Die Berufsreifeprüfung (BRP) gibt es seit 1997. Sie berechtigt zum
allgemeinen Hochschulstudium. Voraussetzung sind eine Lehrabschlussprüfung
oder eine dreijährige berufsbildende Schule. Sie umfasst vier Teilprüfungen:
Deutsch, Mathematik, eine lebende Fremdsprache und ein frei wählbarer
Fachbereich. Mindestens eines dieser Examen muss an einer öffentlichen Schule
abgelegt werden.
Legen Sie eine Prüfung als Externist vor einer schulischen
Prüfungskommission ab, müssen alle Prüfungen an der gleichen öffentlichen
Lehranstalt abgelegt werden. Die Fachbereichsprüfung setzt jedoch vor allem
praktisch erlernte Fachkenntnisse voraus. Deswegen sollte der Prüfling immer
eine Schule wählen, die seinem fachlichen Wissen und Neigungen entspricht. Und
genau hier beginnen die Schwierigkeiten.
Heidemarie Nalis von der Bundeslehranstalt für Kindergartenpädagogik in Wien
kann davon ein Lied singen: „Die Kandidaten wissen oft gar nicht, dass sie hier
auch die Fachprüfung in Pädagogik ablegen müssen. Da kommen Köche oder
Schneider, die damit nichts am Hut haben. Die Maturaschule Roland schickt sie zu
uns, mit dem Argument, ,weil es dort am leichtesten ist’, aber in Wahrheit geht
es nur um den finanziellen Aufwand.“
Roland sei nur auf eine einzige Schule ausgerichtet, um seine Kosten so
gering wie möglich zu halten. „Die Telefone liefen wochenlang heiß, weil die
Leute sich beschwerten, dass sie in Pädagogik antreten mussten. Viele waren
mangelhaft vorbereitet. Die kamen alle vom Roland.“
Dieser sieht das Ganze völlig anders: „Die Leute machen die
Berufsreifeprüfung, weil sie aus ihrem alten Beruf wegwollen, und nicht, um ihr
Wissen zu vertiefen. Außerdem bieten wir genug Alternativen an.“ Die
Maturaschule Humboldt bietet bei der Berufsreifeprüfung nur den Lehrplan der
Handelsakademie an. Ein Schüler aus dem sozialen oder künstle- rischen Bereich
wird daher Schwierigkeiten haben.
Die Maturaschule Humboldt bietet bei der Berufsreifeprüfung nur den
Lehrplan der Handelsakademie an. Ein Schüler aus dem sozialen oder
künstlerischen Bereich wird daher Schwierigkeiten haben.
Zwar könnte er als Alternative zum bfi, Wifi oder zu den Volkshochschulen
gehen, wenn sie den gewünschten Fachbereich überhaupt anbieten. Die Sache hat
jedoch einen Haken, wie Dr. Ernestine Kolar, zuständig für die
Berufsreifeprüfung beim bfi Wien, erklärt: „Ich lasse nur Leute zur
Fachbereichsprüfung antreten, die bereits eine Vorbildung in diesem Fach
aufweisen können.“
Entscheidend ist, ob Sie als Externist an einer öffentlichen Schule oder als
Schüler an einer Erwachsenenbildungsinstitution – zum Beispiel bfi, Wifi oder
Volkshochschulen – Kurse besuchen.
Das Gesetz erlaubt es nicht, öffentliche Lehranstalten miteinander zu
mischen. Das heißt, sind Sie als Externist an einer HAK angemeldet, müssen Sie
alle vier Prüfungen inklusive Fachbereich dort ablegen.
Bei Erwachsenenbildungsinstituten liegt der Fall anders. Nur ein
Examen muss an einer öffentlichen Schule bestanden werden.
Haben Sie bereits die Meisterprüfung, den Abschluss einer Werkmeisterschule
oder eine dreijährige Ausbildung an einer Fachakademie des öffentlichen Rechts
erfolgreich abgeschlossen, entfällt die Fachbereichsprüfung.