Wissenschaftliche Belege fehlen. Ein auffälliger Krebsabstrich schürt bei vielen Frauen die Sorge vor Gebärmutterhalskrebs. Das Vaginalgel Deflagyn soll das Risiko dafür senken, wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit waren jedoch nicht auffindbar. Eine Studie zu Deflagyn weist Mängel auf und ist daher nicht aussagekräftig.
Auffälliger Krebsabstrich
Bei frauenärztlichen Untersuchungen wird regelmäßig ein Krebsabstrich (Pap-Test) gemacht. Sind dabei Zellveränderungen zu erkennen, werden zur Abklärung üblicherweise weitere Untersuchungen gemacht. Auffällige Zellveränderungen müssen weder Krebs noch Vorstufen von Krebs sein, es kann sich auch um eine harmlose Entzündung handeln. In jedem Fall vergeht bis zur nächsten Untersuchung Zeit, in der sich Zellveränderungen auch von selbst wieder zurückbilden können. Betroffene sind verständlicherweise beunruhigt.
Deflagyn – was ist das?
Im Internet wird das Vaginalgel Deflagyn angeboten. Es wird damit beworben, Zellveränderungen am Gebärmutterhals positiv zu beeinflussen und zu verbesserten Befunden der Krebsfrüherkennung beitragen zu können. Viele Frauen verstehen darunter, dass ihr Pap-Test bei der darauffolgenden Kontrolle nicht mehr auffällig sein wird, wenn sie Deflagyn anwenden. Sie hoffen wohl auch, das Risiko für Gebärmutterhalskrebs senken zu können.
Was kostet Deflagyn?
Für die empfohlene Behandlungsdauer von ca. drei Monaten zahlt man etwa 150 Euro (Stand August 2023).
Deflagyn wofür?
Das Gel ist in Österreich rezeptfrei erhältlich und soll täglich mit einem Applikator tief in die Vagina eingebracht werden. Deflagyn ist ein Medizinprodukt und kein Arzneimittel. Die Prüfung des Medizinprodukts wird durch ein vom Hersteller selbst ausgewähltes Prüf-Institut durchgeführt, das dafür vom Hersteller Geld erhält. Bei Deflagyn wird durch den Hinweis „studiengeprüft“ und durch die Empfehlung von Ärzt:innen der Eindruck erweckt, dass es sich um ein wissenschaftlich nachgewiesen wirksames Produkt handelt.
Was bewirkt Deflagyn?
Unser Kooperationspartner medizin-transparent.at hat recherchiert, ob es für die Wirksamkeit von Deflagyn fundierte wissenschaftliche Belege gibt. Sie fanden eine einzige Studie, die prinzipiell geeignet wäre, die Wirksamkeitsbehauptungen zu belegen. Die Studie weist jedoch Mängel auf. Die veröffentlichten Ergebnisse sind weder vollständig noch nachvollziehbar und daher nicht vertrauenswürdig. Es ist fraglich, ob Deflagyn die Chance erhöht, dass der nächste Pap-Abstrich unauffällig ist.
Deflagyn Nebenwirkungen
Das Gel ist zudem nicht frei von unerwünschten Wirkungen. Studienteilnehmerinnen berichten von Juckreiz und Brennen, einer verstärkten Blutung, einem blutigen Ausfluss sowie von Pilzinfektionen oder Herpes. Außerdem traten Unterleibsschmerzen oder -krämpfe auf.
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