Forsche Vertreterin
„Sie wollen doch sicher billiger telefonieren!“ Die forsche junge Dame, die da bei Frau Rainer geläutet hatte, kam gleich zur Sache. Nun ja, wer will denn in Zeiten wie diesen nicht sparen? So schlug die Wiener Pensionistin die Wohnungstür nicht sofort wieder zu. Was vielleicht ein Fehler war.
Zu Vertrag überredetFestnetz abmelden! Mit einem Wortschwall erklärte die Vertreterin die Vorteile des Tele2-Angebotes. Statt des Festnetz-Apparats – „Davon haben Sie ja nichts, wenn Sie nicht daheim sind“ – solle Frau Rainer aufs Handy umsteigen. Da fiele die Grundgebühr der Telekom weg. Auf den schüchternen Einwand „Aber ich mit meinen 74 Jahren kenne mich nicht mit dem Handy aus“ folgte die Versicherung: „Da komme ich selbst wieder zu Ihnen und erkläre Ihnen alles!“ Also ließ Frau Rainer sich breitschlagen und unterschrieb den Vertrag mit Tele2. Der Festnetzvertrag mit der Telekom Austria wurde gekündigt.
Im Stich gelassen
Doch kaum war der vertraute Apparat abmontiert, begannen die Scherereien. Frau Rainer kam mit dem Handy und seinen winzigen Knöpfen einfach nicht zurecht. Es läutete und sie suchte hektisch den Knopf am Handy, um das Gespräch anzunehmen. Oder Worte erschienen am Display, die sie nicht lesen konnte, und sie musste erst mühsam die Brille aufsetzen. Natürlich ließ sich die Vertreterin, die versprochen hatte, dass sie ihr das Handy erklären werde, nie mehr blicken. Und als die erste Rechnung über 90 Euro kam, fiel Frau Rainer aus allen Wolken. „Gott, war ich dumm!“, dachte sie entnervt und beschloss: Das alte Telefon muss wieder her!
Firmen zeigten Kulanz
Unsere Beraterin sah, dass hier dringend geholfen werden musste. Sie formulierte einen Einspruch gegen die unverständlich hohe Telefonrechnung – schließlich hatte Frau Rainer das Gerät ja nicht bedienen können. Und sie richtete ein Schreiben an Tele2, in dem sie um Auflösung des Vertrages ersuchte. Auch bei der Telekom Austria setzte sie sich für die betagte Dame ein, damit Frau Rainer wieder die gewohnte Festnetznummer bekäme. Erfreulicherweise klappte alles. Tele2 übernahm sogar die Kosten für die neuerliche Anmeldung des Festnetzanschlusses. Besser würde es uns aber gefallen, würde man alten Menschen erst gar nicht Handys aufschwatzen, mit denen sie überfordert sind.
Namen betroffener Konsumenten wurden von der Redaktion geändert.