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Schokolade - Süßes aus Kinderhand

, aktualisiert am

Jahrzehntelang wurde in der Kakaoproduktion Raubbau an Mensch und Natur betrieben – jetzt droht ein Versorgungsengpass. Doch die steigenden Preise kommen nicht den Kakaobauern zugute.

Seit den 1980er-Jahren sind die Kakaopreise real um die Hälfte gefallen, was dazu führte, dass Kakaobauern die Produktion einschränken mussten und veraltete Baumbestände nicht ersetzen konnten. Nun steigt die ­weltweite Nachfrage nach Schokolade.

Engpässe: Lager werden leer geräumt

Um Engpässe zu verhindern, müsste der weltweite Ertrag um ca. 100.000 Tonnen pro Jahr angehoben werden, wie eine Erhebung des weltweit größten Kakaoverarbeiters Barry Callebaut aus der Schweiz ergab. Derzeit gibt es jedoch kaum Potenzial zur Steigerung, sondern die Lager werden leer geräumt, um die aktuelle Nachfrage zu bedienen.

Kakaobauern bekommen immer geringeren Anteil

Durch die hohe Nachfrage kam es bereits letztes Jahr zu einer fast 20-prozentigen Preissteigerung – von der die Kakaobauern in keiner ­Weise profitieren. Sie erhalten aktuell 6 Prozent des Verkaufspreises einer Tafel Schoko­lade; 1980 waren es noch 16 Prozent. Im ­selben Zeitraum stieg der Anteil der Kakao- und Schokoladenunternehmen am Verkaufspreis von 56 % auf 70 % und jener des Einzelhandels von 12 % auf 17 %.

Eine Milliarde Gewinn oder weniger als $ 1,25 pro Tag

Während Mondelez (vormals Kraft Foods), Produzent von Topmarken wie Milka, sich über fast eine Milliarde Euro Gewinn freut, hat der seit Jahren tobende Preiskampf dazu geführt, dass Millionen von Kakaobauern und ihre Familien unter der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar pro Tag leben müssen.

"Viele Jahrzehnte war es für Industriestaaten und multinationale Konzerne ganz einfach, Menschen aus dem Süden auszubeuten", kritisiert Gerhard Riess von der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, die ein Mitglied des europäischen Gewerkschaftsnetzwerkes ­cocoanet.eu ist.

Sinkende Erträge, Perspektivlosigkeit, Landflucht

"Heute sind die Kakaofelder von der intensiven Bewirtschaftung ausgepowert. Sinkende Erträge, Perspektivlosigkeit und Landflucht führen dazu, dass der steigende Bedarf der Industrie an Kakao­bohnen bald nicht mehr gedeckt werden kann." Auf die zu erwartenden Lieferengpässe reagiert die Industrie nun, indem sie millionenschwere Förderprogramme zur Steigerung der Produktivität der Kakao­plantagen ins Leben ruft.

Mehr Dünger statt nachhaltiger Produktionssteigerung

"Kurzfristige Produktionssteigerungen durch einen verstärkten Einsatz von Düngemitteln und andere Chemikalien gefährden die Gesundheit der Produzenten und sind eine Mogelpackung, weil sie im Gegensatz zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und ökologischem Kakaoanbau nicht nachhaltig sind – im Gegenteil", kritisiert Bernhard Zeilinger, ­Leiter der Südwind-Kampagne "Make Chocolate Fair!"


Kampagne für faire Schokolade 

 

Damit faire Schokolade in Zukunft zum Standard wird, wurde die europaweite Kampagne "Make Chocolate Fair!" ins Leben gerufen. Deren Forderungen können durch eine Petition auf at.makechocolatefair.org unterzeichnet werden.

Kinderarbeit an der Tagesordnung

Kinderarbeit an der Tagesordnung

Um überleben zu können, setzen viele Kakaobauern in Westafrika auch ihre Kinder bei der Arbeit ein: Wie eine Erhebung der US-amerikanischen Tulane Universität ergab, sind rund eine Million Kinder in Ghana und 820.000 Kinder in Côte d‘Ivoire (Elfenbeinküste) auf Kakaoplantagen im Einsatz.

Davon ein großer Prozentsatz unter Bedingungen, die laut internationalen Bestimmungen der ILO (International Labour Organisation) und der UN-Kinderrechtskonvention streng verboten sind.

Folge der Niedrigpreispolitik

"Der Einsatz von Kinderarbeitern ist eine nachweisbare Folge der Niedrigpreispolitik der multinationalen Schokoladen­industrie", meint Zeilinger. "Die Schokoladekonzerne sind daher auch direkt zur Verantwortung zu ziehen." Allein die Elfenbein­küste produziert 40 Prozent der weltweit verkauften Kakaobohnen; in Ländern wie Nigeria, Gabun oder dem Kongo ist Kinder­arbeit in der Kakaoproduktion ebenfalls an der Tagesordnung.

Den Familien entrissen, chemischen Spritzmitteln ausgesetzt

Viele Kinder werden von Menschenhändlern ihren Familien entrissen und gezwungen, unter menschenverachtenden Bedingungen zu arbeiten. Sie sind tagtäglich chemischen Spritzmitteln ausgesetzt, da industrielle Kakao-Monokulturen sehr anfällig für Schädlinge sind. Und nicht nur in der Kakaoproduktion sind Kinder im Einsatz: Laut UNICEF werden weltweit 158 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren zur Arbeit gezwungen.

Kampagne gegen Kinderarbeit

Produktionsbedingungen bleiben im Dunklen

Großkonzerne wie Nestlé oder Mondelez ­beziehen ihre Rohstoffe von der Elfenbein­küste. Auf den wenigsten Schokolade­produkten finden sich Angaben über die Produktionsbedingungen. "Aufgrund der Intransparenz entlang der Wertschöpfungskette können wir nicht ausschließen, dass Schokolade produzierende Unternehmen die Ausbeutung von Kindern bewusst in Kauf nehmen", kritisiert Bernhard Zeilinger.

Bereits 2001 haben die weltgrößten Schokoladeproduzenten auf massiven Druck der ­Zivilgesellschaft das Harkin-Engel Protokoll unterzeichnet und sich damit verpflichtet, Maßnahmen gegen Kinderarbeit auf den ­Kakaoplantagen zu setzen. Hintergrund war die Veröffentlichung einer Studie der UNICEF und des U.S. Department of State, die unzählige Fälle von versklavten Kindern aus Mali, Burkina Faso und Togo auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste und Ghana öffentlich machte.

Keine Anstrengungen seitens der Produzenten

"Trotz der Unterzeichnung des Abkommens wurden seitdem kaum Anstrengungen ­unternommen, der Kinderarbeit vorzubeugen", kritisiert Zeilinger. Die erste Frist im Jahre 2005 wurde nicht eingehalten, auf 2008 verschoben und dann erneut um drei Jahre verlängert. Kritiker weisen zudem darauf hin, dass auch in anderen Ländern wie Bra­silien und Indonesien Kinderarbeit beim ­Kakaoanbau an der Tagesordnung ist.

Faire Bezahlung verhindert Kinderarbeit

Die Weltkakaostiftung hat im Februar 2010 das Programm "Lebensgrundlage Kakao" ins Leben gerufen, um die Lebensverhältnisse von 75.000 ivorischen Kleinbauern bis 2014 zu verbessern. Finanziert wird es von der "Bill & Melinda Gates Stiftung" und 14 Unternehmen der Schokoladeindustrie. "Wichtiger wäre jedoch, dass die Unter­nehmen die Rückverfolgbarkeit ihrer Kakaobohnen gewährleisten", fordert Zeilinger. "Wenn Bauern fair bezahlt werden, sind sie nicht mehr gezwungen, ihre Kinder bei der Arbeit einzusetzen."

Petition für bessere Bedingungen

Nichtregierungsorganisationen aus 16 EU-Ländern, darunter auch Fairtrade Inter­national und Greenpeace, fordern jetzt in einer Petition Schokoladeunternehmen ­dazu auf, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Kakaoanbau ­umzusetzen. Dazu gehören faire Preise für Kakaobauern und -bäuerinnen, existenz­sichernde Löhne für Plantagenarbeiter; die bedingungslose Einhaltung des Verbots von ausbeuterischer Kinderarbeit; die Unterstützung einer ökologisch-nachhaltigen Landwirtschaft und eine unabhängige Kont­rolle der Zulieferkette.

Gütesiegel garantieren faire Arbeitsbedingungen

Gütesiegel garantieren faire Arbeitsbedingungen

All diese Voraussetzungen erfüllen Produkte, die das Fairtrade Gütesiegel tragen: Sie werden nach den internationalen Standards der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) hergestellt und gehandelt. Die Richtlinien verbieten unter anderem Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit. Für den Handel legt die FLO faire Mindestpreise fest, die die durchschnittlichen Produktionskosten decken. Zusätzlich nutzen die Pro­duzenten nachhaltige Anbaumethoden, über 75 Prozent der Fairtrade Produkte sind bereits bio. Für Bio-Anbau und Sozial­projekte bekommen die Unternehmen eine Prämie. Fairtrade setzt Standards für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in den Produktionsländern und fördert die wirtschaft­lichen Möglichkeiten der Unternehmer. Fairtrade-Schokolade besteht zu 100 Prozent aus zertifiziertem Kakao.

Im Gegensatz dazu müssen bei UTZ-zer­tifizierten Produkten nur 60 Prozent des Kakaos aus UTZ-zertifizierter Herkunft stammen, bis Ende 2014 sollen es 90 Prozent sein. Das Gütesiegel steht für nachhaltig pro­duzierten Kakao, faire Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Kinderarbeit. Es sieht jedoch keine Vorfinanzierung von Saatgut und keine Mindestabnahmepreise vor. Arbeiter werden im Umgang mit Pestiziden, Düngemitteln oder Sicherheitsstandards ­geschult.

Auch das Rainforest Alliance-Siegel ­garantiert keinen Mindestpreis für die Farmer, Prämien wie bei Fairtrade sind nicht vorge­sehen. Voraussetzung für die Zertifizierung ist jedoch das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit. Grundsätzlich müssen über 90 Prozent der Inhaltsbestandteile eines ­Produkts zertifiziert sein, um das Gütesiegel ohne Zusatz führen zu dürfen.

Schoko-Produkte: Kaum fünf Prozent unbedenklich

"Derzeit sind kaum fünf Prozent der Schokoladeprodukte im österreichischen Handel so zertifiziert, dass man Ausbeutung und soziale Missstände in der Produktion ausschließen kann," meint Bernhard Zeilinger. Um auf der sicheren Seite zu sein, empfiehlt es sich, Produkte mit einem dieser drei ­Gütesiegel zu kaufen, da nur diese eine ­Zertifizierung durch unabhängige Stellen ­gewährleisten.

Fairtrade-Siegel am ambitioniertesten

Im Februar 2011 stellten Fairtrade, die Rainforest Alliance und UTZ Certified in einer gemeinsamen Presseerklärung klar, dass sie trotz unterschiedlicher Standards insgesamt dasselbe Ziel verfolgen, nämlich die Erzeugung und Verarbeitung von Agrarprodukten weltweit zu verändern und nachhaltiger auszurichten. Das Fairtrade-Siegel gilt nichtsdestoweniger als das ambitionierteste.

Welche Schokolade kann man kaufen?

Der Online-Einkaufsratgeber marktcheck.at von Greenpeace hat an die 140 in Österreich erhältliche Schokoladeprodukte im Hinblick auf faire Arbeitsbedingungen und biologische Herstellung überprüft:

-Die beste Wahl sind Schokoladeprodukte mit Bio- und Fairtrade-Gütesiegel, sie sind im Greenpeace-Marktcheck grün gekennzeichnet: 20 Produkte tragen demnach beide Gütesiegel. Die größte Auswahl bieten hier Bio-Supermärkte, aber auch in den Weltläden und in konventionellen Supermärkten sind ­solche Produkte erhältlich. Neben der wohl bekanntesten Marke Zotter sind u.a. Schokoprodukte von EZA, Basic, Bonvita, Naturata oder Vital in den Regalen zu finden. Hofer und Spar bieten zudem auch Eigenmarken an.

Schokoladen mit Bio- und Fairtrade-Gütesiegel Bio- und Fairtrade-Gütesiegel
Auf der sicheren Seite bei Schokolade mit Fairtrade- und Bio-Gütesiegel

 

 - UTZ Certified und Rainforest Alliance: Von den großen Markenkonzernen gibt es nur eine sehr kleine Auswahl zertifizierter ­Pro­dukte: Balisto von Mars sowie Original Nea­politaner von Manner sind UTZ-zertifiziert, Suchard Finessa trägt ein Rainforest-Logo. Sie sind im Marktcheck gelb gekennzeichnet.

 - Die überwiegende Zahl von umsatzstarken Produkten trägt kein Gütesiegel – im Marktcheck rot gekennzeichnet. Durchwegs rote Produkte (zumindest in Österreich) bieten die Hersteller Nestlé, Ferrero, Ritter und Storck an.

Make Chocolate Fair!

Die europaweite Kampagne "Make Choco­late Fair!" will den Druck auf die Schoko­ladekonzerne erhöhen. Die Petition kann online unterschrieben werden: http://at.makechocolatefair.org.

 

Anteil am Verkaufspreis einer Tafel Schokolade

Anteil am Verkaufspreis einer Tafel Schokolade (Quelle: Südwind, Foto: Ruslan Gi / Shutterstock.com) 

Reaktionen

Wir haben die Österreich-Vertretungen der vier größten Hersteller um eine Stellungnahme gebeten.

Mars

Mars arbeitet gemeinsam mit Regierungen und Branchenpartnern mit Nachdruck an dauerhaften Lösungsansätzen für die komplexe Problematik Kinderarbeit [...] Ab 2020 soll der Kakao für unsere Schokoladenriegel ausschließlich aus nachhaltigem Anbau stammen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir mit Rainforest Alliance, UTZ Certified und Fairtrade International zusammen. Ende 2012 stammten mehr als 20 Prozent unseres Gesamtbedarfs aus zertifizierten Quellen. Damit sind wir bereits heute der weltgrößte Abnehmer von zertifiziertem Kakao. Im Rahmen unserer "Sustainable Cocoa Initiative" haben wir das Programm "Vision for Change" (V4C) an der Elfenbeinküste ins Leben gerufen, mit dem wir bis 2020 rund 150.000 Kleinbauern dabei unterstützen wollen, ihre Kakaoerträge signifikant zu steigern.

Mondelēz

Wir unterstützen zahlreiche internationale Partnerorganisationen, die sich für mehr Nachhaltigkeit und gegen Kinderarbeit im Kakaosektor einsetzen. Seit Ende Mai 2014 unterstützt Mondelēz International die "CocoaAction" mit dem Ziel, die Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen aufeinander abzustimmen um deren Wirkung zu verstärken. Mit "Cocoa Life" (www.cocoalife.org) haben wir im Oktober 2012 die bis dato umfassendste Kakao-Nachhaltigkeitsinitiative unseres Unternehmens ins Leben gerufen. In den kommenden zehn Jahren werden wir um die 400 Millionen US-Dollar investieren, um die Lebensumstände von mehr als 200.000 Kakaobauern und rund einer Million Menschen zu verbessern. Mit "Cocoa Life" versuchen wir die Herausforderungen an der Wurzel zu packen. Der Erfolg des Programms wird durch einen unabhängigen Beirat überprüft. Außerdem ist Mondelēz International weltweit einer der größten Einkäufer von Fairtrade und Rainforest Alliance zertifiziertem Kakao.

Nestlé

Nestlé ist als erstes Lebensmittelunternehmen eine Zusammenarbeit mit der Fair Labor Association (FLA) eingegangen. Dazu gehören Monitoring und Behebung der Probleme rund um das Thema Kinderarbeit, die Verbreitung unseres Lieferantenkodex und die Erweiterung des Nestlé Cocoa Plans: Aufbau transparenter Lieferketten, Schulung der Kakaoproduzenten, kostenlose Bereitstellung leistungsfähiger Pflanzen für höhere Erträge sowie Qualitätsprämien für die Partnerkooperativen. Wir investieren in Wasserversorgung, Sanitäranlagen und Schulen. Der Nestlé Kakao Plan wird bei den KitKat und Smarties Produkten umgesetzt, After Eight wird folgen.

Ferrero

Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 den gesamten Bedarf der Ferrero-Gruppe mit zertifiziert nachhaltigen Kakaobohnen zu decken. Derzeit beziehen wir bereits 30 Prozent der gesamten Menge aus zertifiziert nachhaltigen Quellen: Neben UTZ Certified und Rainforest Alliance arbeitet Ferrero auch mit Fairtrade zusammen. Bis 2016 will die Ferrero-Gruppe insgesamt 20.000 Tonnen Fairtrade-Kakao einkaufen. In Ghana arbeiten wir mit Source Trust zusammen, einer gemeinnützigen Organisation zur Förderung der Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit im Kakaoanbau. Ziel dieser Kooperation ist es, die Lebensbedingungen der Bauern zu verbessern und die Rückverfolgbarkeit des Kakaos sicherzustellen.

Was Kritiker dazu sagen

Kritiker merken an, dass die Konzerne vor allem daran interessiert sind, den Bauern zu helfen, ihre Erträge zu steigern, und nicht notwendigerweise daran, sie fairer zu behandeln. Oder es würden Initiativen unterstützt, die nur punktuell Hilfe leisten bzw. eine sehr langfristige Zielsetzung verfolgen, die den Bauern hier und heute wenig nützt.

Buchtipp: "Nachhaltig leben"

Durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zu einer "besseren" Welt zu leisten, ist der Wunsch vieler Verbraucher. Doch welche Möglichkeiten hat der Einzelne, dies im Alltag umzusetzen? Unser Buch gibt Tipps und Anregungen für all jene, die ganz individuell zu einem verantwortungsvollen Lebensstil finden wollen.

www.konsument.at/nachhaltig-leben

Aus dem Inhalt

  • Lebensmittel: fair und natürlich
  • Lifestyle: modisch, aber ökologisch
  • Mobilität, Tourismus, Freizeit
  • Nachhaltigkeit im Haushalt
  • Abfall vermeiden, Ressourcen schonen
  • Trend: gemeinsam nutzen statt besitzen

160 Seiten, 14,90 € + Versand

KONSUMENT-Buch: Nachhaltig leben (Bild:VKI)

Leserreaktionen

Rotes Tuch Rainforest

Mit Interesse habe ich den Artikel über Schokolade aus Kinderhand gelesen. Ich schreibe schon seit längerer Zeit immer wieder mal Protestschreiben an die großen Kakaoimporteure der Welt – aber wie man sieht, kommt nichts dabei heraus, zähe und ganz kleine Veränderungen und Lippenbekenntnisse. Ich habe eine TV-Doku gesehen, die der Frage nachging, wie gut „Fair Trade“-Produkte sind und was dahinter steckt. Ich war erschüttert: ein „Rainforest“ Programm auf einer Teeplantage – ein Ghetto, die Arbeiter dort gehen wie ferngesteuert herum, wagten nicht, Interviews zu geben und durften von ihrem sauer verdienten Geld im Shop einkaufen, in dem der Arbeitgeber hauptsächlich seine eigenen Produkte wieder an den Mann brachte – ungesunde Produkte, Süßes und Junk Food, das gar nicht in den Kulturkreis dieser Menschen passt. Man sah in dieser Doku eigentlich nur deprimierte, niedergeschlagene Menschen. Das kanns ja wohl auch nicht sein. Also „Rainforest“ ist für mich ein rotes Tuch und keineswegs beruhigend.

Ich weiß nicht – vielleicht bin ich naiv – aber für mein einfaches Hirn wäre die beste und schnellste Hilfe, wenn man den Kakaobauern den dreifachen Preis für die Kakaobohnen zahlen würde. Damit wären sämtliche „Hilfsprogramme“ überflüssig und wie man sieht, machen diese „Hilfsprogramme“ die Bauern wieder nur zu „Empfängern“ – statt sie für ihre Arbeit ordentlich zu entlohnen, was ihre Würde wiederherstellen würde. Aber ich weiß nicht, wie das umzusetzen wäre.

Die Bauern müßten EIGENES Land haben, das ist die einzige Lösung, die ich sehe. Das scheitert wieder – nehme ich an – an den korrupten Regierungen, die sich von den Multis kaufen lassen und die eigenen Landsleute chancenlos zurücklassen.

Tamara Mayr
E-Mail
(aus KONSUMENT 11/2014)

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