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Maturaschulen - Reif für die Prüfung

Maturaschulen machen Schulabbrechern und Bildungshungrigen oft Hoffnungen, die nicht zu erfüllen sind. Aber es gibt sinnvolle Alternativen.

Matura und Studium sind heute die Voraussetzung für den beruflichen Aufstieg und damit ein pralles Lohnsackerl. Die Sehnsucht nach einer akademischen Karriere ist ein umkämpfter Markt, auf dem sich neben seriösen Instituten auch windige Geschäftemacher tummeln.

Der öffentliche Weg

Eine günstige Möglichkeit führt über die öffentlichen Abendgymnasien, der Beitrag pro Semester beträgt 600 bis 700 Schilling. Sie sind jedoch oft überfüllt. Wegen der fixen Kurszeiten lassen sie sich meist nur schwer mit Beruf und Familie vereinbaren.

Das Bundesschulzentrum Ungargasse, Wien 3, bemüht sich um psychisch oder physisch behinderte jugendliche Schulabbrecher. Der Lehranstalt ist ein Internat mit Pflegefachkräften angeschlossen. Dieser Service ist jedoch nicht ganz billig und kostet 9300 Schilling pro Monat.

Der größte Teil derjenigen, die als Erwachsene im zweiten Bildungsweg die Matura anstreben, tut dies auf Externistenbasis: Dabei lernt der Prüfling eigenverantwortlich und wird von der Schulbehörde der entsprechenden Prüfungsschule zugeordnet.

Als Externist zur Matura

Der Vorteil ist, dass der Schüler sich die Zeit selber einteilen kann, und so auf familiäre, berufliche oder gesundheitliche Einschränkungen reagieren kann. Von Nachteil ist die absolute Selbstbestimmtheit beim Lernen. Konsequenz und Disziplin sind nötig. Doch die können viele Menschen nicht aufbringen. Sie brauchen Lernbetreuung und damit beginnt „der Tanz um das Goldene Kalb“.

Die Angebotsvielfalt ist groß, neben sogenannten Maturaschulen und unzähligen Nachhilfeinstituten bieten Volkshochschulen sowie die Berufsförderungsinstitute (bfi) oder die Wirtschaftsförderungsinstitute (Wifi) der jeweiligen Bundesländer verschiedene Formen der Matura an. Eine andere Alternative sind Fernstudienlehrgänge. Die Kursgebühren bewegen sich zwischen 30.000 und 50.000 Schilling jährlich.

Maturaschulen sind keine Schulen

Der Name ist irreführend, denn Maturaschulen dürfen im Gegensatz zu öffentlichen Schulen keine Prüfungen abnehmen, die zur Matura führen. Jeder, der einen Gewerbeschein hat, kann im Prinzip eine solche Lehranstalt eröffnen.

Bei Frau Mag. Margot Stöger vom Stadtschulrat für Wien landen dann die Beschwerden. Doch dafür ist die Schulbehörde nicht zuständig. Ihr sind die Hände gebunden. „Die Leute sind verzweifelt und erwarten, dass wir sie aus Jahresverträgen herauslösen. Viele beschweren sich auch über die Skripten und vor allem über mangelnde pädagogische Betreuung. Es werden leider oft unrealistische Hoffnungen geweckt.“

Standardmatura

Dass individuelle Begabungen der Schüler übersehen werden, weil sie nicht in das wirtschaftliche Konzept der Schule passen, wird aus der Praxis deutlich. „Es wird eine Standardmatura angeboten, mit einer beschränkten Auswahl an Sprachen, Matura- und Wahlfächern. Über die Vielfalt an Möglichkeiten informieren die Maturaschulbesitzer nicht. Die Schüler wollen die Fächer später wechseln, was jedoch mit einem großen administrativen und zeitlichen Aufwand verbunden ist“, erzählt Mag. Stöger.

Ins gleiche Horn stößt auch Mag. Dr. Heidemarie Nalis, Direktorin der Bundeslehranstalt für Kindergartenpädagogik: „Bei der Maturaschule Roland werden alle in einem Jahr durchgeschleust. Von 30, die bei uns antreten, fliegen zehn in Deutsch durch, normalerweise sind es 3 von 90. Die Leute haben viel gezahlt, wollen antreten, fallen durch, und so geht das jahrelang.“

Dr. Peter-Klaus Roland fühlt sich völlig zu Unrecht angegriffen. „Der Stoff von vier Jahren wird in drei Monaten erfolgreich an unsere Maturanten vermittelt. Ich suche verzweifelt einen Schüler, der keinen Erfolg hat. Wir beginnen bei Null und versuchen jeden Schüler ausreichend zu betreuen. Es gibt auch einen Vertrauenslehrer, der sich im Bedarfsfall persönlich um den Schüler kümmert.“

Die Kurskosten von knapp 36.000 Schilling jährlich sieht Roland daher als völlig gerechtfertigt an.

"Schulstageln"

Ein anderes Problem ist das „Schulstageln“ von Minderjährigen. Anders als bei öffentlichen Schulen müssen Maturaschulen das Fernbleiben vom Unterricht nicht melden: „Es gibt Beschwerden von Eltern, dass sie monatelang für die Abwesenheit ihres Kindes bezahlt haben“, weiß Frau Mag. Stöger. Dr. Roland bestreitet auch das: „Ist ein Schüler länger als drei Tage abwesend, schreiben wir sofort und schauen zu Hause bei ihm vorbei.“

Lange Bindung kommt teuer

Im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit drücken sich die meisten Schulen nur sehr vage aus. Beispielsweise werden ein Gratissemester oder eine vorübergehende Stundung der Kursgebühr angeboten. Aber sie locken mit satten Preisnachlässen, wenn der Konsument für ein Jahr im Voraus bezahlt. Seriös ist das nicht. Wer weiß, ob Maturawillige so lange durchhalten? Was, wenn Familie oder Beruf den Besuch unmöglich machen? Das Geld ist jedenfalls weg. Von nahezu allen Maturaschule wird ein Baukastensystem angeboten. Dabei können Sie einzelne Gegenstände separat buchen. Dadurch vermeiden Sie eine lange Bindung und brauchen sich nur auf ein Fach zu konzentrieren. Allerdings verlängert sich auch die Studienzeit.

Fernstudium: Ziel in den Sternen

Das HFL (Humboldt Fernlehrinstitut) empfiehlt das Fernstudium als „stressfrei“ und „sparsam“: Sie selbst bestimmen, wann, wo und wie viel Sie lernen.“ Klingt phantastisch, und in die Welt der Märchen gehört es wohl auch. Die Erfolgschancen sind gering. Selbst Dr. Roland gibt zu, dass im Vergleich zur normalen Matura, „die Aussicht, durchzukommen, sehr viel schlechter ist“. Die Preise sind dafür umso gepfefferter: Für 45 Monate zur Erreichung der AHS-Matura mit Latein sind stolze 55.800 Schilling auf den Tisch zu legen.

Eine realistische Erfolgsquote konnte man bei HFL nicht nennen, weil „wir keinerlei Rückmeldung bekommen“.

Alternativen zur Maturaschule

Nachhilfeinstitute gibt es in größeren Städten. Ihre eigentliche Zielgruppe sind Schüler öffentlicher Schulen. Aber auch für viele Menschen auf dem zweiten Bildungsweg sind sie sinnvoll. Der Vorteil: Man bindet sich nur kurz und zahlt, was man auch tatsächlich braucht: Ein „Zehnerblock“ kostet um die 3000 Schilling. Unterricht gibt es auch abends oder am Wochenende, einzeln oder in Kleingruppen, oft auch durch geprüfte Lehrer mit Unterrichtspraxis. Eine Liste aller Wiener Nachhilfeinstitute liegt beim Stadtschulrat auf.

Volkshochschulen bieten Vorbereitungslehrgänge – je nach Bundesland – für Berufsreife- und/oder Studienberechtigungsprüfung sowie B- und/oder AHS-Matura an, welche sich über vier Semester erstrecken. Die Kursgebühren pro Fach und Semester weisen ganz erhebliche Preisschwankungen auf. Sie liegen zwischen 1500 und 9000 Schilling. Unterrichtet wird durch ausgebildete Lehrkräfte in den Vormittags- oder Abendstunden.

Berufsförderungsinstitute haben Berufsreife- und Studienberechtigungsprüfung (siehe dazu: "Studieren ohne Matura") im Programm. Der Unterricht findet überwiegend am Abend statt, die Gesamtkursgebühr exklusive Prüfungsgebühr liegt zwischen 23.000 und 35.000 Schilling. Die Dauer beträgt drei bis fünf Semester.

Wirtschaftsförderungsinstitute bieten nur die Berufsreifeprüfung an. Der Kursaufbau ist ähnlich wie beim bfi und den Volkshochschulen. Die Preise haben es allerdings in sich. Sie liegen im Durchschnitt bei 42.000 Schilling für die Gesamtkursdauer. Auf dem Weg zur Matura ist es entscheidend, die Ziele und Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Holen Sie fachlichen Rat – beim jeweiligen Landesschulrat oder bei der Bildungsberatung der Arbeiterkammern – ein. Führen Sie sich klar vor Augen, welche Schwierigkeiten Sie erwarten könnten, besonders in Beruf und Familie. Lassen Sie auch Extremsituationen wie Arbeitslosigkeit und Krankheit nicht außer Acht.

Realistische Ziele setzen

Liegt Ihnen eher das Lernen in der Gruppe und brauchen Sie Druck, können Sie sich auch für eine Maturaschule entscheiden. Aber lassen Sie sich nicht von realitätsfernen Wunschträumen blenden, sonst wird aus dem hoffnungsvollen Start eine endlose Sackgasse. Und jenen Eltern, die ihren Sprössling trotz allen Abratens unbedingt durch die Reifeprüfung bringen wollen, sei eines ins Stammbuch geschrieben: Vielleicht hängen Karriere und Einkommen, sicher aber nicht Lebensglück und Zufriedenheit davon ab, ob man die Matura hat.

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Die Berufsreifeprüfung (BRP) gibt es seit 1997. Sie berechtigt zum allgemeinen Hochschulstudium. Voraussetzung sind eine Lehrabschlussprüfung oder eine dreijährige berufsbildende Schule. Sie umfasst vier Teilprüfungen: Deutsch, Mathematik, eine lebende Fremdsprache und ein frei wählbarer Fachbereich. Mindestens eines dieser Examen muss an einer öffentlichen Schule abgelegt werden.

Legen Sie eine Prüfung als Externist vor einer schulischen Prüfungskommission ab, müssen alle Prüfungen an der gleichen öffentlichen Lehranstalt abgelegt werden. Die Fachbereichsprüfung setzt jedoch vor allem praktisch erlernte Fachkenntnisse voraus. Deswegen sollte der Prüfling immer eine Schule wählen, die seinem fachlichen Wissen und Neigungen entspricht. Und genau hier beginnen die Schwierigkeiten.

Heidemarie Nalis von der Bundeslehranstalt für Kindergartenpädagogik in Wien kann davon ein Lied singen: „Die Kandidaten wissen oft gar nicht, dass sie hier auch die Fachprüfung in Pädagogik ablegen müssen. Da kommen Köche oder Schneider, die damit nichts am Hut haben. Die Maturaschule Roland schickt sie zu uns, mit dem Argument, ,weil es dort am leichtesten ist’, aber in Wahrheit geht es nur um den finanziellen Aufwand.“

Roland sei nur auf eine einzige Schule ausgerichtet, um seine Kosten so gering wie möglich zu halten. „Die Telefone liefen wochenlang heiß, weil die Leute sich beschwerten, dass sie in Pädagogik antreten mussten. Viele waren mangelhaft vorbereitet. Die kamen alle vom Roland.“

Dieser sieht das Ganze völlig anders: „Die Leute machen die Berufsreifeprüfung, weil sie aus ihrem alten Beruf wegwollen, und nicht, um ihr Wissen zu vertiefen. Außerdem bieten wir genug Alternativen an.“ Die Maturaschule Humboldt bietet bei der Berufsreifeprüfung nur den Lehrplan der Handelsakademie an. Ein Schüler aus dem sozialen oder künstle- rischen Bereich wird daher Schwierigkeiten haben.

Die Maturaschule Humboldt bietet bei der Berufsreifeprüfung nur den Lehrplan der Handelsakademie an. Ein Schüler aus dem sozialen oder künstlerischen Bereich wird daher Schwierigkeiten haben.

Zwar könnte er als Alternative zum bfi, Wifi oder zu den Volkshochschulen gehen, wenn sie den gewünschten Fachbereich überhaupt anbieten. Die Sache hat jedoch einen Haken, wie Dr. Ernestine Kolar, zuständig für die Berufsreifeprüfung beim bfi Wien, erklärt: „Ich lasse nur Leute zur Fachbereichsprüfung antreten, die bereits eine Vorbildung in diesem Fach aufweisen können.“

Entscheidend ist, ob Sie als Externist an einer öffentlichen Schule oder als Schüler an einer Erwachsenenbildungsinstitution – zum Beispiel bfi, Wifi oder Volkshochschulen – Kurse besuchen.

Das Gesetz erlaubt es nicht, öffentliche Lehranstalten miteinander zu mischen. Das heißt, sind Sie als Externist an einer HAK angemeldet, müssen Sie alle vier Prüfungen inklusive Fachbereich dort ablegen.

Bei Erwachsenenbildungsinstituten liegt der Fall anders. Nur ein Examen muss an einer öffentlichen Schule bestanden werden.

Haben Sie bereits die Meisterprüfung, den Abschluss einer Werkmeisterschule oder eine dreijährige Ausbildung an einer Fachakademie des öffentlichen Rechts erfolgreich abgeschlossen, entfällt die Fachbereichsprüfung.

Studienberechtigungsprüfung

Im Gegensatz zur allgemeinen Hochschulreife kann damit nur jeweils eine Fachrichtung, zum Beispiel Jus, studiert werden. Der Vorteil für den Schüler liegt darin, dass er nur die Fächer lernen muss, die für die von ihm gewünschte Studienrichtung Voraussetzung sind. Die Studienberechtigung erlangt man durch fünf Einzelprüfungen, für die es vom Gesetz her keine vorgeschriebene Reihenfolge oder Fristen gibt. Abgelegt werden sie an Universitäten und Hochschulen.

Persönliche Situation klären. Wie schaut es mit Beruf, Familie und finanziellen Kapazitäten aus?

Lerntyp einschätzen. Brauchen Sie den Druck der Gruppe oder kommen Sie auch alleine zurecht?

Öffentlich günstig. Öffentliche Abendgymnasien. Aber: wenig flexible Kurszeiten und große Schülergruppen.

Baukastensystem. Nur ein Fach auf einmal in Maturaschule buchen, dadurch sind Sie kurzfristiger gebunden.

Fachliche Qualifikation. Erkundigen Sie sich nach Ausbildung des Lehrpersonals.

Heikle Berufsreifeprüfung. Der in der Maturaschule angebotene Fachbereich muss Ihren Interessen und Ihrer Vorbildung entsprechen.

Nachhilfeinstitute als Alternative. Sie können als alleinige Unterstützung dienen, wenn Ihre Schulzeit noch nicht zu lange her ist oder Sie geistiges Arbeiten gewohnt sind.

Fernstudienlehrgänge ungünstig. Sie erfordern meist Nachhilfe, dadurch steigen die Kosten enorm. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist sehr gering.

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