Zum Inhalt

Einkaufen - Hürdenlauf mit Laura

Shopping macht nicht immer happy. Für „Konsument“ schildert eine junge Mutter eine Einkaufstour mit ihrem Baby Laura.

Jede Mutter kennt das: Hektik, Stress, Schweißausbruch – wenn man sich mit einem Kleinkind, das noch Windeln benötigt, auf den Weg macht, um wichtige Dinge des alltäglichen Lebens zu besorgen und das zu erledigen, was eben gelegentlich sein muss. Ich begebe mich mit Laura, 10 Monate, für „Konsument“ auf Testtour…

Eingangsfalle Stufen

Erste Station ist eine BIPA-Filiale in der Favoritner Fußgängerzone. Wir brauchen Windeln und Kosmetikartikel. Doch schon am Eingang das erste Hindernis: Zwei Stufen behindern die Einfahrt mit dem Kinderwagen. Neben dem Portal gäbe es eine Rampe für Lieferanten, doch die ist durch eine Säule vom Geschäftseingang getrennt. Mit Mühe und im Kampf gegen ungeduldige Passanten gelingt das Betreten des Geschäftes. Drinnen: Viel Platz, Möglichkeit für Kinderwagenabstellen, breite Gänge, bequeme Babysitze auf dem Einkaufswagerl, gute Ablagemöglichkeit bei den Kassen und eine wunderbare Babyabteilung. Wenn der Eingang erst geschafft ist, ist alles o. k.

Freut Euch, Leute???

Zweite Station ist eine BILLA-Filiale. Schon vor dem Geschäft habe ich den Eindruck, dass Jung-Muttis mit Kinderwagen hier nicht besonders willkommen sind. Wieder zwei Stufen, der Eingang ist extrem schmal und mit Einkaufswagerln und Angebotsständern verbarrikadiert. Ich schleppe neben dem Kinderwagen noch eine Kiste mit Leerflaschen und quetsche mich mit einer Fahrradklingel bewaffnet durch den engen und angeräumten Gang zur Leergutannahme. Diese ist am so ziemlich engsten Platz des Geschäftes, wurde aber kürzlich mit einem Rückgabeautomaten ausgestattet; so gibt es wenigstens keine langen Wartezeiten mehr. Nach einer kurzen Diskussion am Feinkoststand steuern wir in mühsamer labyrinthartiger Anfahrt das Kühlregal an.

An der Kassa, ich bin mittlerweile schon schweißdurchnässt und mit den Nerven ziemlich am Ende, passt das Kinderwagerl nicht in die Kassaspur. Sie ist durch verdorrte Blumen verstellt! Rasch räume ich das Hindernis zur Seite. Baby Laura zerrt inzwischen im engen Gang BILLA-Sackerln und Kaugummi in den Einkaufswagen und es geht ans Bezahlen. Genau jetzt erreicht der Stress seinen Höhepunkt: Ich muss die Beute meiner Tochter unter deren lautstarkem Protest zurückräumen, das Geld zählen, die bezahlten Waren wegschaffen… Wenn doch wenigstens eine Ablagemöglichkeit bei der Kassa wäre!

Stufen rauf, Stufen runter

Nach dieser Tortur braucht Laura dringend eine neue Windel. Gut, dass die Konditorei nebenan einen Wickeltisch hat. So ist unser Problem dort rasch gelöst, und wir können uns weiter auf den Weg machen. Ich habe noch einen Bankweg. Auch beim Betreten der Bank-Austria-Filiale in der Favoritenstraße gibt es mit Kinderwagen Probleme: Die Tür geht schwer auf, ist eng und ohne Hilfe kaum zu bewältigen. Nun stehe ich drinnen und kann nicht weiter. Denn zum Kassenraum geht es Stufen hinunter, zu den Bankschaltern Stufen hinauf. Kein Lift. Das Bankpersonal hilft mir nicht. Einen Platz, um den Kinderwagen abzustellen, finde ich auch nicht. Also mit großem Gerumpel die Stufen hinunter. Baby Laura kreischt, ich schwitze und würde mich am liebsten irgendwo hinsetzen. Mit letzter Kraft bringen wir auch den Bankweg hinter uns, jetzt brauchen wir bloß noch ein Geschenk für Papi, also auf zum „New Yorker“…

Viel zu eng für Kinderwägen

Endlich einmal ein ebenerdiger Eingang – und doch ist das Betreten des Ladens nicht einfach. Der an sich geräumige Eingangsbereich ist mit voll behangenen Kleiderständern verstellt. Nachdem sich Laura im Vorbeigehen in mehrere T-Shirts verwickelt hat und ich fast einen Kleiderständer umgemäht habe, trifft uns schon ein strenger Blick einer Verkäuferin. Geholfen wird uns nicht. Da suchen wir lieber gleich das Weite und landen bei H&M. Der Eingang in dieser Filiale ist wunderbar befahrbar, keine Stufen oder andere Fallen. Es gibt Rolltreppen und einen geräumigen Lift. Ich beschließe zuerst eine Kleinigkeit fürs Baby zu besorgen, doch das ist gar nicht so einfach. In der Babyabteilung dürfte gerade ein Überschuss an Kleidungsstücken herrschen. Wieder einmal Wege mit Ware verbarrikadiert, was die Einkaufslust gegen Null sinken lässt. Und warum nur muss ausgerechnet die Babyabteilung schwer erreichbar „im letzten Eck“ sein? Das Personal ist mir auch keine große Hilfe. Besser geht es uns da in der Herrenabteilung, ein schönes Shirt haben wir bald und bequem gefunden.

Noch ein letzter Versuch bei Mary-Kindermoden. Erstaunlich: Auch hier, wo man auf Kundschaft mit Kinderwagen eigentlich eingestellt sein müsste, gibt es eine Stufe und Warenständer, die sich in den Weg stellen. Doch hier entschädigt das Personal, wir werden kompetent bedient und die Verkäuferinnen sind auch zu Laura ganz lieb.

Alltägliche Erfahrungen

Erschöpft von dieser Testtour kann ich ein Fazit ziehen, das viele Mütter und Väter wohl bestens aus eigener Erfahrung kennen: Mit Kinderwagen in Geschäften unterwegs zu sein, ist kein Vergnügen. Die allermeisten Läden sind dafür nicht eingerichtet.

Verblüffend: Selbst mit viel Aufwand neugestaltete Geschäfte sind mit vielen Hürden ausgestattet. Wo ebenerdiger Zugang grundsätzlich möglich wäre, gibt es dennoch eine Stufe. Eigentlich unverständlich: Da jammern viele Geschäftsleute immer wieder über sinkende Umsatzzahlen und verpassen die Chance, mit kinder- und elterngerechter Gestaltung sich ein dankbares und attraktives Käuferpublikum zu sichern. Ob sich daran einmal etwas ändert?

Details

×
Frau Kinderwagen Supermarktausgang
Frau Kinderwagen Supermarktausgang Einkaufen ist eine Last, wenn Du einen Kinderwagen hast! Stufen sind das häufigste Hindernis, Warenständer versperren den Weg, und die Kassenzonen sind Problembereich Nummer 3. |
Kinderwagen Geschäft
Kinderwagen Geschäft Verkaufsfläche ist teuer, aber mit Kinderwagen braucht man Platz. |
Frau Kassa Supermarkt
Frau Kassa Supermarkt Schnell, schnell und wieder kein Platz. An den meisten Kassen fehlen Abstellflächen. |
Frau Kinderwagen Supermarktausgang
Kinderwagen Geschäft
Frau Kassa Supermarkt

Wir empfehlen auf konsument.at

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Das neue Einwegpfandsystem ab 2025

Das neue Einwegpfandsystem ab 2025

Ab dem 1. Jänner 2025 muss für jede geschlossene Einweg-Getränkeverpackung aus Kunststoff oder Metall mit einer Füllmenge von 0,1 bis 3 Liter ein Pfand von 25 Cent gezahlt werden.

Kostenbewusst kaufen: Preis-Leistungs-Empfehlungen 2023

Kostenbewusst kaufen: Preis-Leistungs-Empfehlungen 2023

Preis-Leistungssieger. Testsieger sind eine gute Wahl, doch kostenmäßig kann sich auch der Blick in die zweite Reihe lohnen. Wir haben Produkte aus unseren Tests 2023 ausgewählt und uns dabei auf Elektronik und kleine Haushaltsgeräte konzentriert.

Interview mit Nunu Kaller über guten Konsum premium

Interview mit Nunu Kaller über guten Konsum

Die Wienerin Nunu Kaller ist Buchautorin, Konsumkritikerin und Nachhaltigkeitsberaterin. Mit uns sprach sie über ethische Konsumentscheidungen und darüber, wo die Verantwortung von Konsument:innen endet.

Konsumpsychologie: Warum wir Dinge kaufen, die wir gar nicht benötigen

Konsumpsychologie: Warum wir Dinge kaufen, die wir gar nicht benötigen

Univ.-Lekt. Mag. Dr. Josef Sawetz beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Konsum- und Marketingpsychologie. Im Interview spricht er über unsere Überforderung im Markendschungel, warum wir Rabattaktionen auf den Leim gehen, und erklärt, wie man sein Glück abseits des Kaufrauschs findet.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang