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Gold: Ethik-Report - Nicht alles, was Gold ist, glänzt

Gold gilt als edel und ist derzeit als Geldanlage sehr gefragt. Doch sein Abbau ist ein schmutziges Geschäft.

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Als Tauf- oder Hochzeitsgeschenk wird Gold seit Langem geschätzt, als Wertanlage ist es nach einer Periode mäßiger Bedeutung erneut heiß begehrt. Sein Ruf, eine sichere Anlage zu sein, hat die Nachfrage nach Gold in den letzten Jahren stark steigen lassen, den Preis in die Höhe getrieben. Schätzungen zufolge sind weltweit bislang rund 160.000 Tonnen Gold abgebaut worden. Der Löwenanteil des Edelmetalls ist zu Schmuck und Kunstgegenständen verarbeitet. Zuletzt wurden jährlich 2.500 bis 2.600 Tonnen Gold gefördert, 2011 waren es über 2.700 Tonnen. Das ist mehr als jemals zuvor.

Kaum Nutzen für Bevölkerung

Einfach zu erschließende Goldadern sind in der Regel lange schon ausgebeutet. Doch der rasante Preisanstieg hat bereits als unrentabel eingestufte Lagerstätten für Investoren neuerlich interessant gemacht. Der ortsansässigen Bevölkerung bringt der Abbau in großem Stil allerdings kaum Nutzen. Fachleute und Umweltaktivisten wissen: Goldabbau ist ein schmutziges Geschäft.

Über Jahrzehnte war Südafrika weltweit das bedeutendste Förderland. Das ist jetzt anders: Seit 2009 hat China die Spitzenposition unter den Fördernationen inne. Südafrika findet sich nach Australien, den USA und Russland auf Rang fünf. Peru, Indonesien und Ghana folgen.

Im Stollen schuften

Der Goldabbau erfolgt in erster Linie durch große Minengesellschaften. Liegen Goldadern tief unter der Erdoberfläche (wie etwa in Südafrika), werden kilometerweit Schächte in den Berg getrieben. Reportagen zeigen, unter welchen Bedingungen der Goldabbau erfolgt: Bis die Arbeiter vom Schachteinstieg an die Stellen gelangen, an denen das Gold abgebaut wird, sind sie mitunter über eine Stunde mit Aufzug und Grubenbahn unterwegs. Die Stollen sind eng, es ist heiß und stickig.

Erkrankungen und tödliche Unfälle

Das Gold ist in kleinsten Partikeln und in Mengen von wenigen Gramm pro Tonne im Gestein eingeschlossen. Es werden Löcher für die Sprengsätze in das Gestein gebohrt, das Gestein wird gesprengt, das Erz an die Erdoberfläche befördert. Die Arbeit in der Mine ist staubig,laut, hart und gefährlich. Viele Minenarbeiter erkranken an Silikose (Staublunge) und Tuberkulose, es kommt auch immer wieder zu tödlichen Unfällen. Entschädigungszahlungen sind oft nur mickrig.

Relativ nahe unter der Erdoberfläche liegende goldhaltige Schichten werden im Tagebau gefördert, der heute am häufigsten angewandten Methode. Zunächst werden die Erd- und Gesteinsschichten abgetragen, die kein Gold enthalten, dann kommen die goldhaltigen. Tagebauminen werden bis in etliche Hundert Meter Tiefe in das Erdreich gegraben und breiten sich über enorme Flächen aus. Die größten sind sogar vom All aus zu sehen.

20 Tonnen für einen Ring

20 Tonnen für einen Ring

Gold fand und findet sich auch in besiedelten Gebieten. Um es abbauen zu können, wird die Bevölkerung umgesiedelt. Die Höhe der Entschädigungs­zahlungen (sofern überhaupt welche geleistet wurden) war oft schon strittig. Organisationen wie Südwind oder Die Verbraucher Initiative in Deutschland berichten in diesem Zusammenhang von Vertreibungen, Zwangsräumungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Militärangehörigen und privaten Sicherheitsdiensten auf der einen, der Landbevölkerung auf der anderen Seite. Wo früher Dörfer und landwirtschaftlich genutzte Flächen waren, bleiben schlussendlich Kraterlandschaften und Abraumhalden zurück.

Beim Abbau von Gold werden enorme Gesteinsmengen abgetragen und zermahlen – für die Produktion eines Ringes um die 20 Tonnen! Das darin enthaltene Gold wird mit hochgiftiger Zyanidlauge herausgelöst, der übrig bleibende zyanidhaltige Schlamm in Rückhaltebecken gelagert. Bricht der Damm eines Rückhaltebeckens oder läuft es über, hat das katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt. Es hat schon etliche solche Unfälle gegeben. So etwa in Rumänien im Jahr 2000, wo infolge eines Dammbruchs Zigtausende Tonnen Zyanid in Flüsse gelangten und dort nahezu jegliches Leben vernichteten.

Hochgiftige Substanzen

Abgetragenes und auf Halden deponiertes Gestein verursacht ebenfalls erhebliche Probleme: Metalle wie Arsen, Quecksilber, Blei oder andere Gifte werden ausgewaschen. Die Brühe gelangt ebenso in die Umwelt wie saures, schwermetallhaltiges Grubenwasser aus stillgelegten Minen. Minengesellschaften kommen und gehen. Die zerstörte, kontaminierte Umwelt bleibt. Bis zu 25 Prozent der globalen Goldmenge werden Schätzungen zufolge von Kleinschürfern gefördert. Auch sie arbeiten Großteils mit hochgiftigen Substanzen.

Schädliches Quecksilber

Um Gold aus Schlamm und Geröll zu extrahieren, setzen viele Quecksilber ein: Das Gold verbindet sich damit zu flüssigem, leicht zu separierendem Amalgam. Beim anschließenden Erhitzen des Amalgams verdampft das Quecksilber, Rohgold bleibt zurück. Mit dem die Nieren und das zentrale Nervensystem schädigenden Quecksilber wird oft ungeschützt hantiert, zudem gelangen bei diesen Prozessen große Mengen davon in die Umwelt und verseuchen sie dauerhaft.

Illegaler Goldabbau

Viele Kleinschürfer arbeiten obendrein ohne behördliche Genehmigung. Illegal betriebene Kleinminen werden meistens in abgelegenen Regionen errichtet, die Arbeitsbedingungen sind miserabel, die Löhne minimal. Illegaler Goldabbau zieht zudem kriminelle Organisationen an. Teils kassieren sie von den Betreibern Schutzgelder, teils betreiben sie die Minen selbst. In vielen Minen schuften Kinder, auch Zwangsarbeit kommt vor. Das auf diese Weise geförderte Gold wird über Mittelsmänner an Händler verkauft, die es reinigen und einschmelzen.

Ist das Gold letztendlich zu Barren verarbeitet auf dem internationalen Markt gelandet, weiß niemand mehr, woher es stammt und unter welchen Bedingungen es gewonnen wurde.

Kind in Burkina Faso  
Schätzungsweise 200.000 Kinder in Burkina Faso
müssen in Goldminen arbeiten und können meist
keine Schule besuchen. UNICEF bietet Familien Start-
hilfe, um den Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.

"Grünes" Gold mit fairen Mitteln

Verantwortungsvoller Abbau

Gold verliert schnell seinen edlen Glanz, wenn man einen genaueren Blick auf die Förderung geworfen hat. Doch es gibt auch Initiativen, die sich um einen sauberen und fairen Goldabbau bemühen. Die „No Dirty Gold“-Kampagne (Trägerorganisationen sind US-amerikanische Umweltschutz- und Menschenrechtsgruppen) ist eine davon. „No Dirty Gold“ setzt sich für einen verantwortungsvollen Goldabbau durch die großen Konzerne ein.

Für Gold gibt es bislang keine verpflichtende Herkunftszertifizierung. Der Weg von der Mine zum Barren ist in der Regel nicht nachvollziehbar. Auch die österreichische Außenhandelsstatistik ist in dieser Hinsicht nur wenig aufschlussreich. Das Gold gelangt jedenfalls großteils über die Schweiz zu uns. Schmuck wird zudem unter anderem aus Deutschland und Italien importiert, zu hohen Anteilen auch aus China, Thailand und Indien.

"Grünes" Gold mit traditionellen Methoden

Einzelhändler und namhafte Juweliere wie Tiffany oder Cartier haben sich dieser Kampagne angeschlossen. Andere Initiativen kooperieren mit Kleinschürfern. Die älteste Form der Goldgewinnung ist das Auswaschen von Gold aus Flüssen und Geröllhalden ohne Chemikalien. Goldhaltige Erde, Sand oder zerkleinertes Gestein werden mit Wasser vermischt und so lange bewegt, bis sich die schwereren Goldbestandteile von dem Gemenge trennen.

Zum Goldwaschen dienen Tücher, Waschschüsseln oder Waschrinnen. Die Ausbeute beim Goldwaschen ist in der Regel gering. Es gibt aber auch heute noch Goldwäscher, die traditionelle Methoden anwenden, somit „grünes“ Gold fördern und es mittlerweile mit Unterstützung diverser Organisationen auch als solches vermarkten. In Westkolumbien beispielsweise trennen traditionell arbeitende Goldwäscher das Gold durch eine Pflanzenmischung vom Schlamm. Dieses Gold wird über die Kooperative „Oro- Verde“ vermarktet.

Fair und sauber

Fairtrade hat gemeinsam mit der Initiative „Alliance for Responsible Mining“ (ARM; Bündnis für einen verantwortungsvollen Bergbau) Standards für eine faire und ökologische Goldproduktion ausgearbeitet. Sie umfassen u.a. eine Mindestbezahlung und Sozialprämien, das Verbot von Kinderarbeit, Gesundheits- und Sicherheitsstandards sowie den Schutz der Umwelt. Mittlerweile gibt es bereits einige Fairtrade/Fairmined-zertifizierte Minenkooperativen in Lateinamerika. Eine der ersten war OroVerde.

Sofern das Gold ohne giftige Substanzen gefördert wird (wie bei OroVerde), erhalten die Kooperativen zusätzlich zur Fairtrade-Prämie noch eine Extra-Prämie. Etliche afrikanische Kooperativen haben ebenfalls Interesse an der Zertifizierung bekundet. Fairtrade/Fairminedzertifiziertes Gold bzw. daraus gefertigter Schmuck ist seit 2011 erhältlich, vorerst nur in Großbritannien.

Fairer Handel

Die Initiative „Fair Trade in Gems and Jewelry“ (Sitz: Deutschland), eine Gruppe von Bergingenieuren, Geologen, Edelsteinkundlern und Goldschmieden, hat sich die Etablierung von fairem Handel mit Edelmetallen und Edelsteinen als Ziel gesetzt. „Fair & green“ lautet die Devise. „Fair“ steht dafür, dass Kleinproduzenten in Entwicklungsländern für ihre Ware einen angemessenen Preis erhalten. „Green“ bedeutet, dass Edelmetalle von kleinen Bergbaukooperativen ohne den Einsatz von Zyanid und Quecksilber gewonnen werden. Die Kleinproduzenten müssen zudem legal konstituiert und basisdemokratisch (z.B. als Genossenschaft) organisiert sein.

Partner in Österreich und Deutschland

In Europa kooperiert „Fair Trade in Gems and Jewelry“ vor allem mit deutschen Gold- und Silberschmieden, Juwelieren und Schmuckfirmen, hat aber in etlichen weiteren Ländern Partner. Auch zwei österreichische Partner sind angeführt: Einer der beiden (Goldschmiede Europakloster Gut Aich) bietet derzeit allerdings keinen Schmuck aus „fair & green“ produziertem Gold an. Doch bei Juwelier Kastner, Wels, wird man fündig.

Zusammenfassung

  • Alles andere denn sauber. Beim Goldabbau kommen hochgiftiges Zyanid und Quecksilber zum Einsatz. Unfälle haben meistens verheerende Folgen. Für die Errichtung von Tagebauminen werden besiedelte und landwirtschaftlich genutzte Gebiete geräumt.
  • Katastrophale Missstände. Vor allem in illegal betriebenen Minen sind die Arbeitsbedingungen katastrophal. Berichten zufolge kommt es hier auch zu Kinder- und Zwangsarbeit.
  • Fair Produziertes ist rar. Zertifi­ziertes Fairtrade/Fairmined Gold bzw. daraus gefertigter Schmuck ist vorerst nur in Großbritannien erhältlich. Über die Initiative „Fair Trade in Gems and Jewelry“ beziehbare Edelmetalle und Schmuck werden in erster Linie von deutschen Partnern verarbeitet bzw. vertrieben.

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