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Lebensmittelverschwendung - Kleiner Haushalt – große Packung

Bestimmte Lebens­mittel wie Obst und Gemüse werden häufig nur in größeren Mengen angeboten. Kleine Haushalte oder Singles stellt dies immer wieder vor Herausforderungen. 

Lebensmittelverschwendung: große Packung - kleiner Haushalt; (Bild: Skylines/Shutterstock.com)

Einkaufsgewohnheiten

Egal ob Äpfel, Karotten oder Kartoffeln – will man im Supermarkt Obst und Gemüse nicht kiloweise kaufen, tut man sich bis­weilen schwer. Kleinere Haushalte und vor ­allem Singles stellt dies vor besondere ­Herausforderungen, weiß VKI-Ernährungswissenschaftlerin Teresa Bauer: „In den meisten Wohnungen gibt es, vom Kühlschrank einmal abgesehen, keine Möglichkeit, um Lebensmittel kühl zu lagern und so die Haltbarkeit zu verlängern. Kauft man größere Mengen, etwa einen ganzen Sack Kartoffeln, ein, fällt es meist schwer alles zu verbrauchen, solange die Ware noch genussfähig ist.“

Teresa Bauer rät deshalb dazu, die eigenen Einkaufsgewohnheiten zu überdenken: „Am Marktstandl, direkt beim Bauern, in Bio-Läden, in speziellen Obst- und Gemüsegeschäften oder auch bei ­regionalen Onlineshops wird die Ware im Gegensatz zum Supermarkt oder dem ­Diskonter oft unverpackt oder in kleineren Gebinden angeboten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man hier eher ­heimische Produkte bekommt.“ 

Brot, Wurst und Käse 

Doch nicht nur Obst und Gemüse können für kleine Haushalte zum Problem werden. Vor allem bei Diskontern sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch Fleisch, Wurst, Käse und Brot nur in größeren ­Einheiten ­erhältlich. Auch in diesen Fällen rät Teresa Bauer dazu, sich nach Einkaufsalternativen umzusehen: „An Marktständen oder bei Geschäften mit Feinkostabteilung kann man in der Regel auch sein eigenes Geschirr zum Verpacken mitnehmen. So spart man zusätzlich Verpackungsmüll. In Bäckereien oder in Supermärkten mit ­Bedienung ist es meist auch problemlos möglich, ein viertel oder ein halbes Brot zu bekommen.“ 
Einfrieren 

Und sollte man beim letzten Einkauf doch einmal zu viele Lebensmittel nach Hause getragen haben, bleibt immer noch die Möglichkeit, die Ware einzufrieren.


Zunehmend beliebter werden Foodsharing-Initia­tiven. Lesen Sie in einem unserer nächsten Beiträge zum Thema Lebensmittelverschwendung über derartige Modelle sowie regionale Einkaufsgemeinschaften.

Tipps zum Einfrieren von Lebensmitteln

Lebensmittel einfrieren

Zum Einfrieren hat die Ernährungswissenschaftlerin Teresa Bauer ein paar praktische Tipps parat: 

Käse

Oft sind die Stücke zu groß, um sie zu verbrauchen, bevor der Käse zu schimmeln beginnt. Deshalb einen Teil des frischen Käses gleich reiben und für Pizza und Pastagerichte einfrieren. 

Brot

Den Teil eines frischen Brotes, den man nicht innerhalb von wenigen Tagen konsumieren kann, in Scheiben schneiden und einfrieren. Benötigt man das Brot am Abend, nimmt man die eingefrorenen Scheiben schon am Morgen aus dem Tiefkühler oder man bäckt die tiefgefrorenen Gebäckstücke kurz im Ofen auf. In einigen Supermärkten wird in der Feinkostabteilung auch ange­boten, Brot in gewünschter Menge scheibenweise aufzuschneiden. Grundsätzlich zu beachten ist, dass Brote mit höherem Roggenanteil länger saftig bleiben. 

Aufstriche

Aus übrig gebliebenem Frischkäse, Topfen und Gemüse lassen sich Aufstriche oder Dips herstellen. Frischkäse kann man auch gut in Cremesuppen, Eintöpfen, Currys oder in Salatdressings verwenden, und Frischkäse natur ist auch für Desserts geeignet. 

Kartoffeln

Frische Kartoffeln kann man zwar nicht einfrieren, daraus ­zubereitetes Püree oder Kartoffelsuppe hingegen schon. 

Zwiebeln

Dieses Gemüse kann problemlos roh eingefroren werden. Vorher sollte man die Zwiebeln allerdings klein schneiden. Die Stücke können dann für Gerichte wie Semmelknödel, Eintöpfe oder Suppen verwendet werden. Roh (z.B. für Salate oder Aufstriche) sind ­aufgetaute Zwiebeln kein Geschmacks­erlebnis mehr, zumal sich auch ihre ­Konsistenz im Tiefkühler verändert. 

Milch

Beim Einkaufen auf das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum achten. Wer wenig Milch verbraucht, sollte zu „Länger frisch“-Produkten greifen oder kleinere Abfüllungs­einheiten bevorzugen. 

Joghurt

Bei Naturjoghurt oder Fruchtjoghurt sollte man kleinere ­Becher bevorzugen. 

Gut planen 

Weil aber auch im Gefrierfach nur begrenzt Platz zur Verfügung steht, rät ­Teresa Bauer zu einer möglichst guten Organisation. „Dazu gehört etwa, einen Essensplan für die ganze Woche zu erstellen, Vorräte regelmäßig zu kontrollieren, immer eine Einkaufsliste zu schreiben, bevor man einkaufen geht, und auf die richtige Lagerung der Lebensmittel zu achten. Empfehlenswert ist auch, für die nächsten zwei bis drei Tage vorzukochen. Die Speisen müssen sich natürlich für eine Aufbewahrung im Kühlschrank eignen.“

Foodsharing

Vernetzen 

Für Singles besonders interessant ist es, sich bei der Verwendung von Lebensmitteln zu vernetzen. Spricht man sich etwa beim Einkaufen mit Nachbarn, Freunden oder Kollegen ab, kann man problemlos zu größeren und günstigeren Verpackungseinheiten greifen. Wenn man ­einmal zu viel gekocht hat und die Reste nicht einfrieren kann oder will, können diese ebenfalls im Bekanntenkreis ­Abnehmer finden. Voraussetzung ist dabei natürlich, dass besonders auf ­Küchenhygiene und Frische der Produkte geachtet wird. Zunehmend beliebter wird auch, sich an Foodsharing-Initia­tiven zu beteiligen. Auf derartige Modelle sowie regionale Lebensmittelkoope­rativen bzw. Einkaufsgemeinschaften werden wir in ­einem der nächsten Bei­träge unserer ­Serie eingehen. 

Hersteller in der Verantwortung 

Zu guter Letzt sieht Teresa Bauer aber auch die Hersteller von Nahrungsmitteln in der Verantwortung: „Lebensmittel sind einfach viel zu wertvoll, um im Müll zu landen. Deshalb sollten auch die ­Anbieter ihre Verkaufspolitik über­denken. Das bedeutet zum einen, mehr ­unverpackte Ware ins Sortiment aufzunehmen, und zum anderen, Konsumenten nicht dadurch zum Kauf von Groß­packungen zu verleiten, dass man diese deutlich günstiger anbietet als kleine Packungen oder lose Ware."

Reaktionen

Auf den Artikel zur Verwertung von Le­bensmittelresten (Lebensmittel-verschwendung: Obst und Gemüse - Gemüsereste verwerten) im Rahmen unserer Serie gab es viele Reaktionen von Leserinnen und Lesern, die in Single-Haushalten leben. Wir möchten die Anregungen und Diskus­sionsbeiträge aufgreifen und haben unsere Serie spontan um diesen Beitrag für kleine Haushalte erweitert.

Leserreaktionen

Aktionsfleisch im teuren SUV

Sie haben recht, wenn Sie auch die „Restlverwertung“ von Lebensmitteln immer und immer wieder in Erinnerung rufen. Meiner Ansicht nach ist das Problem ein ganz anderes: Ich sehe SUVs einer deutschen „Edelmarke“ jenseits der 50.000 Euro vor Diskontern (wahlweise Penny oder Hofer) stehen, deren Besitzer kiloweise Aktionsfleisch im Einkaufswagen zur Kassa führen. Da liegt – meiner bescheidenen Ansicht nach – das Problem. So lange der Pkw mehr wert ist als das Schnitzel, wird sich nix ändern.

Es ist klar, dass Änderungen Zeit brauchen – was nicht klar ist: Wie viel Zeit haben wir noch? (Udo Jürgens hat es anscheinend schon vor vielen Jahren erkannt: Hören Sie mal bewusst das Lied „Es war einmal der Mensch“.) Ich danke für Eure Arbeit, bitte weiter so!

Mag. Karl T.
Zistersdorf
(aus KONSUMENT 7/2021)

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