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Älterer Mann der unter Schwindel leidet hellblauer Hintergrund
Schwindel kann sehr viele unterschiedliche Ursachen haben. Bild: pathdoc / Shutterstock.com

Homöopathie gegen Schwindel

Können homöopathische Präparate mit Anamirta cocculus gegen Schwindel helfen?

Wissenschaftliche Belege fehlen. Es war nur eine einzige Studie auffindbar, in der untersucht wurde, ob ein homöopathisches Präparat gegen Schwindel hilft. Die Arbeit ist allerdings so mangelhaft, dass sie keine verlässliche Aussage zulässt.

Cocculus-Präparate

Schwindel (Vertigo) nennt man das Gefühl, dass alles schwankt oder sich dreht. ­Zusätzlich können Benommenheit und Übelkeit auftreten. Oft machen Schwindelanfälle Angst und vor allem bei älteren Menschen erhöhen sie das Sturzrisiko.

Homöopathische Cocculus-Präparate, in ­denen ein Extrakt aus den Früchten der Scheinmyrte (Anamirta cocculus) in homöopathischer Dosierung enthalten ist, sollen Schwindel angeblich lindern können. Dazu sind meist noch weitere, je nach ­Produkt und Herstellerfirma unterschiedliche homöopathisch verdünnte Inhaltstoffe bei­gemengt.

Taumea und Vertigoheel ­heißen zwei der Präparate auf Basis des Cocculus-­Extraktes. Laut den Herstellerfirmen sollen sie bei Schwindel unterschied­licher Ursache helfen. Unsere Kooperationspartner von medizin-transparent.at ­haben nach Studien gesucht, die das belegen.

Keine wissenschaftliche Belege

Sie fanden eine einzige Arbeit, in der das Schwindel-Präparat Vertigoheel untersucht worden war. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass das homöopathische Mittel gleich wirksam ist wie ein anderes Schwindel-Medikament (Betahistin). Aufgrund großer Mängel ist die Aussagekraft der Studie jedoch sehr gering. Wissenschaftliche Belege für eine Wirksamkeit liegen somit nicht vor.

Seine Anti-Schwindel-Wirkung soll Cocculus-Extrakt über einen Inhaltstoff entfalten, der in höherer Dosierung giftig ist (­Pikrotoxin). Dieser Stoff wurde in der Vergangenheit bereits in der Behandlung ­bestimmter Schwindel-Arten getestet. Für die Produkte Vertigoheel und Taumea wird der Cocculus-Extrakt etwa 10.000-fach verdünnt. In der Homöopathie wird das als Verdünnungsstufe D4 bezeichnet. In dieser Verdünnungsstufe könnten manche ­Inhaltstoffe aber durchaus noch Nebenwirkungen hervorrufen.

Symptom, keine Krankheit

Schwindel ist ein Symptom und keine ­eigenständige Krankheit. Er kann sehr viele unterschiedliche Ursachen haben, etwa Störungen des Gleichgewichtsorgans, Durchblutungsstörungen, Krankheiten des Nervensystems oder Herz-Kreislauf-­Erkrankungen. Es können auch psychische Probleme dahinterstecken.

Oft bleibt die Ursache für den Schwindel ungeklärt. Das gilt besonders bei älteren Menschen. Fachleute gehen davon aus, dass es bei diesen kleinere Störungen in mehreren Bereichen sind, die die Beschwerden auslösen. Betroffene sollten medizinisch abklären lassen, ob dahinter eine Erkrankung steckt, die rasch behandelt werden sollte.

Bei einer bestimmten Schwindel-Art, dem sogenannten gutartigen Lagerungsschwindel, kann in der Arztpraxis sofort geholfen werden: Hier verursachen kleine Körnchen im Innenohr die Beschwerden. Ist eine ­behandlungsbedürftige Erkrankungen als ­Ursache ausgeschlossen, kann man manchmal einfach abwarten. Meist bessert sich der Schwindel nach einiger Zeit von selbst.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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Bild: medizin transparent

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"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin Transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

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