Nachtlinsen korrigieren die Fehlsichtigkeit, indem sie die Hornhaut gezielt modellieren. Tagsüber werden dann weder eine Brille noch herkömmliche Linsen benötigt. Auch Jonathan braucht seither keine mehr. Kurzsichtige bis etwa sechs Dioptrien und Menschen mit geringer Hornhautverkrümmung können davon profitieren. Die korrigierende Wirkung kann, abhängig von der Stärke der Kurzsichtigkeit, 16 bis 48 Stunden anhalten. Somit müssten die Kontaktlinsen nur alle zwei Nächte getragen werden. Die Kosten für die Linsen und die Anpassungstermine beim Augenarzt übernimmt die Gesundheitskasse (ÖGK).
Erstellung einer Hornhauttopografie
Die häufigsten Nebenwirkungen von Ortho-K-Linsen sind Hornhaut- und Kontaktlinseninfektionen, berichtet Gabriela Seher. Deshalb seien sie bei Kindern nicht immer die erste Wahl. „Wenn aber der Wunsch danach besteht und das Kind gut geeignet ist, sind sie eine der zur Verfügung stehenden Methoden.“ Um die Eignung festzustellen, muss bei einer augenärztlichen Untersuchung die genaue Dioptrienstärke festgestellt und eine Hornhauttopografie, eine Art „Landkarte der Hornhaut“, gemacht werden.
„Die Linse muss exakt an die Oberfläche der Hornhaut angepasst werden“, erklärt Seher. Mit verschiedenen Programmen wird dann berechnet, wie die Linse genau aussehen muss. Hornhauterkrankungen dürfen keine vorliegen. Nach der Anpassung wird geübt, wie die Linse eingesetzt und herausgenommen wird, auch die Linsenpflege wird besprochen. Nach der ersten Nacht ist ein Kontrolltermin notwendig, um nachzusehen, ob durch die Linse keine Druckstellen auf der Hornhaut entstehen. Kontrollen werden in der ersten Zeit regelmäßig durchgeführt.
Kurzsichtigkeit wird von der Linse „weggedrückt“
Wer eine Ortho-K-Linse verwenden möchte, sieht jedoch nicht bereits nach der ersten Nacht perfekt. Bis die Kurzsichtigkeit von der Linse „weggedrückt“ wurde, kann es bis zu zwei Wochen dauern. Hinzu kommt, dass das Sehvermögen im Laufe des Tages wieder zurückgeht, wenn die Linsen z. B. vergessen werden oder das Tragen ganz abgebrochen wird.
Dies könne laut Seher z. B. im Auto ein Problem werden: „Wenn ich fahre und es kommt ein Teil der Myopie wieder, kann es passieren, dass ich zwar ohne Sehhilfe nicht weiterfahren kann, meine Brille aber zu stark ist, weil diese z. B. vier Dioptrien hat, ich aber gerade nur zwei benötige.“ Verzichten sollten Träger von Ortho-K-Linsen zudem auf nächtliche Autofahrten.
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