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Luftwärmepumpe am Rasen vor Haus
Erfahrungsbericht Luft-Wärmepumpe: neue Heizung, altes Haus. Wie laut ist eine Luft-Wärmepumpe? Brauche ich eine Genehmigung? Für wen gibt es staatliche Förderungen? Wie sieht die Energiebilanz aus? Bild: Studio-Harmony / Shutterstock.com

Luft-Wärmepumpen: Heizen mit Umweltwärme

Herr Kastenberger ist in seinem Wochenendhaus auf eine Luft-Wärmepumpe umgestiegen. Mit uns hat er über seine ersten Erfahrungen gesprochen.

Der Schallleistungspegel beträgt 55 dB(A). Die Angabe ist exakt, nur: wer kann mit ihr schon etwas anfangen? Was 120 PS bei einem Auto bedeuten, weiß man zumindest aus Erfahrung. Doch was bedeuten 55 Dezibel? Ist dieses Geräusch laut oder leise? Dabei kommt es ja nicht allein auf die Lautstärke an.

Geräusch und Toleranz

Ob ein Geräusch als angenehm oder unangenehm empfunden wird, hängt von einer Vielzahl weiterer Faktoren ab, etwa der Tonhöhe oder davon, ob es sich um einen gleichbleibenden oder sich ändernden Ton handelt. Und schließlich: Jeder verfügt über eine ­andere Toleranzschwelle. Ein und dasselbe Geräusch kann die einen überhaupt nicht tangieren, während es die anderen an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.

Der Ventilator macht's

Insofern kann man von großem Wagemut oder unendlichem Gottvertrauen sprechen, dass Gerhard Kastenberger den Außenteil seiner Luft-Wärme­pumpe im Garten just neben der Wand seines Schlafzimmers aufstellen ließ. Jenen Außenteil, der besagte 55 dB(A) verursacht. Genauer gesagt: Es ist der Ven­tilator in dem Außenteil, der dieses ­Geräusch macht. Er saugt Luft an und gibt sie wieder ab. Die Wärmepumpe nutzt die Energie der Umgebungsluft zur Heizwassererwärmung.

Kurze Leitung

Nicht, dass Herr Kastenberger Wert ­darauf gelegt hätte, auch in der Nacht ­seiner Wärmepumpe möglichst nahe zu sein. Dieser Stellplatz bot sich vielmehr an, weil sich von da die Leitungen durch die Mauer zum Innenteil der Anlage kurz halten ließen.
 

Teurer Schallschutz

Gerhard Kastenberger sitzt in der Küche seines Hauses. Wie ist es mit dem Geräusch, wollen wir von ihm wissen. Stört es? Bringt es ihn womöglich gar um den Schlaf? Herr Kastenberger schüttelt den Kopf. Alles in Ordnung. Er höre das Gerät nicht einmal. Nun kann das daran liegen, dass er selbst die ­Ruhe in Person ist. Oder an dem Schallschutzdeckel, den er sich zusätzlich für den Außenteil zugelegt hat.

Bürgermeister stimmt zu

Sicher ist sicher, dachte er sich. Wenn ihn der Deckel auch nicht gerade wenig gekostet hat, immerhin 1.500 Euro. Ihm war jedoch wichtig, sich jeglichen Ärger mit den Nachbarn zu ersparen. Von seiner Wärmepumpe bis zur nächsten Grundstücksgrenze sind es genau 11 Meter, zu viel, als dass er sich eine Einwilligung des Nachbarn für die Aufstellung der Anlage hätte einholen müssen. Nötig war hingegen das Einverständnis des Bürgermeisters seiner Gemeinde.

Herr Kastenberger trägt ein T-Shirt, in seinem Haus ist es angenehm warm. Das war nicht immer so. Dieses Haus im Burgenland ist ein Erbstück seiner Oma, er nutzt es als Wochenendhaus. Unter der Woche wohnt und arbeitet er in Wien. Am Freitag um die Mittagszeit, wenn Herr Kastenberger mit der Arbeit fertig ist und das Büro verlässt, macht er sich gerne auf ins Burgenland, in ­seinen Heimatort.

Ausgekühlt

Dort kam er in der kalten Jahreszeit bisher verlässlich in einem ausgekühlten Haus an. Als Erstes musste er immer den Holzofen in der Küche anwerfen, der über eine Heiztasche auch die Heizkörper in den übrigen Räumen versorgte. Erst nach zwei Tagen begann es im Haus langsam warm zu werden, dann, wenn er wieder zurück nach Wien musste.

Nicht gerade ideale Bedingungen, um ein freies Wochenende zu genießen. Hinzu kommt, dass die Substanz des Hauses unter dem ständigen Wechsel von Kälte und Wärme litt. Damit das Wasser in den Leitungen nicht einfror, hatte sich Herr Kastenberger Frostwächter zugelegt.

Lösung gesucht und gefunden

Sein Bruder besitzt ein Stück Wald, somit kommt er günstig an Brennholz, und die Arbeit mit Säge und Axt, die liebt er eigentlich. Doch man wird älter, und mit dem Alter steigt das Bedürfnis nach Komfort. Und so begann er sich nach Heizalternativen umzuschauen.

Pelletheizung? Nein, die braucht viel Platz und hätte einen Zubau erfordert. Auch eine Öl- oder Gasheizung kam nicht infrage, da ihm Umweltschutz ein Anliegen ist und er mit der Verbrennung fossiler Energieträger den Klimawandel nicht weiter anheizen möchte. Blieb als Lösung die Wärmepumpe.

Energiebilanz?

­Obwohl die sich insbesondere für Neubauten eignet, die laut Bauordnung nur einen geringen Heizwärmebedarf aufweisen dürfen. In diesen Häusern findet man das Auslangen mit niedrigen Vorlauftemperaturen des Heizwassers, und das heißt: Die Wärmepumpe muss wenig Fremdenergie (in der Regel Strom) aufwenden, um mithilfe der ­Umgebungswärme das Heizwasser auf Temperatur zu bringen.

Sind höhere Vorlauftemperaturen nötig, wie typischerweise in einem nicht wärmegedämmten älteren Gebäude (wie Herrn Kastenbergers Wochenendhaus), muss die Wärmepumpe ordentlich arbeiten, mit der Folge, dass die Energiebilanz recht mager ausfällt.

Förderung nur bei Hauptwohnsitz

Die Installation von nachhaltigen Heizungssystemen, zu denen die Wärmepumpe zählt, wird von Bund, Land und Gemeinde großzügig gefördert – allerdings nur, wenn es sich bei dem betreffenden Objekt um einen Hauptwohnsitz handelt. Bei Herrn Kastenberger ist das nicht der Fall. Daher musste er die Investition in ganzer Höhe aus eigener Tasche zahlen. Und Wärmepumpen ­gehören nicht gerade zu den billigen Heizsystemen. 23.000 Euro kostete ihn die Anlage inklusive Einbau.

Wartezeit fast ein Jahr

Zunächst hieß es für Herrn Kastenberger allerdings: warten. Von der Bestellung bis zur Installation der Anlage verging nicht weniger als ein Dreivierteljahr. So lange dauerte es, bis alle Teile der Wärmepumpe zusammen waren. Verantwortlich für die Verzögerung waren zum einen der Krieg in der Ukraine – in diesem Land werden traditionell die ­Kabelbäume hergestellt –, und zum ­anderen die gesteigerte Nachfrage nach diesem Heizungssystem. Gerade jetzt trennen sich viele Menschen von ihren alten Ölkesseln und steigen auf erneuerbare Energieträger um. Die Installation der Wärmepumpe selbst dauerte zweieinhalb Tage.

Herr Kastenberger zeigt sich zufrieden, die Wärmepumpe, sagt er, mache keine Probleme. Mit dem Hersteller hat er einen Servicevertrag abgeschlossen: Einmal im Jahr wird ein:e Techniker:in vorbeikommen, einen Laptop anschließen und die Anlage überprüfen.

Fernsteuerung oder Handarbeit

Die Wärmepumpe sorgt das ganze Jahr für moderate Temperaturen im Haus. Bevor Herr Kastenberger von Wien hinunterfährt, bittet er einen seiner Brüder, das Thermostat der Heizung hochzudrehen. So habe er es bei der Ankunft immer schön warm im Haus. Dieses Hochstellen könnte er zwar über eine Zusatzfunktion am Smartphone selbst vornehmen, doch für ihn ist das nur "Schnickschnack", mit dem er sich nicht belasten möchte.

Sonnenkraft soll Stromrechnung reduzieren

Bleibt die große Frage, was die Stromabrechnung im Sommer bringt. Wird sie zu einem bösen Erwachen führen? Wenn ja, weiß Herr Kastenberger jetzt schon, was er dann macht: Er nimmt noch einmal Geld in die Hand und lässt sich eine Photovoltaikanlage auf sein Dach montieren. Dann soll die Kraft der Sonne den Betrieb der Wärmepumpe übernehmen.

Buch: Heizen und Warmwasser

Buch: Heizen und Warmwasser, 3. Auflage
Buch: Heizen und Warmwasser, 3. Auflage Bild: VKI

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1 Kommentar

Wärmepumpen

MarschallTom, 25. Februar 2024, 14:02

Sehr geehrte Damen und Herren vom VKI
Wo ist der allseits dringend benötigte Preis- und Qualitätsvergleich von Wärmepumpen? Die Stiftung Warentest hat 6 Wärmepumpen getestet nur diesen Test darf ich als Ausländer nicht erwerben ;-!
Können Sie mir Bitte weiterhelfen?
Ja ich habe alle ihre thematisch Verwandten Artikel gelesen und auch Heute das Heizen Ratgeber Buch bestellt aber wo ist der konkrete Marken Preis- und Qualitätsvergleich von Produkten? Vielen Dank und herzliche Grüße
Thomas Marschall

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