Was Konsumenten alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: ein Bio Kürbiskern Honigmüsli, das laut Zutatenliste Palmöl enthält. |
Zagler Bio Kürbiskern Honigmüsli - Mit Palmöl
Zagler Bio Kürbiskern Honigmüsli; (Bild: VKI)
Zagler Bio Kürbiskern Honigmüsli - Das Lesen der Zutatenliste zeigt: Wider Erwarten enthält das Bio-Müsli Palmöl. (Bild: VKI)
Zutatenliste genau lesen
Das steht drauf: Zagler Bio Kürbiskern Honigmüsli
Gekauft bei: denn`s
Das ist das Problem
Palmöl ist in vielen Produkten enthalten, bei denen man nicht damit rechnet. So zum Beispiel auch in einem Bio Kürbiskern Honigmüsli.
Eine Konsumentin hatte in der Zutatenliste des Bio Kürbiskern Honigmüslis der Marke „Zagler Müslibär“ eine Zutat entdeckt, die sie nicht erwartet hätte: „Ich habe mir dieses Müsli zwei Mal gekauft, beim zweiten und letzten Mal ist mir allerdings Palmöl in der Zutatenliste aufgefallen. In diesem doch recht teuren und biologisch erzeugten Müsli hätte ich kein Palmöl erwartet“, schrieb sie uns.
Bio-Palmöl
Palmöl steht bei vielen Verbrauchern aus ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Gründen in der Kritik. Wenn ein Produkt dennoch Palmöl enthält, so ist Bio-Palmöl verglichen mit konventionell erzeugtem die bessere Alternative. Beim Bio-Anbau kommen weder synthetischer Dünger noch mineralische Düngemittel zum Einsatz. Boden und Trinkwasser werden auf diese Weise geschont. Vorgaben zum Anlegen von Plantagen sind in der EU-Bio-Verordnung allerdings nicht enthalten, so wird z.B. die Rodung von Waldflächen in der Verordnung nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist ebenfalls kein Thema.
Mindeststandards bei der Palmöl-Produktion ...
Andere Siegel, wie beispielsweise das RSPO-Siegel, geben bei diesen Themen Mindeststandards vor. RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil), der sogenannte runde Tisch für nachhaltiges Palmöl, ist ein internationaler Zusammenschluss von Interessengruppen aus allen Sektoren der Palmölindustrie. RSPO-Mitglieder haben sich dazu verpflichtet, ökologische, ökonomische und soziale Mindeststandards bei der Palmöl-Produktion zu garantieren.
... dennoch Luft nach oben
Viele Bio-Palmölhersteller sind auch RSPO-Mitglieder. Doch auch beim RSPO-Siegel gibt es bei den vorgegebenen Mindeststandards viel Luft nach oben.
Palmölkonsum gering halten
Unser Fazit: Am besten ist es, möglichst wenige Produkte mit Palmöl zu konsumieren. Ist in einem Produkt aber Palmöl enthalten, dann sollte es am besten RSPO-zertifiziertes Bio-Palmöl sein.
Reaktion der Firma Zagler Bio GmbH
Was Zagler Bio dazu sagt, dass im Bio Kürbiskern Honigmüsli Palmöl verarbeitet ist.
„Vielen Dank für Ihre Anfrage und auch den Unmut, den ich hier wahrnehme, für den ich zu allererst mein vollstes ehrliches Verständnis aufbringen möchte. Gleichzeitig trifft mich die Anfrage persönlich sehr und am liebsten würde ich mit der betroffen Konsumentin sprechen. Meine Hand dazu ist jederzeit ausgestreckt – unsere Telefonnummer +43 7722 66200. Es freut mich sehr, dass es immer mehr Kunden gibt, die wirklich auf die Inhaltsstoffe und die Herkunft großen Wert legen, so wie wir es tun.
Es ist vollkommen korrekt – wir verwenden in einigen unserer Premium Bio-Produkte bis zu 4 % Bio-Palmöl und machen dies ganz bewusst so und gehen damit auch sehr offen um – siehe: https://www.mueslibaer.com/de/blog/der-grosse-palmoel-unterschied. Wir sind ein reiner Bio-Betrieb, arbeiten also ausschließlich mit den besten zertifizierten Premium Bio-Rohstoffen. So verwenden wir auch beim Palmfett ausschließlich reines Bio-Palmfett und das seit 1980. Nur ca. 3 % des nach Österreich importierten Palmöls ist in Bioqualität. Wir betreiben eine echte Manufaktur – also arbeiten noch ausschließlich von Hand – nach alter Tradition. (https://www.mueslibaer.com/)
Wir leben Regionalität dort, wo sie wirklich Sinn macht und möglich ist. Wir schreiben ganz bewusst ,mit bevorzugt österreichischen Zutaten’. Jene Rohstoffe, die in Premium Bio-Qualität in Österreich verfügbar sind, das sind im Durchschnitt bei unseren Rezepturen Minimum zwischen ca. 80 – 90 %, stammen auch aus Österreich (Getreide, Leinsamen, Honig, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Äpfel, uvm.). Das richtige zu tun, ist oftmals nicht populär – wir weigern uns jedoch weiterhin, die Produkte mit anderen nicht nötigen Stabilisatoren und Emulgatoren zu versehen, um das Palmfett wegzulassen.
Es ist so, dass Palmfett nicht gleich Palmfett ist. Palmfett wurde bis 2014 als ,pflanzliches Fett’ deklariert und ist somit bis dahin niemandem aufgefallen. Unsere Medienlandschaft, die ich hier unter andern für die sachliche Aufklärung der Konsumentinnen in der Pflicht sehe, unterscheidet nicht zwischen einem guten und einem schlechten Palmfett. Viele Medien inklusive den dazu bekannten Filmen zeigten in der Vergangenheit auf, dass Palmfett etwas Schlechtes ist, und klärten dazu weiter aber nicht auf. (Im Gegenteil, die Thematik wird zerredet. Die Wahrheit ist leider oft nicht so sexy und man kann keine große Schlagzeile daraus machen.)
Mir wäre es ein großes Anliegen und ich hätte den eindringlichen Wunsch, dass der Konsument zu differenzieren beginnt. Differenzieren sollte man erstens, ob es sich um konventionelles oder biologisches Palmöl handelt und ob es in irgendeiner Form ein Zertifikat hat. Wichtig ist auch die Herkunft des Palmöls. Das Palmöl, welches wir in Verwendung haben, ist selbstredend biologisch, RSPO-zertifiziert und ausschließlich aus Lateinamerika (dort leben auch keine Orang-Utans). Warum ist das so wichtig und was bedeutet das im Detail?
Für den Anbau von biologischem Palmöl wird laut meinem Kenntnisstand kein Primärwald wie Regenwald oder auch Sekundärwald gerodet oder abgebrannt. Dies ist ein absolutes Ausschlusskriterium. Bei biologischen Ölpalm-Pflanzungen steht der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit im Mittelpunkt. Damit bleibt eine nachhaltige Nutzung möglich. Ölpalm-Anpflanzungen werden als Dauerkultur geführt, das ist nachhaltig und begünstigt die Artenvielfalt im Boden. Grundsätzlich können die Flächen unendlich lange genutzt werden. Wichtig ist aber auch die Standortwahl nach Bodenart.
In Lateinamerika oder auch Westafrika gibt es viele Böden, die aufgrund ihrer natürlichen Gegebenheiten für einen langfristigen Anbau von Ölpalmen gut geeignet sind. Die Boden-Struktur und der Gehalt an Tonmineralien eignen sich für eine dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung. Wir verwenden ausschließlich ungehärtetes Palmöl. Dieses weist keinerlei Transfettsäuren auf. Palmöl besteht ca. zu 50 % aus gesättigten Fettsäuren, zu 40 % aus einfach ungesättigten und zu 10 % aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Palmöl enthält im Vergleich zu anderen pflanzlichen und tierischen Fetten einen hohen Anteil an Vitamin E, das für eine besonders starke antioxidative Wirkung bekannt ist Alternative Fette wie z.B. Raps, Sonnenblume, Kokos eignen sich aufgrund ihrer Beschaffenheit und vor allem aber auch wegen ihrer Haltbarkeit für das Backen von Müsli einfach nicht.
Diese Fette haben einen ganz anderen Schmelzpunkt und weisen eine völlig andere Konsistenz auf und sind somit ungeeignet. Hinzu kommt noch, dass die Alternativen einen sehr hohen Eigengeschmack haben, welcher dann sensorisch stark hervorschmecken würde und man nichts mehr vom eigentlichen Müsli schmecken würde. Wir haben viele verschiedene Tests durchgeführt und haben auch bereits drei gebackene Produkte am Markt, welche ohne Palmfett auskommen.
Das Palmfett wegzulassen gelingt ausschließlich dort, wo eine geschmacklich sehr intensive Zutat mit an Bord ist, die den Eigengeschmack des alternativen Öls (in unserem Fall Bio-Sonnenblumenöl) wettmacht. Bei unserem getreidefreien Produkt ZAGLER Bio-Fred&Wilma-Müsli ist es uns gelungen, ganz auf ein Fett zum Backen zu verzichten. https://www.mueslibaer.com/de/bio-fred-wilma-musli.html
Selbstverständlich ist unser „echter reiner Österreicher“, das ZAGLER Bio-Apfel-Honigmüsli auch ohne Palmfett und mit Sonnenblumenöl. https://www.mueslibaer.com/de/zagler-bio-apfel-honigmuesli.html
Eine Leichtigkeit ist es auch, wenn Ingwer und Zimt im Spiel sind. https://www.mueslibaer.com/de/bio-ingwer-zimt-honigmuesli.html
Bei Verkostungen gemeinsam mit Kunden haben wir festgestellt, dass die Nachfrage nach Produkten ohne Palmfett durchaus gegeben ist. Kosten die Konsumenten dann jedoch ein Produkt mit und ein Produkt ohne Palmfett, ist es in 90 % der Fälle so, dass die Produkte mit Palmfett gekauft werden. Wie schaffen es große Handelsmarken oder industrielle Produktionen, auf Palmöl zu verzichten? Durch Zusatz von Emulgatoren, Stabilisatoren, einen sehr hohen Anteil an Zucker und oder Salz hilft man sich hier ab.
In der Kommunikation spricht man davon selbstverständlich nicht. Da schreibt man dann ganz groß drauf ,frei von Palmöl’, was ja auch korrekt ist. Es müsste aber dann eigentlich auch auf der Verpackung stehen, was alles in der Zutatenliste hinzugefügt wurde, dass das Palmöl weggelassen werden konnte. Diese Vorgänge wiedersprechen der Philosophie von ZAGLER MÜSLIBÄR ganz eindeutig. Hier steht Mutter Erde und der Planet an erster Stelle, genauso wichtig ist mir aber auch die Ehrlichkeit gegenüber den Konsumenten.
Es ist mir ein großes Anliegen, dass wirklich nur das in der Packung drinnen ist, was auch draufsteht. Ein oft gehörtes Argument ist auch, dass Palmöl ein sehr preisgünstiger Rohstoff ist. Vergleicht man hier den Rohstoffpreis eines Produktes wie vom verwendeten Premium-Bio-Palmöl und eines Premium Bio-Sonnenblumenöls objektiv, stellt man fest, dass der Preis für das Palmöl in vielen Fällen höher ist.
Interessante Informationen zum Thema finden Sie auch hier: https://utopia.de/ratgeber/bio-palmoel/“
ZAGLER BIO GMBH
20. 01. 2021
Wir meinen: Lesen Sie Zutatenlisten genau und vollständig. Nur dort sind alle Inhaltstoffe aufgelistet.