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Meersalz: Mit Plastik verunreinigt - Kunststoff im Salzstreuer

Wer Meersalz liebt, muss mit winzigen Kunststoffteilchen im Salzstreuer rechnen.

Diese Salze haben wir getestet:

  • Alnatura Meersalz mit Jod
  • Bad Ischler Kristall Salz jodiert
  • Baron de Sel Totes Meer Salz
  • De Spar Sale Marino Iodato
  • Franzi’s Natur Fleur de SelFotos: VKI
  • Kania Meersalz
  • Kotányi Meersalz jodiert (Mühle)
  • Kotányi Meersalz jodiert (Sack)
  • Le Gusto Meersalz jodiert
  • Odina Feines Meersalz unjodiert
  • Saphir Meersalz
  • Schenkel’s Griechisches Meersalz

Lesen Sie nachfolgend unseren Testbericht.


Ein Blick in die Supermarktregale mit Salz zeigt: Meersalz boomt. Nach Steinsalz muss man inzwischen fast schon suchen. Anfang dieses Jahres rauschte es gewaltig im Blätterwald und in den sozialen Medien. Forscher der Universität in Oldenburg hatten fünf Proben Fleur de Sel untersucht, ein besonders edles und entsprechend teures Meersalz, und in jedem Produkt winzige Plastikteilchen gefunden, wie "Der Spiegel" Mitte Jänner 2018 berichtete.

Meersalz und Fleur de Sel im Test

Nur ein Zufallsfund? Wir kauften Meersalz ein und ließen es in einem darauf spezialisierten Labor untersuchen. Fast alle unsere ausgewählten Proben kommen unter der Bezeichnung "Meersalz" in den Handel. Lediglich ein Produkt wird als Fleur de Sel verkauft. Zusätzlich ließen wir als "Blindprobe" ein Steinsalz aus Österreich mittesten.

Mikroplastik in sechs Proben

Ergebnis: In sechs der elf Meersalz-Proben fanden wir Mikroplastik in Form von winzigem Plastikgranulat oder Teilchen von Plastikfolie. Das Steinsalz war, wie wir es erwartet hatten, frei von Kunststoffpartikeln. (Details zur Salzgewinnung finden Sie im Kasten "Woher das Salz kommt".)

Alle unsere Testkäufe waren in Kunststoffbeutel, Kartons, Salzstreuer oder Salzmühlen verpackt. Nur auf den wenigsten Produkten fanden wir eine Herkunftsbezeichnung. War doch eine vorhanden, wurde am häufigsten das Mittelmeer genannt.

Fasern, Granulat oder Folie

Nach der Vorbereitung der Testproben, der Reinigung und Filtration wurde per Mikroskopie nach Mikroplastik in Form von Fasern, Granulat und Folie gesucht. Bei den Fasern lagen alle unsere Salze unter der Bestimmungsgrenze. Bei den Folien wurden wir in zwei Fällen fündig. Am häufigsten fanden wir Granulat. Die meisten dieser Körnchen bzw. Kügelchen hatten eine Größe von weniger als 0,1 mm. Das entspricht in etwa der Dicke eines Blattes Papier.

Erstaunlicherweise steckten in unserem Fleur de Sel nur geringe Mengen an Mikroplastik. Meist sind in solchen Produkten höhere Be­lastungen nachweisbar. Keinen Zusammenhang konnten wir auch zwischen Mikro­plastik im Salz und der Verpackung herstellen.

Risiko bleibt

Risiko bleibt

Auch wenn wir aktuell in fünf Produkten kein Mikroplastik gefunden haben: Für Meersalz besteht generell ein Risiko von Mikroplastikrückständen. Denn über die Jahre haben wir unsere Meere in riesige Deponien verwandelt, in denen unfassbare Mengen an Müll treiben. Das anfangs grobe Material zerreibt sich mit der Zeit zu winzigen Partikeln und gelangt so über Fische und Meeresfrüchte in die Nahrungskette und im Fall von Meersalz direkt auf unsere Teller.

57 Sackerl Plastik pro Jahr und Person

Es ist übrigens nicht die böse Industrie, welche die Weltmeere am meisten verschmutzt: 77 Prozent allen Mikroplastiks, das in den Ozeanen schwimmt, kommen von den privaten Haushalten – aus den Waschmaschinen, in denen wir Kleidung aus synthetischen Materialien waschen, vom Abrieb der Reifen unserer Autos, mit denen wir durch die Gegend rauschen, von Kosmetika aller Art, die wir in den Abfluss spülen. Die Menge an Mikroplastik, die jeder von uns in die Meere schickt, lässt sich auch in Plastik­sackerln ausdrücken: Jeder Europäer steuert 57 Sackerl pro Jahr bei. Noch schlimmer sind nur die Amerikaner mit 150 Plastiksackerln pro Kopf und Jahr. Dazu kommt noch die durch Fragmentierung von Kunststoffabfällen freigesetzte Menge.

Langzeitfolgen unbekannt

Welche Auswirkungen die Aufnahme von Mikroplastik auf unsere Gesundheit hat, ist weitgehend unbekannt. Scheiden wir die Partikel aus? Dringen die winzigen Teilchen ins Gewebe ein, gelangen sie in den Blutkreislauf oder ins Lymphsystem? Im Tierversuch wurde die Aufnahme besonders kleiner Teilchen bereits nachgewiesen, ebenso Entzündungsreaktionen und Zellschäden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt zwar vorläufig Entwarnung, empfiehlt aber gleichzeitig, weiterführende Untersuchungen im Hinblick auf Mikroplastik durchzuführen.

Es wird nicht alles recycelt

Bis hier Ergebnisse vorliegen, kann jeder von uns etwas dazu beitragen, den Anteil an Mikroplastik zu reduzieren. Plastikabfall im gelben Sack oder in der gelben Tonne zu entsorgen, ist eine gute Idee. Dass ohnehin alles recycelt wird, entspricht aber leider nicht den Tatsachen. Noch besser ist es daher, weniger einzukaufen. Verpackungen vermeiden, wo immer es geht. Plastik­sackerl im Geschäft links liegenlassen. Kleidung aus Kunststoff wie zum Beispiel Fleece möglichst reduzieren. Als Getränk für unterwegs Leitungswasser in wiederverwendbaren Flaschen mitnehmen. Mehr zu Fuß gehen und Fahrten mit dem Auto auf das Notwendigste beschränken.

Tabelle: Meersalz

Woher das Salz kommt

Meersalz: In vielen Ländern wird an den Küsten Meersalz in künstlich angelegte flache Becken geleitet, die auch als Salzgärten bezeichnet werden. Das Wasser verdunstet und am Grund der Becken kristallisiert das Salz aus, das dann mit Maschinen oder von Hand "geerntet" wird. Etwa 30 Prozent der weltweiten Salzproduktion sind Meersalz.

Fleur de Sel: Die "Salzblume" entsteht nur an heißen, windstillen Tagen als hauchdünne Schicht an der Wasseroberfläche. Viele Kunststoffe haben eine geringere Dichte als Wasser und schwimmen daher länger an der Oberfläche, wo sie dann zusammen mit den Salzkristallen abgeschöpft werden. Dieses teure Meersalz ist daher praktisch immer mit mehr Mikroplastik belastet.

Steinsalz: In Österreich wird seit der Zeit der Kelten in Bergwerken Salz abgebaut. Es stammt aus dem Meer, das vor 250 Millionen Jahren dort existiert hat. Dieses Salz besteht fast ausschließlich aus Natriumchlorid (Halit). Nach der Reinigung wird Steinsalz zu Speisesalz verarbeitet. Die Salzkristalle werden mit Natriumcarbonat umhüllt, um so die Rieselfähigkeit zu erhalten.

VKI-Tipps

  • Müll im Meer. Der Großteil unseres Plastikmülls landet irgendwann im Meer. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Meersalz Plastikteilchen enthält.
  • Größeres Risiko. Aufgrund der besonderen Herstellungsmethode ist bei Fleur de Sel die Belastung mit Mikroplastik in der Regel höher.
  • Kein Problem. Steinsalz ist sauber. Rückstände von Mikroplastik im Salz sind hier unwahrscheinlich.

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