesem Fall nicht entgegenkommen zu können“, beschied der ÖBB-Kundenservice.
Verwirrspiel Vorteilscard Senior
„Mit der ÖBB-Vorteilscard Senior, habe ich mir gedacht, erhalte ich laut Werbung der ÖBB österreichweit immerhin 45 Prozent Ermäßigung auf Standard-Einzeltickets beim Schalter. Ja, das war einmal. Bei meiner vergangenen Fahrt vom Oberpinzgau nach Schwarzach (50 km) habe ich lediglich eine Ermäßigung von 20 Prozent erhalten“, berichtet Renate R. „Laut Auskunft der ÖBB gelangt bei Fahrten innerhalb eines Verkehrsverbundes stets der jeweilige Verbundtarif (und die Verbund-Ermäßigung) zur Anwendung. Da habe ich mich gefrotzelt gefühlt.“ Tatsächlich berechtigt die ÖBB-Vorteilscard Senior mittlerweile in vielen Verkehrsverbünden nur noch zur oft geringeren Seniorenermäßigung nach Verbundtarif – und nicht zur oft höheren ÖBB-Ermäßigung.
Unklare Zuganzeige
Für Verwirrung sorgen im Bereich Wien missverständliche Zuganzeigen betreffend Fahrten nach Norden. So wird bei Zügen zwar augenfällig das (Zwischen-)Ziel Floridsdorf angezeigt, aber die Endbahnhöfe sind nicht mehr angeführt. Jutta C.: „Heute ist es immer ein Raten und Tüfteln, welcher Zug es denn nun ist und ob er in Floridsdorf endet oder nicht. Wäre es nicht logisch, dass der nach Floridsdorf fährt, wenn wie früher Wolkersdorf, Hollabrunn, Stockerau, Gänserndorf, Absdorf-Hippersdorf, Korneuburg oder Mistelbach draufstehen würde?“ „Jetzt muss ich bis zur Anzeige gehen, um zu sehen, wohin die Reise geht – einstweilen fährt der Zug weg, und der wäre womöglich der richtige gewesen!“, schildert auch Margareta P. ihren Ärger.
Anschlusszüge warten nicht
Ein Dauerbrenner ist, dass Zugverspätungen durch die ÖBB minimiert werden, indem Anschlusszüge nicht warten – und so die Verspätung umsteigender Fahrgäste maximiert wird. „In Wiener Neustadt musste ich feststellen“, schreibt Gerhard K., „dass der Anschluss-REX unmittelbar vor Ankunft des Zuges abgefahren war! Mir ist eine solche Vorgangsweise absolut unverständlich, da sich dadurch auf der Strecke über Mattersburg nach Deutschkreutz aufgrund der großen Zugintervalle je nach Reiseziel eine Verlängerung der Reisezeit von bis zu 60 (!) Minuten ergibt!“
Das Hoffen auf Kulanz
„Fehlende Kulanz der ÖBB bei einem kleinen Fehler hat unsere Tochter erfahren“, berichtet Burgi F. „Sie ist langjährige Vorteilscard-Besitzerin und Vielfahrerin mit der Bahn. Sie löste am Automaten das Ticket zum Vorteilscard-Preis. Bei der Kontrolle durch den Zugbegleiter stellte dieser fest, dass die Vorteilscard am Vortag abgelaufen war, was unsere Tochter übersehen hatte. Daraufhin nahm ihr der Zugbegleiter die Vorteilscard ab und verließ ohne Erklärung den Waggon. Kurz darauf stieg unsere Tochter aus. Am nächsten Tag kaufte sie die neue Vorteilscard. Etwa zwei Monate später erhielt sie ein Mahnschreiben mit einer Forderung von 153 Euro, obwohl sie nie die Möglichkeit gehabt hatte, sofort zu bezahlen. Der Schaffner hatte nichts von einer Bezahlung erwähnt. Es stand Aussage gegen Aussage – und der Fahrgast sagt natürlich nicht die Wahrheit! Kulanz? Fehlanzeige!“