Wissenschaftliche Belege fehlen. In zwei Studien kam es mit Mannose zwar ähnlich häufig oder sogar seltener zu Blasenentzündungen als mit einem Antibiotikum bzw. ohne Behandlung. Doch die Studien sind schlecht gemacht und die Ergebnisse deshalb nicht vertrauenswürdig.
Mannose gegen Blasenentzündung
Ist Mannose zur Vorbeugung von wiederkehrenden Blasenentzündungen so gut wie oder besser geeignet als Antibiotika?
Mal wieder Blasenentzündung
Wenn frau häufig zur Toilette muss und es beim Wasserlassen brennt, ist es wohl eine Blasenentzündung - mal wieder. Viele Betroffene leiden mehrmals im Jahr unter einem Harnwegsinfekt. Fachleute schätzen, dass mehr als die Hälfte der Frauen mindestens einmal im Leben an einer Blasenentzündung erkranken.
Abhilfe ist oft schwierig, wenn man nicht immer wieder Antibiotika einnehmen möchte. Umso interessanter ist ein Präparat mit Mannose, das zur Vorbeugung von Blasenentzündungen beworben wird.
Mannose ist eine Zuckerart und kommt natürlich in Pflanzen vor. In Laboruntersuchungen haben Forscher:innen festgestellt, dass der Zucker Bakterien binden kann. Könnte Mannose sich dann nicht auch an Bakterien in den Harnwegen „klammern“ und so verhindern, dass diese eine Blasenentzündung verursachen?
Studienergebnisse wenig vertrauenswürdig
Die Fachleute unseres Kooperationspartners medizin-transparent.at haben nach wissenschaftlichen Arbeiten gesucht, die den Effekt von Mannose bei Frauen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen untersucht haben. Sie stießen auf zwei Studien, in denen Mannose verblüffend gut abschnitt.
Die Untersuchungen waren jedoch so schlecht gemacht, dass diese Ergebnisse wenig vertrauenswürdig sind. Auch unerwünschte Wirkungen von Mannose wurden in den Studien nur unzureichend untersucht. Somit ist keine sichere Aussage darüber möglich, ob Mannose wirksam und sicher ist, wenn es darum geht, Blasenentzündungen vorzubeugen.
Behandlung üblicherweise mit Antibiotika
Blasenentzündungen werden üblicherweise mit Antibiotika behandelt und klingen dann schnell wieder ab. Warum einige Frauen mehrmals im Jahr eine Blasenentzündung bekommen, weiß man noch nicht genau. Eventuell spielen genetische Faktoren eine Rolle.
Zur Vorbeugung wird häufig empfohlen, direkt nach dem Sex die Blase zu entleeren und generell viel zu trinken. Ob das hilft, ist zwar nicht gut untersucht, aber einen Versuch wert, weil dadurch vermutlich kein Schaden entsteht.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Reichen solche Verhaltensmaßnahmen nicht aus, können die betroffenen Frauen mit ihrer Ärztin:ihrem Arzt besprechen, ob eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika - in der Regel über sechs oder zwölf Monate - für sie sinnvoll ist. Antibiotika senken das Risiko für eine erneute Blasenentzündung deutlich, bringen aber auch häufig unerwünschte Wirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen in der Scheide mit sich.
Für ein anderes Mittel zur Vorbeugung von Blasenentzündungen, die Cranberry, liegen nur vorsichtige Hinweise auf eine vorbeugende Wirksamkeit vor.
Kooperation mit medizin-transparent.at
Stimmt das, was die berichten?
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