Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Das Stoffsackerl mit Bio- und Fairtrade-Aufdruck soll besonders natürlich wirken, ist aber zusätzlich zur Kunststoffverpackung sinnlos und wenig nachhaltig.
Spar Natur pur Bio-Langkorn-Reis weiß: Unnötiges Stoffsackerl
Unnötiger Materialaufwand! Der "Spar Natur pur Bio-Langkorn-Reis weiß" ist in einem transparenten Kunststoffbeutel und darüber hinaus noch in einem bunt bedruckten Sackerl aus Baumwolle verpackt – ob sich Spar das nicht sparen könnte?
Das ist das Problem
Das steht drauf: "Spar Natur pur Bio-Langkorn-Reis weiß"
Gekauft bei: Spar
"Nach einem Lebensmitteleinkauf bei Spar habe ich mit Bedauern festgestellt, dass man sich bei Bio- oder Fairtrade-Produkten leider nicht immer nachhaltige bzw. umweltfreundliche Verpackung erwarten kann", schreibt uns Frau L. enttäuscht. Als umweltbewusste Konsumentin achte sie sehr auf ökologische, sparsame und nachhaltige Verpackungen sowie die Herkunft der Lebensmittel.
Die Aufmachung des Stoffsackerls mit Bio- und Fairtrade-Aufdruck, in dem der "Spar Natur pur Bio-Langkorn-Reis weiß" angeboten wird, schien ihrer Erwartung zu entsprechen, doch die zusätzliche Kunststoffverpackung entlarvte das es eher als Werbegag denn als ökologische Verpackung. Günstigere Reismarken kämen zudem oft mit nur einer Kartonverpackung aus.
Unnötige Doppelverpackung
Reis benötigt nur wenig Produktschutz, da er nicht besonders bruchgefährdet ist. Er wird auch von Bio-Marken oft nur in Kunststoffbeuteln verkauft, was zeigt, dass diese Verpackungsvariante grundsätzlich ausreicht. Immer wieder haben wir deshalb zusätzliche Kartonverpackungen bei Reis in Sackerln kritisiert.
Warum Spar den Bio-Langkorn-Reis der Eigenmarke extra noch in einen kleinen Stoffbeutel verpackt, ist uns schleierhaft. Klar, der Stoffbeutel allein reicht nicht als Schutzverpackung für den Bioreis. Das verstehen wir. Bei diesem Produkt stört uns auch nicht das Plastiksackerl, sondern die zusätzliche Stofftasche.
Extra Baumwollsackerl fürs Image?
Zugegeben, der bunt bedruckte Stoffbeutel suggeriert eine gewisse "Natürlichkeit" und "Nachhaltigkeit" – aber extra Baumwolle verwenden, nur um das Marketing der Bio-Eigenmarke zu unterstreichen? Umweltbewusste Kund:innen durchschauen solche Schmähs! Gerade die Baumwollherstellung verbraucht enorm viele Ressourcen und Energie.
Wiederverwendbarkeit fraglich
Natürlich könnte, wer möchte, dieses Mini-Stofftascherl weiterverwenden. Aber ehrlich, wer wird tatsächlich einen kleinen Stoffbeutel im Alltag verwenden, auf dem die Kochanleitung für Reis aufgedruckt ist? Zudem ist das Stoffsackerl mit zwei Nähten zugenäht, ein Auftrennen ist eher umständlich.
Durchaus denkbar, dass viele das Tascherl einfach durchschneiden und damit auch die Henkel entfernen, wodurch ein weiterer Verwendungszweck wegfällt. Mit Henkel wäre zum Beispiel noch der Einsatz als Wäscheklammernbeutel denkbar, ohne hat es sich schon mal als Putzhandschuh bewährt, aber mehr fällt uns dazu auch nicht ein.
Recycling-Karton bei Reis problematisch
Eine Verpackung aus reinem Recyclingkarton eignet sich für Reis nicht, da aus dem Karton bzw. den darin enthaltenen Farbstoffen Mineralöle auf Lebensmittel übergehen können. Besonders bei trockenen Lebensmitteln mit einer großen Oberfläche wie bei Reis besteht die Gefahr, dass sie Mineralöle anreichern, die potenziell gesundheitsschädlich sind.
Reaktion von Spar
Der Handelskonzern begründet die Verwendung des Plastikbeutels, aber nicht die des zusätzlichen Stoffbeutels.
"Grundsätzlich ist es schwierig, von Nachhaltigkeit zu sprechen, wenn ein Produkt aus Ländern wie Indien oder China kommt. Wer sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte als Beilage vielleicht auf Bulgur oder Polenta ausweichen, welche aus heimischen Rohstoffen produziert werden können.
Zum Langkornreis selbst kann mitgeteilt werden, dass sich das Label Spar Natur pur Bio auf die Art der Erzeugung bezieht. Der Reis stammt ausschließlich aus biologischer Landwirtschaft, hier wird etwa der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark reglementiert.
Die Verpackung dient daher auch dem Schutz des Bio-Produktes. Vor allem bei langen Transportwegen können bei sogenannten Trockenlebensmittel wie Reis Mineralölkohlenwasserstoffe aufgrund diverser Faktoren wie Emissionen, Verbrennungsgase/Abgase, Feinstaub und Ruß aus dem Umfeld in Lebensmittel gelangen.
Um die hohe Qualität des Bio-Produktes zu sichern, ist daher ein zusätzlicher Schutz durch einen Plastikbeutel notwendig.
Ich hoffe, ich konnte damit die Frage aufklären und gebe natürlich das Feedback an die Fachabteilung weiter."
Spar Österreichische Warenhandels-AG
23.1.2023
Wir empfehlen
Bei Reis ist eine Doppelverpackung nicht notwendig. Vermeiden Sie unnötigen Müll von zusätzlichen Karton- oder Stoffverpackungen, die bei der Herstellung wertvolle Ressourcen verbrauchen. Greifen Sie aus Gründen der Nachhaltigkeit und zur Abwechslung doch auch zu heimischen Reis-Alternativen wie Zartweizen, Haferreis oder Couscous.
Lesen Sie auf konsument.at
Getreidealternativen: Hirse, Grünkern, Rollgerste & Co (1/2023)
https://konsument.at/getreidealternativen-hirse-gruenkern-rollgerste-co/66200
Test: Reis - Arsengehalt verringern 10/2018
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