Bankspesen - Über Gebühr
Wechselspesen trotz Euro
Vordem gab es eine Differenz zwischen An- und Verkauf von Devisen. Daran verdienten die Banken. Als der Euro als Buchgeld eingeführt war, fiel dies weg. Nun kassierten die Banken plötzlich „Wechselspesen“ von meist 30 bis 50 Schilling, was Wechseln von Kleinbeträgen in Währungen der Euro-Zone empfindlich verteuert hat. Versprochen wurde, dass Selbstbedienung die Kosten senkt. Reicht statt eines Menschen am Schalter ein seelenloser Automat Bares, kann dies dennoch mit bis zu 5 Schilling zu Buche schlagen (Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien bei Verwendung einer Bankservicekarte ohne Bankomatfunktion am Foyerautomaten außerhalb der Öffnungszeiten).
Automatisch teurer
Nicht einmal den Kontoauszug aus dem Selbstbedienungsdrucker gibt’s überall gratis. 2 Schilling verlangt die Bank für Kärnten und Steiermark, 1,50 die Bank für Tirol und Vorarlberg, Tiroler Sparkasse und Raiffeisenlandesbank Tirol berechnen je 1 Schilling. Sinnig heißt es in den Unterlagen der Vorarlberger Landeshypo: „Internet- und WAP-Banking derzeit kostenlos“. Andere Institute kassieren fürs Telebanking bereits einen monatlichen Obolus.
Eindrucksvoll zeigt sich beim Classic-Konto der Tiroler Sparkasse, was Banken unter Verbilligung verstehen: 1999 wurde der Preis für automatische Transaktionen von 1,20 auf einen Schilling reduziert, um bis 2001 massiv (auf 1,50 Schilling) erhöht zu werden.
Einkauf mit Bankomatkarte
Auch der Einkauf mit Bankomatkarte wird wohl nicht ewig kostenlos bleiben, weil das bargeldlose Zahlen mit der Euro-Umstellung an Bedeutung noch zunehmen wird. So ein Geschäft lassen sich die Geldinstitute sicher nicht entgehen. Das Laden der Chipkarte kostet bei der CA heute schon 10 Schilling, wenn es sich um keine hauseigene Karte handelt. Bei der Bank für Kärnten und Steiermark kostet das Laden der Kundenkarte am Schalter 10 Schilling.
Sparbuch-Schröpfen
Dereinst in grauer Vorzeit war ein Sparbuch gratis. Dann kamen die Auflösegebühren. Seit kurzem werden in einigen Fällen dafür sogar Kontoführungsgebühren verlangt (siehe weitere Artikel: „Service non stop“ [Konsument 1/2001]). Die Volksbank hält das System für ausbaufähig: Sogar Posten für Abschlussgebühr und Zeilengebühr sind bereits vorgesehen. So will man den Österreichern ihr geliebtes Büchlsparen abgewöhnen.
Weitere Spesen
Aber auch lukrativere Sparformen sind mit Kosten verbunden. Bei Wertpapieren gibt es Depot-, An- und Verkaufspesen, bei Investmentfonds oft einen Ausgabeaufschlag. Die Raiffeisenlandesbank NÖ- Wien zeigt, wie man gebührenmäßig kreativ vorgeht. Und verlangt für Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag Zuschläge, so es sich um „fremde“ Fonds handelt. Die Spesenpalette wird auch um Gebühren beispielsweise für Limitänderungen der Orders (5 Euro, Kärntner Sparkasse) oder für den Übertrag des Depots (1500 Schilling, Raiffeisenlandesbank Tirol) „bereichert“.
Unvollständige Spesenlisten
Bei dieser Vielfalt können Kunden leicht den Überblick verlieren. Nicht immer sind Spesenlisten hilfreich. Oft enthalten sie nicht alle Posten, oder sie sind unverständlich. Sie werden auch nicht problemlos ausgefolgt. Bei einer Erhebung in Wien bekam unser Tester mehr als einmal zu hören: „Was brauchen’s denn des?“ – so als ob man sich für sein Informationsbedürfnis rechtfertigen müsste.
Grüß-Gott-Gebühr
Besonders skurril ist die Gebühr fürs Kontoumschreiben: Wer heiratet und deshalb seinen Namen ändert, bleibt bei der Sparkasse Oberösterreich finanziell nicht ungeschoren. Aufschlussreich sind auch die so genannten Eilüberweisungen. Eigentlich sollte prompte Erledigung selbstverständlich sein. Aber hier sieht man, wie Banken auch für scheinbare Selbstverständlichkeiten die Hand aufhalten. So ist die Grüß-Gott-Gebühr vielleicht wirklich nur eine Frage der Zeit.