Was alles versprochen und dann nicht gehalten wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Eingefärbter Alaska-Seelachs, der gar kein Lachs ist und den bedenkliche Farbstoffe wie „echter“ Lachs aussehen lassen. Achtung außerdem vor dem hohen Salzgehalt!
FjordGold Alaska-Seelachs Mus gesalzen; (Bild: A. Konstantinoudi/VKI)
FjordGold Alaska-Seelachs Mus gesalzen: Die Alaska-Seelachs-Produkte von FjordGold sind ein Ersatz für echten Lachs. Die Aufschrift "Lachsersatz" zeigt das korrekt an. (Bild: A. Konstantinoudi/VKI)
FjordGold Alaska-Seelachs Mus gesalzen: Um wie echter Lachs auszusehen, ist das Produkt mit Azofarbstoffen eingefärbt. (Bild: A. Konstantinoudi/VKI)
FjordGold Alaska-Seelachs Mus gesalzen: Neben den Azofarbstoffen fiel uns auch der hohe Salzgehalt auf. (Bild: A. Konstantinoudi/VKI)
Das steht drauf: FjordGold Alaska-Seelachs Mus gesalzen
Gekauft bei: in vielen Geschäften erhältlich
Der Hinweis „Lachsersatz“ auf den Alaska-Seelachs-Produkten der Marke FjordGold lässt schon vermuten, dass diese mit echtem Lachs nicht viel zu tun haben. Wer einen Blick auf die Zutatenliste wirft, erfährt die ganze Wahrheit über den lachsfarbenen Inhalt. So auch eine Kundin, die uns Folgendes gemeldet hat: „Ich habe mir interessehalber die Zutatenliste von Alaska-Seelachs Mus der Marke FjordGold durchgelesen und war entsetzt! Eigentlich weißer Seelachs wird mit mehreren Farbstoffen eingefärbt, um Lachs zu imitieren? Noch dazu werden Farbstoffe verwendet, die laut Etikett die Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen können!“ Die Konsumentin fragt beunruhigt, ob solche Produkte überhaupt am Markt sein dürfen, es sei für sie unverständlich.
Die Alaska-Seelachs-Produkte von FjordGold sind ein Ersatz für echten Lachs. „Lachsersatz“ steht auch korrekterweise auf dem Etikett, ebenso der Hinweis „gefärbt“. Alaska-Seelachs, auch Alaska-Pollock genannt, ist nicht mit den Lachsen verwandt, sondern gehört zur Familie der Dorsche. Mit echtem rosafleischigen Lachs hat Seelachs also nichts zu tun.
Die Lebensmittelindustrie nutzt den Namen Alaska-„Seelachs“ schon seit gut einem Jahrhundert, um den Absatz zu steigern. Grund: Der beliebte echte Lachs ist mengenmäßig knapper geworden. Eingefärbt, um echten Lachs zu imitieren, wird der Alaska-Pollock als Seelachs-Mus, -Scheiben oder -Schnetzel verkauft. Ansonsten landet der weißfleischige Fisch meist in Form von Fischstäbchen, Schlemmerfilets oder fertigen Pfannengerichten auf dem Teller.
Wir haben uns aufgrund des Hinweises der Konsumentin die Zutatenliste auf dem Etikett am Glas von FjordGold Alaska-Seelachs Mus angeschaut. Die Farbstoffe Gelborange S und Cochenillerot A sind hier aufgelistet. Es handelt sich um sogenannte Azofarbstoffe. Das sind synthetische Farbstoffe, die seit ihrer Herstellung aus Teer Mitte des 19. Jahrhunderts auch bei Lebensmitteln zum Einsatz kommen. Einige sind bereits verboten. Seit Juli 2010 gilt nach einer EU-Verordnung: Lebensmittel, welche die Azofarbstoffe Tartrazin (E 102), Chinolingelb (E 104), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Allurarot (E 129) oder Cochenillerot A (E 124) enthalten, müssen in der Europäischen Union mit dem gesonderten Warnhinweis „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“ gekennzeichnet werden.
Ausgenommen von der Kennzeichnungspflicht und Angabe der Farbstoffe sind übrigens Getränke mit mehr als 1,2 % vol Alkohol wie zum Beispiel Aperol.
Auf dem Alaska-Seelachs Mus ist der Warnhinweis zu den Azofarbstoffen korrekt angebracht. Aufgrund der chemischen Struktur dieser Farben besteht der Verdacht, dass sie Pseudoallergien hervorrufen können. Laut Studien könnten Azofarbstoffe ADHS-Symptome (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivität) verschlimmern. Das Mus aus Lachsersatz ist im Vergleich zu bunten Süßigkeiten mit Azofarbstoffen für Kinder sicherlich weniger attraktiv. Dennoch ist es unverständlich, warum weiterhin Produkte mit diesen Farbstoffen erhältlich sind.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die akzeptierbare tägliche Aufnahmemenge bei Cochenillerot A bereits herabgesetzt. Wir würden ein Verbot der bedenklichen Farbstoffe begrüßen, denn sie stellen ein unnötiges Risikopotenzial dar. In Bio-Produkten sind künstliche Farbstoffe verboten.
Neben den bedenklichen Azofarben ist uns der extrem hohe Salzgehalt mit 8,3 g Salz/100 g im Fischmus negativ aufgefallen. Das ganze 125-g-Glas enthält 10,4 g Salz. Pro Tag sollten Erwachsene laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) maximal 5 g Salz zu sich nehmen. Das entspricht der Menge eines gestrichenen Teelöffels. Wer also ein paar dick bestrichene Fischbrötchen isst, erreicht bald die Tagesdosis!
Seelachs-Schnetzel eignen sich gut zum Garnieren belegter Brötchen. Die einzelnen Bestandteile derselben, also Baguette, Schinken, Käse, Kaviar, Mayonnaise und eingelegtes Gemüse, enthalten ebenfalls viel Salz und machen solche Brötchen zu einer wahren Salzbombe. Bitte nur selten zugreifen!
Der polnische Hersteller Lisner beruft sich in seiner Stellungnahme zu unserer Anfrage und Kritik auf die in allen EU-Ländern geltenden Anforderungen zur Kennzeichnung. Demnach sehe er die volle Produktsicherheit, insbesondere die Gesundheitssicherheit von seiner Seite gewährleistet. Das vor allem auch in Deutschland beliebte Rezept sei seit 30 Jahren bewährt und unverändert, schreibt Lisner. Hier ist also leider so bald keine Änderung hinsichtlich der Verwendung von bedenklichen Zusatzstoffen zu erwarten. Wir raten daher: Ersetzen Sie diesen Lachsersatz! Greifen Sie besser zu Produkten ohne Azofarbstoffen oder am besten gleich zu echtem Lachs aus Bio-Produktion.
Lisner beruft sich auf bewährtes Rezept und Einhaltung der EU-Anforderungen.
„Beide Produkte, also FjordGold Alaska-Seelachs Mus 125 g und Alaska Seelachs Scheiben 100 g sind vor allem in Deutschland bekannte Produkte auf dem Markt, da sie auch von da stammen. Ihre Geschichte basiert auf einem bewährten Rezept, das seit Jahren unverändert ist (weil es fast 30 Jahre alt ist).
Die Produkte sind spezifisch (relativ viel Salz), aber sehr geschätzt, beliebt und auf verschiedene Weise als Zusatz in anderen Kombinationen verwendet.
Sowohl die Zusammensetzung – Rezeptur – des Produktes als auch seine Kennzeichnung entsprechen allen in allen EU-Ländern geltenden Anforderungen. (Verordnung EU Nr.1169/2011, Verordnung EU Nr. 1129/2011, Verordnung EU Nr. 1333/2008, Verordnung EU Nr. 2020/1819).
Somit gewährleistet der Hersteller und Vertreiber die volle Produktsicherheit – insbesondere die Gesundheitssicherheit. Der Verbraucher erhält alle nötigen Informationen, die es ihm ermöglichen, die richtige – die am besten geeignete – Wahl zu treffen.“
Lisner Poznan Sp. z o.o. Sp.k.
5.10.2021
Wir empfehlen: Aufgrund der enthaltenen Azofarbstoffe und des hohen Salzgehalts bitte beim FjordGold Alaska-Seelachs Mus und ähnlichen Produkten nur selten zugreifen! Genießen Sie stattdessen geräucherte Fischfilets oder biologische und echte Lachs-Produkte.
Ärger über das Bipa-Produkt "BI Life Flohsamenschalen gemahlen": Das Produkt besteht hauptsächlich aus Calcium und Magnesium, die Flohsamenschalen machen nur etwa ein Siebtel des Inhalts aus.
Der Hersteller hat das "Extra Classic Müsli" um 50 Gramm "geshrinkt" und verkauft es um 17 Prozent teurer als zuvor! Die Kennzeichnungen sind auf der neuen gelben Farbe der Verpackung schwer zu lesen.
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Trotz Sichtfenster: Der überraschend große Leerraum im Überkarton der "Golden Bridge Protein Müsliriegel Erdbeer-Himbeer" verärgert Konsument:innen, die mehr Inhalt erwartet haben.
Rückschritt bei der Herkunftskennzeichnung der "Dulano Puten Salami" von Lidl bei der sich die bereits verbesserte Lesbarkeit wieder verschlechtert hat.
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