Was Konsumenten alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Ein Mineralwasser, das als bio angepriesen wird. |
Was Konsumenten alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Ein Mineralwasser, das als bio angepriesen wird. |
Tauernquelle Mineralwasser; Bild: U. Payer/VKI
Zurück zum Ursprung Tauernquelle Bio-Mineralwasser; Bild: U. Payer/VKI
Zurück zum Ursprung Tauernquelle Bio-Mineralwasser: In Österreich das bislang einzige Bio-Mineralwasser. Bild: U. Payer/VKI
Zurück zum Ursprung Tauernquelle Bio-Mineralwasser: Die Werte des Prüf Nach! Standard sind auf das eigene Mineralwasser abgestimmt. Bild: U. Payer/VKI
Das steht drauf: Zurück zum Ursprung Tauernquelle Bio-Mineralwasser
Gekauft bei: Hofer
„Bio-Mineralwasser gemäß Prüf Nach! Standard“ steht auf der Flasche Zurück zum Ursprung Tauernquelle. „Was bitte, soll denn an Wasser bio sein?“, haben uns schon etliche Leser gefragt. Bislang durften doch ausschließlich Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft als bio bezeichnet werden. Oder?
Nicht ganz. Tatsache ist, dass die Wörter „bio“ oder „öko“ lange Zeit ausschließlich auf solchen Produkten aus ökologischem Landbau stehen durften, die nach den Kriterien der EU-Bioverordnung bzw. noch zusätzlich nach den Kriterien eines Bioanbauverbandes erzeugt wurden.
Wasser ist in der EU-Bioverordnung nicht erfasst, weil natürliches Mineralwasser ein von der Natur hervorgebrachtes Lebensmittel ist, dessen Zusammensetzung sich nicht beeinflussen lässt. Dementsprechend gab es vorerst auch kein Bio-Wasser.
Doch vor einigen Jahren wurde die Bezeichnung Bio-Mineralwasser durch den deutschen Bundesgerichtshof als zulässig erklärt. Die Begründung: Dass es in der EU-Bioverordnung keine Vorgaben für Mineralwasser gebe, bedeute nicht, dass die Bezeichnung bio nicht verwendet werden dürfe.
2009 kam in Deutschland das erste Bio-Mineralwasser auf den Markt. Produzent war die bayerische Brauerei Neumarkter Lammsbräu. Sie hatte ein Biosiegel samt Vergabekriterien selbst entworfen und darin vor allem strengere Grenzwerte für Schadstoffe festgelegt, als sie für Mineralwasser von Rechts wegen gelten. Mittlerweile gibt es bereits ein weiteres Bio-Mineralwasser auf dem deutschen Markt.
In Österreich ist Zurück zum Ursprung Tauernquelle bislang das einzige Bio-Mineralwasser.
Wir fragten bei Hofer nach, welche Kriterien sein Zurück zum Ursprung Bio-Mineralwasser erfüllt. Hofer verwies auf den Prüf Nach! Standard, in dem u.a. strengere Grenzwerte für Schadstoffe als gesetzlich vorgeschrieben festgelegt sind. Wir haben nachgesehen: Die definierten Werte sind natürlich auf das eigene Mineralwasser abgestimmt. Und davon abgesehen – auch andere österreichische natürliche Mineralwässer hätten mit den Zurück zum Ursprung-Kriterien kein Problem! Aber das nur nebenbei.
Das Bio-Mineralwasser wird in PET-Flaschen verkauft. Ist das Wasser auch frei von Acetaldehyd? Dieser Stoff ist ein Abbauprodukt, das bei der Herstellung bzw. Lagerung von PET-Flaschen entstehen und in den Flascheninhalt übergehen kann. Acetaldehyd riecht und schmeckt fruchtig-aromatisch. In stillem Wasser – also in Wasser ohne Kohlensäure – ist es schon in sehr geringen Mengen (ab Konzentrationen von 10 Mikrogramm/Liter) wahrnehmbar. Aus Kunststoffen dürfen entsprechend den in der EU geltenden Vorschriften maximal 6 Milligramm (6.000 Mikrogramm) Acetaldehyd auf ein Kilo Lebensmittel übergehen. Bis zu diesem Wert werden gesundheitliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen, meint das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Wir haben Zurück zum Ursprung Tauernquelle Bio-Mineralwasser auf Acetyldehyd untersucht und sind prompt fündig geworden: Pro Liter Bio-Mineralwasser konnten wir 19 Mikrogramm Acetaldehyd nachweisen. 2009 hatten wir 52 Mineralwässer auf Acetaldehyd getestet; 25 davon waren kohlensäurehältig und in PET-Flaschen abgefüllt (Kohlensäure begünstigt das Herauslösen von Acetaldehyd aus PET-Flaschen). Von diesen 25 Produkten hatten vier einen Acetaldehydgehalt unter der Bestimmungsgrenze (weniger als 5 Mikrogramm/Liter), bei zwei weiteren war der Acetaldehydgehalt geringer als beim Bio-Mineralwasser von Zurück zum Ursprung. Aber: Keines dieser sechs Mineralwässer war als bio ausgelobt!
Hofer schrieb in seiner Stellungnahme bezüglich Acetaldehyd in seinem Bio-Mineralwasser, dass laut Prüf nach!-Bio-Mineralwasser-Standard „die Gesamtimmigration von Stoffen und die spezifische Migration von Acetaldehyd aus dem Material deutlich geringer sein müsse als gesetzlich vorgeschrieben.“ Was bitte, heißt das genau? Und: „Da Zeit bei der Migration aus dem Flaschenmaterial ein wesentlicher Faktor ist, haben wir das Mindesthaltbarkeitsdatum der „Zurück zum Ursprung“-Tauernquelle um die Hälfte, im Vergleich zu herkömmlichen Mineralwässern, nämlich auf 6 Monate reduziert.“
Für Konsumenten sind diese Aussagen wenig hilfreich. Faktum ist: Sie können trotz verkürzter Mindesthaltbarkeit nicht sicher sein, dass Zurück zum Ursprung Tauernquelle Bio-Mineralwasser weniger Acetaldehyd enthält als Mineralwasser anderer Hersteller.
Lesen Sie außerdem folgende Artikel:
Was Hofer über die rechtlichen Grundlagen und Kriterien seines Zurück zum Ursprung Bio-Mineralwassers sagt.
„Die Bezeichnung „Bio“ ist in der EU-Bio-Verordnung geregelt. Diese gilt im Wesentlichen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Der Geltungsbereich der EU-Bio-Verordnung umfasst aber nicht Mineralwässer, sodass einer Bezeichnung von Mineralwässern als bio den Bestimmungen der Verordnung nicht entgegensteht. Voraussetzung für das Führen der Bezeichnung ist jedoch die Bindung der Bezeichnung an strenge Standards und an ein striktes Kontrollsystem.
Das Zurück zum Ursprung Bio-Mineralwasser gemäß Prüf Nach!-Standard stammt aus der Nationalparkregion Hohe Tauern aus einer eigenen Quelle. Aus dieser wird ausschließlich Zurück zum Ursprung Bio-Wasser gemäß Prüf Nach!-Standard abgefüllt. Mineralwässer sind ursprünglich rein und entsprechen biologischen Grundsätzen. Für das Bio-Mineralwasser gemäß Prüf Nach!-Standard gelten besonders strenge Kriterien wie zum Beispiel:
- geringere Grenzwerte als gesetzlich vorgeschrieben
- Prozessreinheit – Erhaltung der ursprünglichen Reinheit (keine Behandlung mit Ozon und mit Aluminiumoxid)
- systemischer Wasserschutz mit Projekten im Quellgebiet Nationalpark Hohe Tauern (Erarbeitung und Förderung von Naturschutz- und Wasserschutzprogrammen in der Region, Projekte mit Landwirten zu nachhaltiger Bewirtschaftung und Biodiversität)
- schonender Umgang mit Mineralwasservorkommen durch Limitierung der Fördermengen < 50 % der zugelassenen Konsensmenge
Die Bio-Marke Zurück zum Ursprung hat für die Abfüllung von Bio-Mineralwasser gemäß Prüf Nach!-Standard diesen strengen Qualitätsstandard entwickelt. Im Rahmen des Prüf Nach! Audits durch eine unabhängige Biokontrollstelle wird der Standard jährlich kontrolliert. Zusätzlich gibt es eine jährliche Verkehrsfähigkeitsuntersuchung und eine Kennzeichnungsprüfung.
Die rechtliche Grundlage für das Bio-Mineralwasser gemäß Prüf Nach!-Standard von Zurück zum Ursprung ist ein Rechtsgutachten der Rechtsanwälte Schönherr GmbH, Prof. Dr. Christian Hauer, vom 4.11.2013, sowie das Gutachten für substantielle Verkehrsfähigkeit und Kennzeichnung der unabhängigen Prüfstelle LVA GmbH. Die LVA GmbH beurteilte darin die Bezeichnung „Bio Mineralwasser“ gemäß Prüf Nach!-Standard als zulässig, sofern das Produkt sowohl die geforderte deutliche Unterschreitung der Schadstoffgrenzwerte einhält, als auch der Hinweis angebracht ist, dass alle in Österreich/ EU-Raum als „verkehrsfähig“ zugelassenen Mineralwässer prinzipiell von ursprünglicher Reinheit zu sein haben und biologischen Grundsätzen entsprechen.“
Hofer KG
20. 3. 2015
Was Hofer über Acetaldehyd in Zurück zum Ursprung Bio-Mineralwasser sagt.
„Das „Tauernquelle Bio-Mineralwasser gemäß Prüf Nach!-Standard“ stammt aus der Nationalparkregion Hohe Tauern aus einer eigenen Quelle für Zurück zum Ursprung. Natürliches Mineralwasser ist ursprünglich rein und enthält keinerlei Spuren von Acetaldehyd. Acetaldehyd ist ein Stoff, der aus dem Verpackungsmaterial PET migriert, aber auch in der Natur in Lebensmitteln, beispielsweise in Birnen, Äpfeln, Karotten, vorkommt. Die Migration ist stark von den Lagerbedingungen abhängig, daher findet sich ein Hinweis auf der Zurück zum Ursprung-PET-Flasche: „Fern von Wärmequellen und Sonnenlicht lagern.“
Darüber hinaus setzt der Prüf Nach!-Bio-Mineralwasser-Standard“ folgende Anforderungen:
Die Gesamtimmigration von Stoffen und die spezifische Migration von Acetaldehyd aus dem Material muss deutlich geringer sein als gesetzlich vorgeschrieben.
Da Zeit bei der Migration aus dem Flaschenmaterial ein wesentlicher Faktor ist, haben wir das Mindesthaltbarkeitsdatum der Zurück zum Ursprung-Tauernquelle um die Hälfte im Vergleich zu herkömmlichen Mineralwässern, nämlich auf 6 Monate, reduziert. Diese Prüf Nach!-Anforderungen werden regelmäßig durch unabhängige, akkreditierte Labors und Kontrollstellen geprüft.“
Hofer KG
14. 7. 2015
Wir meinen: Firmeneigene Bio-Siegel auf Mineralwasser verwässern die „Bio-Garantie“. Und Acetaldehyd passt irgendwie auch nicht zu einem ausdrücklich als bio deklarierten Mineralwasser.
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