Zum Inhalt
Stibitzer Cider Flasche
Stibitzer Cider wird in Belgien produziert, obwohl die Aufmachung etwas anderes vermuten lässt. Bild: VKI

Stibitzer Cider: Als typisch österreichisch beworben, aber hergestellt in Belgien

Konsumentinnen und Konsumenten kritisieren weite Transportwege österreichischer Äpfel nach Belgien zur Produktion von Cider, der dann in Österreich abgefüllt und vertrieben wird. Stibitzer Cider ist somit kein heimischer Apfelwein, sondern stibitzt das Österreich-Image.

Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Stibitzer Cider verspricht, ein durch und durch österreichisches Produkt zu sein, wird aber in Belgien produziert.

Das ist das Problem

Das steht drauf: Stibitzer Cider

Gekauft bei: in vielen Geschäften erhältlich

Herr T. ist einer absurden Werbung mit heimischem Obst auf die Spur gekommen. Er hat beim Stibitzer Cider zuerst gedacht, ein österreichisches Produkt lokal und ressourcenschonend gekauft zu haben: „Gestern habe ich mir eine Dose Stibitzer Cider aus ‚100 % österreichischen Äpfeln‘ genauer angeschaut. Das böse Erwachen kommt bei der Produktinformation: ‚Hergestellt in Belgien, abgefüllt durch Brau Union Österreich‘.“

Das lässt für Herrn T. nur eine Schlussfolgerung zu: „Österreichische Äpfel und Birnen werden nach Belgien gefahren, wahrscheinlich mit dem Lkw, dort verarbeitet, und wieder nach Österreich gebracht, um verkauft zu werden!“

Herr T. ist aufgebracht: „Ökologisch ist das nicht, obwohl es anscheinend derzeit noch ökonomisch Sinn macht!“ Er werde Stibitzer jedenfalls so lange nicht mehr kaufen, bis der Cider in Österreich hergestellt wird.

×
Stibitzer Cider: Detail 100 % österreichische Äpfel
Stibitzer Cider: Unser Leser dachte zunächst, ein durch und durch österreichisches Produkt erworben zu haben. | Bild: VKI
Stibitzer Cider: Hergestellt-in-Angabe
Stibitzer Cider: Tatsächlich reisen die Äpfel von Österreich nach Belgien zur Cider-Herstellung und wieder retour zur Abfüllung und zum Vertrieb. | Bild: VKI
Stibitzer Cider: Detail 100 % österreichische Äpfel
Stibitzer Cider: Unser Leser dachte zunächst, ein durch und durch österreichisches Produkt erworben zu haben. | Bild: VKI
Stibitzer Cider: Hergestellt-in-Angabe
Stibitzer Cider: Tatsächlich reisen die Äpfel von Österreich nach Belgien zur Cider-Herstellung und wieder retour zur Abfüllung und zum Vertrieb. | Bild: VKI

Warum reisen Äpfel in der EU hin und her?

Das ist in der Tat erstaunlich und ärgerlich. Die Auslobung „100 % garantiert österreichische Äpfel“ in einem roten Siegel am Etikett lässt ein Produkt erwarten, dessen Herstellungsort in Österreich liegt. Das trifft aber nicht zu. Die Äpfel reisen von Österreich nach Belgien zur Cider-Herstellung und dann laut Produktbeschreibung wieder retour zur Abfüllung und zum Vertrieb durch die Brau Union Österreich AG.

Abgesehen davon, dass Einwegdosen oder -flaschen nicht nachhaltig sind, ist diese Praxis der weiten Transportwege sehr fragwürdig. Vor allem auch deshalb, weil das Produkt mit der österreichischen Herkunft wirbt: „Mein Stibitzer trägt nicht nur einen typisch österreichischen Namen, er ist mit 100 % österreichischen Äpfeln und Birnen auch ein unverwechselbar heimischer Cider!“ So zu lesen auf der Website des Herstellers.

Produktion in Belgien

Zumindest führt der Produzent den Herstellungsort Belgien am Etikett an. Auch auf der Website findet sich ein Hinweis auf die belgische Produktion. Die Erzeugung von Cider sei hierzulande technisch nicht möglich, kommentiert die Brau AG unsere Kritik. Wieso denn das? Die Begründung mit technischen Gegebenheiten ist uns von vielen Firmen bekannt. In diesem Fall dient sie zur Argumentation für hunderte von Transportkilometern, die die Zutaten des Stibitzer Ciders zurücklegen, um am Ende ihrer Reise in Österreich zur Abfüllung bereit zu sein.

Was genau ist eigentlich Cider?

Apfelmost oder -sturm ist ein in Österreich durchaus bekanntes Getränk. Was ist der Unterschied zu Cider? Bei diesem wird vergorener Apfelsaft noch mit reinem Apfelsaft und Kohlensäure verfeinert. Dadurch schmeckt dieses leicht perlende Getränk fruchtiger und der Alkoholgehalt ist niedriger als bei Most. Cider findet sich bei uns mittlerweile auf vielen Getränkekarten in Restaurants oder im Supermarkt. Auch österreichische Betriebe stellen Cider her, häufig aus heimischen Bioäpfeln oder -birnen. Da fallen die Äpfel also nicht notwendigerweise so weit vom Stamm, wie es uns die Brau Union weismachen will.

Freiwillige Kalorien-Angabe

Die freiwillige Kalorienangabe des Herstellers finden wir sehr hilfreich: Laut Etikett hat der Cider pro 100 ml 49 kcal. Eine Flasche Cider mit 330 ml entspricht damit einer Zufuhr von 162 kcal – das ist nicht wenig! Gut zu wissen, denn bei Getränken mit mehr als 1,2 vol. % Alkohol müssen die Hersteller keine Kalorien- und Nährwerte angeben. Der Nutri-Score darf bei diesen Produkten gar nicht verwendet werden.

Reaktion der Brau Union Österreich AG

Der Hersteller lässt den österreichischen Cider in Belgien produzieren.

„Bei unserem Stibitzer Cider werden ausschließlich 100 % österreichische Äpfel und Birnen verwendet. Den Herstellungsprozess können Sie sehr gerne auf unserer Website verfolgen: https://www.stibitzer.at/herstellungsprozess/

Aktuell verfügen wir nicht über die technischen Möglichkeiten, Stibitzer Cider zur Gänze in Österreich zu produzieren, deswegen erfolgt die Produktion (Herstellung) unter der Erfüllung aller Qualitätsanforderungen in unserer Schwester-Brauerei in Belgien. Abgefüllt wird der fertige Cider dann in Puntigam (Flasche) und Schwechat (Dose).

Die Information über die Herkunft und Produktion unserer Produkte ist schon seit der Einführung am österreichischen Markt auf der Verpackung ausgelobt, um unseren Konsumenten völlige Transparenz diesbezüglich zu bieten.“

Brau Union Österreich AG
15.9.2022

Wir empfehlen

Lesen Sie am Etikett nach, um Herkunft der Rohstoffe und den Herstellungsort herauszufinden. Wie beim Stibitzer Cider könnten Sie überrascht sein, Angaben am Produkt zu finden, die der Aufmachung widersprechen.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Blaschke Kokoskuppeln: Shrinkflation

Blaschke Kokoskuppeln: Shrinkflation

Die Firma Blaschke hat ihre "Kokoskuppeln" vor zwei Jahren pro Stück um 2,5 Gramm verkleinert. Die Dreierpackung mit 113 Gramm ist im Vergleich zu 2022 aber um 22 Prozent teurer.

Alete Kinderkeks: Zucker für Babys?

Alete Kinderkeks: Zucker für Babys?

Der Hersteller empfiehlt „Alete Kinderkeks“ für Babys ab dem achten Monat. Laut Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation sollten Kinder unter einem Jahr keinen zugesetzten Zucker konsumieren.

Lambertz Lebkuchen: viel Luft in der Packung

Lambertz Lebkuchen: viel Luft in der Packung

Es sieht so aus, als würden mindestens drei Stück "Lambertz Lebkuchen" in der Plastiktasse fehlen. Der Hersteller begründet die viele Luft mit Produktschutz – Konsument:innen sehen eine Mogelpackung.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang