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Ilomedin bei Knochenmarködem Knie Gelenk Hologramm
Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit einer Behandlung von Knochenmarködemen mit Ilomedin fehlen. Bild: Marko Aliaksandr / Shutterstock.com

Ilomedin bei Knochenmarködem

Können Infusionen mit Ilomedin bei einem Knochenmarködem helfen?

Wissenschaftliche Belege fehlen. Aussagekräftige Studien, die belegen, dass Ilomedin bei einem Knochenmarködem hilft, waren nicht auffindbar. Ilomedin kann jedoch teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen haben.

Knochenmarködem was ist das?

Ein Knochenmarködem ist eine Flüssigkeitsansammlung im Inneren des Knochens. Es entsteht meist durch eine ­Verletzung, aber auch durch Gelenks­entzündungen, etwa durch Gelenks­verschleiß (Arthrose) oder rheumatoide Arthritis. Am häufigsten betroffen sind die Knochen der Hüft-, Knie- und Sprunggelenke.

Bei einem Knochenmarködem schwillt das Mark an, die Durchblutung im Inneren des Knochens wird schlechter. Manche Erkrankte leiden starke Schmerzen, andere bemerken nichts ­davon. Meist verschwindet das Ödem mit der Zeit von selbst. Wenn das Ödem sehr lange andauert, kann der Knochen brüchig und porös werden. In der Fachsprache spricht man dann von Osteo­nekrose.

Alternative Behandlung

In vielen ärztlichen Ordinationen wird eine Behandlung mit dem Medikament Ilomedin (Wirkstoff Iloprost) angeboten. Die Therapie soll die Heilung beschleunigen und Schmerzen lindern. In Deutschland ist ein Medikament mit demselben Wirkstoff unter dem Namen Ventavis verfügbar.

Ilomedin wird eigentlich bei Durchblutungsstörungen eingesetzt. Zur Behandlung eines Knochenmarködems ist es nicht zugelassen. Ärzt:innen können es aber verschreiben, wenn sie glauben, dass es helfen könnte. In der Fachsprache spricht man in diesem Zusammenhang von „off-label use“, also einer ­Verwendung außerhalb der offiziellen Zulassung.

Nebenwirkungen

Ilomedin wird als Infusion verabreicht und kann schwere unerwünschte Wirkungen verursachen. Häufig kommt es zu Kopfschmerzen, Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen. Doch auch schwere Reaktionen wie Asthmaanfälle, Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungen­infarkt sind möglich. Solche potenziell lebensgefährlichen Reaktionen können laut Packungsbeilage einen von 100 bis einen von zehn Behandelten betreffen.

Doch lohnt sich die risikoreiche Behandlung?

Die Wissenschafter:innen von ­medizin-transparent.at haben sich auf die Suche nach validen Studien gemacht. Das Ergebnis der Recherche: Ob ein ­Knochenmarködem durch eine Ilomedinbehandlung schneller abheilt, wurde ­offenbar nie in aussagekräftigen Studien untersucht, deshalb gibt es auch keine Belege für die Wirksamkeit.

Neben Ilomedin werden auch noch andere Behandlungen angeboten. Zum Beispiel Bisphosphonate, die den Knochenabbau hemmen sollen, oder eine Stoßwellentherapie. In schweren Fällen wird manchmal auch der Knochen angebohrt, um die Schwellung im Inneren des Knochens zu reduzieren. Das soll den Druck im Mark verringern.

Rat der Ärzt:innen

Für keine dieser Methoden gibt es derzeit verlässliche Belege aus der Wissenschaft. Mangels einer wirksamen Behandlung gegen das ­Knochenmarködem raten Ärzt:innen deshalb dazu, den betroffenen Knochen so wenig wie möglich zu belasten und zu warten, bis das Ödem von selbst ­wieder verschwindet.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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Bild: Cochrane/medizin transparent

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