Wer sich dafür interessiert, woher ein angebotener Grabstein stammt und auf welche Weise er produziert wurde, muss damit rechnen, enttäuscht zu werden. Bei Importware sind umfassende Informationen zu Herkunft und Erzeugung oft nicht zu erhalten.
Zu Grabsteinimporten gibt es hierzulande insgesamt keine exakten Daten. Grabsteine werden in erster Linie aus Granit gefertigt. Von der Statistik Österreich wird eingeführter Granit aktuell in zwei Gruppen („roh, grob behauen“; „zerteilt, in Platten usw.“) erfasst. Wie viel davon auf Grabsteine entfällt, lässt sich nicht herausfiltern.
25 bis 33 Prozent Importware
Schätzungen zufolge ist der Anteil an Importware aber hoch: Der Bundesinnungsmeister der Steinmetze, Kommerzialrat Rudolf Wunsch, schätzt, dass rund 25 bis 33 Prozent der in Österreich angebotenen Grabsteine Importware sind und davon wiederum rund 80 Prozent aus Indien stammen. Außerdem nehmen Importe aus China zu. Indien liefert in erster Linie fertig behauene Grabsteine nach Österreich. Nach Italien beispielsweise, wo etliche Fertigungswerke ihren Standort haben, werden dagegen eher Rohblöcke und geschnittene Platten geliefert. Im Endpreis sind Grabsteine aus Indien rund ein Viertel bis ein Drittel billiger als bei uns erzeugte.
Verboten, trotzdem Realität
Indien ist weltweit eines der bedeutendsten Exportländer für Natursteine wie Granit, Sandstein oder Marmor. Es gibt in zahlreichen indischen Bundesstaaten Steinbrüche, viele davon sind obendrein klein. All das erschwert die umfassende, flächendeckende Kontrolle, ob soziale Standards sowie Sicherheits- und Umweltbestimmungen eingehalten werden. Kinderarbeit ist in Indien ebenso verboten wie etwa Schuldknechtschaft. Dennoch kann man glaubwürdigen Berichten zufolge in Steinbrüchen oft beides finden. Den Preis für die bei uns billigen Grabsteine (aber auch für Pflastersteine, Küchen- und Bodenplatten, Fensterbänke etc.) zahlen diejenigen Menschen, die unter katastrophalen Bedingungen daran arbeiten – Kinder wie Erwachsene.
Berichte diverser Organisationen (z.B. Südwind, Hilfswerk Misereor), Magazin-, Radio- und Fernsehbeiträge zeigen: Neben Arbeitern aus der näheren Umgebung der Steinbrüche sind es oft auch Wanderarbeiter, die weit entfernt von ihren Heimatdörfern Steine abbauen. Wo sie Arbeit finden, stellen sie mit ihren Familien ihre Hütten und Zelte auf. Teilweise direkt im Steinbruch, ohne sauberes Trinkwasser, unter schlechten sanitären Bedingungen. Viele sind Taglöhner.